Freiraum:Auf den Punkt

Freiraum: Das Café Freiraum ist eine Institution im Viertel.

Das Café Freiraum ist eine Institution im Viertel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Restaurant "Freiraum" bietet nicht nur argentinische, sondern auch internationale Gerichte und vor allem eines: richtig gute und große Steaks.

Rebecca Brielbeck

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, das Freiraum mittlerweile geschlossen ist.

Kommt man vom Sendlinger Tor, muss man erst einmal an reichlich seltsamen Läden vorbei, bis man das argentinische Restaurant "Freiraum" in der Pestalozzistraße erreicht. An einem Geschäft, in dem man Dinge wie Lackanzüge erstehen kann, einem Saunaclub und einem Laden für doch recht außergewöhnliches Sexspielzeug. Wir befinden uns jedoch nicht inmitten der Münchner Rotlichszene, sondern im derzeit wohl angesagtesten Viertel der Stadt: dem hippen Glockenbach. Da mag der kleine Argentinier auf den ersten Blick so gar nicht dazu passen.

Das Lokal mit seinen gelben Wänden und den Kunstwerken an der Wand ist schlicht, aber dennoch geschmackvoll eingerichtet. Auf den zweiten Blick wähnt man sich in einer Bar eines südländischen Landes, allerdings eine Stunde zu früh. Zwar sind fast alle Plätze besetzt, zumeist von südländisch aussehenden Gäste, aber niemand steht herum und diskutiert lautstark, wie man sich das vielleicht etwas zu klischeehaft bei einem südamerikanischen Gasthaus vorstellt. Allerdings mag das auch daran liegen, dass es Mittwochabend ist und wir uns eben nicht in Argentinien, sondern im eher gemütlichen Bayern befinden.

Andere Länder, andere Sitten

Die wechselnde Speisekarte liegt nicht auf dem Tisch, sondern ist in der Landessprache auf eine Tafel an der Wand geschrieben. Das kann manchmal etwas problematisch sein, denn nicht jeder weiß, was beispielsweise Befecitos à la Norma sind. Wir, der spanischen Sprache allerdings nur in Maßen mächtig, können nur erraten, dass es sich um kleine Steaks handelt. La Norma, also die Norma, die Namenspatronin des Gerichts.

Obwohl das Rätselraten auch seinen Reiz hat, wäre eine deutsche Speisekarte angenehmer gewesen. So schlimm ist es aber auch nicht, denn Héctor, der nette Kellner, der im Übrigen mit seiner Frau Norma das "Freiraum" betreibt, gibt uns feundlich Auskunft über alles, was wir über das Essen wissen wollen und außerdem sorgt die Karte für Gesprächsstoff.

Bevor wir uns aber dem Hauptgang zuwenden, die Vorspeise: Hier ist die Auswahl überschaubar. Leider stehen bei unserem Besuch keine wirklich typisch argentinischen Spezialitäten zur Auswahl. Es gibt Mozzarella Caprese, Vitello Tonnato und Empanadas. Die Teigtaschen sind, wenn auch nicht landestypisch, immerhin regionaltypisch, man isst sie in Spanien, Latein- und Mittelamerika. Gefüllt sind sie mit Hackfleisch, Eiern und Rosinen. Das ist eine recht ungewöhnliche, aber durchaus schmackhafte Kombination. Das doch eher italienisch anmutende Vitello Tonnato - wir hatten insgeheim auf eine lateinamerikanische Variation spekuliert - für 7,50 Euro ist sehr lecker. Das Kalbfleisch ist zart, die Thunfischsoße gut gewürzt und überdeckt den Fleischgeschmack nicht.

Auf den Punkt

Als Hauptgang wählen wir die Befecitos für 9,50 Euro und das Entrecôte für 13,50 Euro, letzteres ist ein vier bis sechs Zentimeter dickes Zwischenrippenstück vom Rind. Dazu gibt es, typisch argentinisch, nicht viel: Die Befecitos werden mit einer scharfen, sehr knoblauchigen Paste und grünem Salat serviert, das Entrecôte erreicht ebenfalls mit grünem Salat und außerdem einem kleinen Maiskolben und drei Kartöffelchen den Tisch. Mehr braucht es aber auch nicht, denn alles würde vom - ohne Übertreibung - fantastischen Fleisch ablenken: genau auf dem Punkt gebraten und auf der Zunge zergehend.

Und auch den anderen Gästen scheint es zu schmecken: Héctor trägt einen Teller nach dem anderen in den Gastraum. Vor allem eine Damenrunde scheint ganz besonderen Appetit zu haben, denn irgendwie gehen fast alle Speisen an ihren Tisch. Mittlerweile ist es auch ziemlich voll und das Lokal entfaltet langsam die südamerikanische Gemütlichkeit, die wir anfangs vermisst hatten.

Bei der Nachspeise können wir uns dann leider nicht entscheiden und nehmen deshalb einfach alles, was das "Freiraum" zu bieten hat: Crema Catalana, Torta de chocolate und Fresco y patatas. Die Crema Catalana ist, wie schon die Empanadas, nicht wirklich typisch argentinisch, dafür aber eine der Besten, die wir in München bisher probiert haben, und der Preis von 3,50 Euro ist angemessen. Die Torta de chocolate ist hingegen nicht so ganz unser Geschmack, denn sie ist mit einer Marmelade gefüllt, deren Aroma den Schokoladengeschmack zu stark übertönt. Richtig außergewöhnlich: Fresco y batata. Ein junger Hartkäse mit Süßkartoffelgelee. Anfangs seltsam, dann immer noch seltsam und zuletzt eigentlich gar nicht so schlecht. Man braucht schließlich ein bisschen, um sich an einen neuen Geschmack zu gewöhnen.

Freiraum, Pestalozzistraße 8, 2607749, Montag bis Samstag 17 bis 24 Uhr, www.cafefreiraum.de

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