Freimann/Eching:Zwei Jahre für die Katz

Freimann/Eching: Kurze Leine: Die Heide-Diskussion trifft auch die Hundebesitzer.

Kurze Leine: Die Heide-Diskussion trifft auch die Hundebesitzer.

(Foto: Robert Haas)

Münchner CSU-Fraktion stellt die Ergebnisse des ambitionierten Modellprojekts "Südliche Fröttmaninger Heide" in Frage

Von Alexandra Vettori, Freimann/Eching

Die Stellungnahme des Heideflächenvereins zum geplanten Naturschutzgebiet "Südliche Fröttmaninger Heide" schien nur eine Formsache, doch dann ließ die Münchner CSU-Stadträtin Evelyne Menges bei der Sitzung am Dienstagabend in Eching die Bombe platzen: Die Münchner CSU-Fraktion will das während des zweijährigen, mühsamen Bürgerdialogs erstellte Zonenkonzept nicht mehr, sondern einen mindestens 300 Meter breiten Freizeitstreifen am Südende der Heide - dort, wo sie an die Münchner Wohnbebauung grenzt. Und weil der Meinungsbildungsprozess des Stadtrates trotz Fristende für die Stellungnahme am 31. Juli offenbar noch nicht abgeschlossen ist, gibt es auch kein positives Votum für die Stellungnahme des Heideflächenvereins, in dem auch München Mitglied ist.

Laut Evelyne Menges geht die Tendenz im Stadtrat nach dem kürzlichen CSU-Antrag eher dahin, dass "die Stadt mit den Zonen nicht einverstanden ist". Sie habe auch ein Gespräch mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geführt, der "auch der Meinung ist, dass das da alles sehr dicht ist". Mit dem Thema beschäftigen werde sich der Planungsausschuss aber erst am 23. September. Als Vertreterin des Stadtrates stimmte sie nun aber schon mal gegen die Stellungnahme des Heideflächenvereins, "weil eine Enthaltung würde ja bedeuten, dass es einstimmig angenommen wurde". Die Überraschung stand den übrigen Sitzungsteilnehmern ins Gesicht geschrieben, als die Vertreterin der Landeshauptstadt ihre Position darlegte: "Die Leute, die dort wohnen, müssen wie bisher joggen, es müssen Kinder spielen, auch die Hundebesitzer müssen da rein können."

Im Groben sieht das Konzept derzeit zwei frei zugängliche Areale im Westen und Südwesten vor, die zusammen rund 30 Hektar groß sind. In den blauen Zonen müssen Spaziergänger während der Brutzeit und der Zeit des Schafauftriebs auf den Wegen bleiben, von September bis März sind die Areale zugänglich. Weiter gibt es rote Zonen, wie rund um das Heidehaus, die der Umweltbildung dienen. Hier gilt ebenso das Wegegebot wie auf den drei zentralen grünen Zonen, in denen auf besonders schützenswerte Pflanzen Rücksicht zu nehmen ist. Die Regelung, dass die Anleinpflicht nicht für Hundebesitzer gelten soll, die einen Hundeführerschein besitzen, kritisierte Stadträtin Menges als "realitätsfremd". Als Rechtsanwältin wisse sie, dass es keine Rechtsgrundlage für die geplante Regelung gebe; zudem hält sie die Bußgeldbewehrung von bis zu 50 000 Euro für "absolut unverhältnismäßig". Dabei sei ihr bewusst, dass die Bürgerversammlung in Freimann für das Konzept sei: "Aber das ist halt nur ein Stimmungsbild der Anwesenden." Sollte der CSU-Antrag im Münchner Stadtrat eine Mehrheit finden, werde man sich für einen mindestens 300 Meter breiten Streifen stark machen. Die Münchner Verwaltung solle dann Vorschläge für eine neue Zonierung machen.

Der Echinger Bürgermeister und Vorsitzende des Heideflächenvereins, Josef Riemensberger (CSU), sieht wenig Spielraum für ein neues Konzept: "Wenn wir als Heideflächenverein diese Flächen naturschutzfachlich bewirtschaften sollen, kann ich mir nicht vorstellen, wie wir uns da einigen sollen." Auch Rainer Schneider, Freisinger Kreisrat der Parteifreien, zeigte sich "erschüttert über das Vorgehen der Landeshauptstadt". Seit bald 20 Jahren bemühe man sich um den Schutz des Areals, jetzt werde in letzter Sekunde alles über den Haufen geworden. Die Frage sei auch, so Schneider, wie die Abgrenzung des intensiv genutzten 300-Meter-Streifens, in dem im Übrigen besonders schützenswerte Biotope liegen, aussehen solle. Das, konterte Menges, sei nicht ihre Aufgabe: "Als Stadträtin muss ich nicht die Lösung präsentieren, sondern eine politische Zielvorgabe. Die Lösung wird Aufgabe der Verwaltung sein." Und der Vorwurf, den Bürgerdialog der vergangenen Jahre ad absurdum zu führen, beeindruckt Evelyne Menges nicht: "Das ist in der Politik manchmal so."

Der Heideflächenverein ist Grundstückseigentümer auch der südlichen Fröttmaninger Heide und für die Pflege des 374 Hektar großen Areals zuständig. Die Mitglieder bestehen aus den der Heide benachbarten Kommunen und Landkreise sowie der Landeshauptstadt. Beim Verfahren zur Schutzgebietsausweisung, das die Regierung von Oberbayern derzeit durchführt, gibt er ebenso eine Stellungnahme ab wie Kommunen oder Privatleute; das Zonierungskonzept wird darin ausdrücklich begrüßt. Die Idee, dass sich München am Siedlungsrand stärker engagiert, hatte man aber auch schon beim Heideflächenverein. So kann man sich durchaus vorstellen, dass die Stadt einen Streifen im Süden erwirbt und pflegt. 300 Meter breit wird er wohl nicht.

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