Freimann:Die Kritik will nicht verstummen

Dem Bezirksausschuss Schwabing-Freimann droht eine Niederlage beim Versuch, den Siegerentwurf für die Bebauung der Bayernkaserne zu kippen. Das Planungsreferat will an der Jury-Entscheidung nicht rütteln

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Ungeachtet der massiven Kritik aus Schwabing und Freimann will die Stadtverwaltung an der Entwurfsplanung für das Neubauquartier auf dem Areal der Bayernkaserne festhalten. Das geht aus einem Brief des Planungsreferats an den Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann hervor, welcher der SZ vorliegt. Die Begründung für den Siegerentwurf, auf der das Votum der Jury basiert, "wird von Seiten des Referats für Stadtplanung und Bauordnung nicht in Frage gestellt", heißt es darin. Die Behörde lässt durchblicken, dass sie eine Debatte über die Wettbewerbskonzepte nicht will - sondern, im Gegenteil, Fakten schaffen möchte: In dem Schreiben wird eine Beschlussvorlage für den Stadtrat angekündigt, der den von den Schwabinger Lokalpolitikern heftig verrissenen Siegerentwurf zur Grundlage nimmt.

In etwa fünf Jahren sollen auf der 48 Hektar großen Konversionsfläche der ehemaligen Bayernkaserne die ersten Häuser für ein Neubauquartier mit rund 4000 Wohnungen entstehen. Derzeit läuft die sogenannte Masterplanung an, danach kommt das Bebauungsplanverfahren, das erst 2018 abgeschlossen sein soll. 38 Architekten haben am Wettbewerbsverfahren teilgenommen, sechs gingen in die Endausscheidung. Vergangenen Sommer kürte eine Jury mehrheitlich den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Max Dudler (Berlin), Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht (München) sowie Adelheid Schönborn Gartenarchitektin (Muhr am See) zum Gewinner.

Bevölkerung und Lokalpolitiker im Stadtviertel hatten indes fest damit gerechnet, dass sie die Konzepte von Erst- und Zweitplatzierten danach noch einmal in die Mangel nehmen dürfen - durften sie aber nicht. Das Planungsreferat erteilte den Sieger-Büros den Zuschlag für die Planungsleistungen. Die Stadtviertelvertreter sind deshalb ziemlich sauer. Nicht nur, weil sie sich übergangen fühlen; sondern weil sie die Entscheidung für den Dudler/Hilmer/Sattler-Entwurf für einen folgenschweren Fehler halten. In einem detaillierten Begründungspapier geißeln sie die "im Wortsinn einfältige" Konstruktion sowie den "starren Schematismus". Bereits im Februar hatte das Gremium gefordert, den Gewinner-Entwurf zu kippen und der Arbeit des zweitplatzierten Büros Ammann Albers GmbH Stadt-Werke und Studio Vulkan Landschaftsarchitektur (beide Zürich) den Vorzug zu geben. In der Sitzung am Dienstag, 28. April, will der BA einen neuen Vorstoß unternehmen, damit der Stadtrat sich noch einmal mit den Plänen beschäftigt. Dies, so heißt es in einem Beschlussvorschlag für einen überparteilichen BA-Antrag, sei dringend erforderlich. Denn mit dem Bebauungsplan werde die Weichenstellung für eine Stadtstruktur für Jahrhunderte geschaffen. "Auch Mehrheiten können irren", ficht das Papier die Jury-Entscheidung unverhohlen an. "Voten müssen rückholbar sein."

Bisher ist nicht bekannt, ob die Verantwortlichen im Stadtrat das ebenso sehen. Das Planungsreferat ist jedenfalls dagegen. Die städtebauliche Qualität der Entwürfe sei abschließend ausschließlich von der Jury zu beurteilen gewesen, heißt es in dem Schreiben an den BA. Dies sei weder in Frage zu stellen noch zu ergänzen oder zu ersetzen. Auf fünf Seiten lässt die Verwaltung keinen Zweifel daran, dass sie die Sieger-Kür inhaltlich für schlüssig und richtig hält. "Aus Sicht des Referats erlaubt gerade die kraftvolle städtebauliche Grundstruktur der Arbeit des ersten Ranges eine hohe Flexibilität und Variabilität." Sinngemäß sieht die Behörde kein Problem, das Konzept im Planungsprozess zu überarbeiten und anzupassen.

BA-Chef Werner Lederer-Piloty (SPD), von Beruf Architekt, will das nicht als abschließendes Verdikt hinnehmen. "Es hat den Anschein, dass die Sache vom Tisch soll und vorangebracht werden muss." Er bezeichnet es als "inakzeptabel", dass angesichts der kritischen Stimmen nicht noch einmal innegehalten werde. "Das letzte Wort hat der Stadtrat", sagt er, dieser solle sich die Entwürfe vor der Beschlussfassung noch einmal ansehen. "Wie immer der Stadtrat entscheidet, wir werden das Projekt selbstverständlich konstruktiv begleiten", verspricht er.

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