Freimann:Der große Aufbruch

Lesezeit: 2 min

Nur noch wenige Tage dient die Bayernkaserne als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Mit dem Rückzug der Regierung von Oberbayern wird der Weg frei zur schrittweisen Entwicklung eines neuen Stadtquartiers

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Auf dem Gelände der Bayerkaserne setzt sich in diesen Tagen der große Auszugs-Treck in Marsch. Die Regierung von Oberbayern, bisher Nutzer des Areals, verabschiedet sich und verlegt das Gros der Flüchtlinge auf andere Erstaufnahmeeinrichtungen. Die Ärzte-Organisation Refudocs zieht einen Teil ihrer Kräfte aus den Praxis-Räumen ab, ebenso reduziert die Innere Mission die Zahl der Helfer für die Asyl-Sozialbetreuung. Die Zeichen stehen auf Wandel, ein neues Kapitel in der Geschichte dieses 48 Hektar großen Kasernenareals wird aufgeschlagen: Im Kommunalreferat rollt nun der "Masterplan Baufeldfreimachung" an - ein mehrphasiges Konzept, mit dem der Boden bereitet wird für ein neues Stadtquartier.

SZ-Grafik; Entwurf: Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht (Foto: SZ-Grafik)

Die ehemalige Bayernkaserne in Freimann ist neben dem Neubaugebiet Freiham eine der größten Entwicklungsflächen für den Wohnungsbau in der Stadt. Und mit dem Auszug der Regierung von Oberbayern endet die befristete Vereinbarung, welche die Stadt für die Flüchtlings-Erstaufnahme bis Jahresende gewährt hatte. Der Stadtrat hat ohnehin längst die Weichen für das künftige Stadtquartier gestellt: Zunächst war von 3000 Wohnungen die Rede, jetzt sollen es laut Beschluss vom Juli 2015, der das Bebauungsplanverfahren ins Rollen brachte, 4000 sein. Auch einen Architekten-Entwurf gibt es bereits; es ist das Siegerkonzept der Arbeitsgemeinschaft Max Dudler (Berlin), Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht (München) sowie Adelheid Schönborn Gartenarchitektin (Muhr am See): Dieses greift das Grundmuster der Kaserne auf und ordnet die Baukörper streng strukturiert in Parzellen an. Entlang der Heidemannstraße und im Südwesteck sollen Parks angelegt werden. Im Ostteil wird eine Diagonale die Hauptstraße durch das neue Viertel bilden, entlang derer auch eine Straßenbahntrasse geführt wird.

Begrenzt haltbar: Etliche Gebäude auf dem früheren Kasernengelände müssen abgerissen werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Sozialreferat hat sich indes vom Stadtrat die Genehmigung geholt, bis 2020 in drei Gebäuden im Nordosten des Geländes noch bis zu 500 Flüchtlinge einzuquartieren. Die Entwicklung des Wohngebiets werde dadurch nicht behindert, heißt es aus dieser Behörde ebenso wie aus dem Kommunalreferat. "Wir können den Masterplan einhalten, ohne dass sich der Bauablauf verzögert", sagt Kommunalreferats-Sprecher Bernd Plank.

Demnach sollen diesem groben Fahrplan gemäß zunächst die Straßenschneisen in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung erschlossen werden. An diesen Trassen werden als erstes die Bagger und die Arbeiter anrücken und Versorgungsleitungen legen. Im Zentralbereich werden zunächst drei Gebäude abgerissen, darunter eines, das einer Schule weichen soll. Eine ganze Reihe von alten Militär-Gebäuden im Süden und Norden stehen auf jenen Flächen, die später zum Park werden sollen. Der Zeitpunkt des Abrisses für diese Häuser kann laut Behördensprecher Plank variabel gestaltet, die Gebäude können womöglich während des Bauablaufs als Lagerflächen genutzt werden. Prinzipiell soll laut Plank der Abbruch "von innen nach außen" vonstatten gehen. Dabei sei die ganze Zeit ein "Parallelbetrieb" der alten und neuen Strom-, Wasser- und Kanalleitungen möglich. Unter den allerletzten Abriss-Objekten ist in dem Plan auch das Haus 12 eingezeichnet - jenes Gebäude, in dem die Stadt ihr Kälteschutzprogramm für Obdachlose durchzieht - und für das sich schon jetzt abzeichnet, dass es wohl schwierig sein wird, einen Ersatz zu finden.

Offen ist derzeit, wie das Gelände aufgeteilt, wer genau und unter welcher Organisationsform das Areal entwickeln wird. Nach Auskunft des Planungsreferats soll der Stadtrat erst Ende 2018 das genaue Baurecht per Beschluss festlegen; ein Jahr später könne dann mit dem Bauen angefangen werden, heißt es. Nach bisheriger Beschlusslage soll die Hälfte der Wohnungen gefördert, die andere Hälfte frei finanziert sein. Zwischen 20 und 40 Prozent der Baufelder sollen für Baugemeinschaften und Genossenschaften reserviert werden. Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann hat den Behördenvertretern sein Wohlwollen vor allem für die weitere Flüchtlingsbetreuung in der Bayernkaserne ausgesprochen. Mit Blick auf den Abriss-Plan ließ eine Anwohnerin durchblicken, dass die Bürgerschaft gerne die das Gelände umgebende Mauer beseitigt sähe. Rudolf Stummvoll, Leiter des Amtes für Wohnen und Migration, wollte dazu keine dezidierten Zusagen machen. "Das muss noch abgestimmt werden", sagte er.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: