Freimann:Vor den Toren

Freimann: Ein Hauch von Privatsphäre: Auch in den Hallen in Fröttmaning werden, so wie in dieser Traglufthalle in Neubiberg, abgetrennte Bereiche eingerichtet.

Ein Hauch von Privatsphäre: Auch in den Hallen in Fröttmaning werden, so wie in dieser Traglufthalle in Neubiberg, abgetrennte Bereiche eingerichtet.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt errichtet am Rand der Fußball-Arena in Fröttmaning eine Unterkunft für 280 Flüchtlinge. Die zwei Leichtbauhallen sollen 2017 abgebaut werden, weil nebenan womöglich Schul-Pavillons gebraucht werden

Von Thomas Kronewiter, Freimann

Zumindest den Torjubel an Bundesliga-Samstagen werden sie als Erste hören, ohne jede Zeitverzögerung. Und auch die Aussicht auf die nächtens beleuchtete Allianz-Arena wird stimmen. Ansonsten verschlägt es die 280 Flüchtlinge, die von Mitte Dezember an in zwei Leichtbauhallen zu je 140 Personen am Nordrand Freimanns unterkommen werden, aber ziemlich an den Stadtrand. Am äußersten Rand der Bezirkssportanlage an der Bauernfeindstraße, nur Schritte von der Maria-Goeppert-Mayer-Straße entfernt, werden die Komplexe aufgestellt. Bis 2017 können Flüchtlinge dort bleiben, denn dann wird nebenan, direkt auf dem Sportareal, womöglich eine ganze Pavillon-Landschaft aufgebaut.

Die Schüler des Max- und des Oskar-von-Miller-Gymnasiums in Schwabing sollen dort eventuell in Pavillons einziehen, wenn ihre Schulen generalsaniert und erweitert werden. Auch diese Nachricht, von der Task Force verbreitet, kam für manchen im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann überraschend, ist aber offenbar noch nicht gesichert. Wie das Bildungsreferat auf Nachfrage erklärte, sei die Bezirkssportanlage als Auslagerungs-Standort für die Schulen zwar in Prüfung, "jedoch noch nicht endgültig gesetzt".

Nicht von ungefähr kommentierte Gremiumsmitglied Ekkehard Pascoe (Grüne) denn auch die zeitliche Befristung des Leichtbauhallen-Standorts mit einem spontanen "Schau mer mal". Es war ein spannender Abend, an dem sich drei Unterausschüsse des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann bei einer gemeinsamen Sitzung in der Schwabinger Seidlvilla drängten. Denn auch für die im Umgang mit Flüchtlingen erfahrenen Lokalpolitiker, die die Erstaufnahmeeinrichtung Bayernkaserne und das Ankunftszentrum Lotte-Branz-Straße im Stadtbezirk haben, bedeutet die Leichtbauhalle ein Stück weit Neuland. Der Komplex wird die erste Gemeinschaftsunterkunft sein - also Menschen beherbergen, die unter Umständen länger bleiben.

Wie lange, darauf hatte auch Maryam Giyahchi von der Flüchtlings-Task-Force noch keine Antwort. Wintertauglich seien die Leichtbauhallen, weil beheizt. An Details wie etwa der Unterteilung der circa 30 auf 70 Meter großen Komplexe mit Trennwänden arbeite das Baureferat gerade. Wichtig ist Giyahchi in jedem Fall, dass die für Festbauten geltenden Standards auch auf die Leichtbauhallen übertragen würden. Konkret heißt das, dass die Menschen genauso betreut werden, dass sie ebenso Aufenthalts- und Gemeinschaftsräume haben, dass ehrenamtliche Helfer willkommen sind und ein hauptamtlicher Träger installiert wird.

Erst am Tag nach der Erstinformation kann Maryam Giyahchi vorsichtig einen konkreteren Einzugstermin nennen. Mitte Dezember werden die ersten aller Voraussicht nach am Rande der Bezirkssportanlage einziehen, die Komplexe Mainaustraße am Westkreuz und Max-Pröbstl-Straße in Daglfing werden unter den bisher 14 beschlossenen Leichtbau-Standorten noch vorher eröffnen.

Einen Informationstermin für die Freimanner Nachbarn wird es natürlich geben, auch das ist bei größeren Unterkünften nun Standard. Der Termin steht noch nicht fest, der Infoabend soll aber in jedem Fall vor der Inbetriebnahme stattfinden. Wie lange die einzelnen Bewohner in Freimann sein werden, steht ebenfalls nicht fest. Schließlich handelt es sich bei den Leichtbauhallen um Elemente des Überbrückungsprogramms, das notwendig wurde, weil die Unterkünfte des Sofortprogramms nicht schnell genug fertig wurden angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen. Soll heißen, dass vielleicht auch wieder ausgezogen wird aus der Leichtbauhalle, wenn irgendwo ein Festbau Kapazitäten hat.

Viele Fragen bleiben offen an diesem Abend, Giyahchi aber verspricht, mit Details wiederzukommen. Wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern, zeigt sich am Folgetag: Den Stadtteilvertretern hatte die Task-Force-Mitarbeiterin noch von aktuell 352 Flüchtlingen berichtet, welche die Stadt München wöchentlich selbst unterbringen müsse. Am Tag danach sind es bereits 488.

Die Freimanner Sportler müssen jedenfalls keine Angst haben: Die Leichtbauhalle entsteht nördlich der Rasenspielfelder, Sportplätze werden erst betroffen sein, wenn im Frühjahr 2017 eventuell die Schulcontainer auftauchen. Dann, so heißt es, fiele eine Sportfläche weg, es werde aber auch ein neues Spielfeld angelegt.

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