Freimann:Im Betreuungs-Dilemma

Ganztagsschule - Taekwondo Unterricht an der Grundschule an der Burmesterstraße

Begehrte Schule mit reichlich Extras: An der Burmesterstraße gibt es nicht nur Taekwondo, sondern auch viele andere außerschulische Angebote.

(Foto: Veronica Laber)

Weil die Freimanner Neubaugebiete immer mehr Familien anziehen, klafft die Schere zwischen Angebot und Nachfrage an der Burmesterschule und dem zugehörigen Hort zunehmend auseinander. Selbst ein bereits angekündigter Pavillon kann nur die drängendste Raumnot beheben

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Nach anhaltenden Beschwerden von Eltern über die prekäre Lage bei der Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder spitzt sich die Situation vieler berufstätiger Familien in Freimann nun offenbar dramatisch zu. Dutzende haben ihre Kinder für Hort- oder Ganztagesplätze in der Burmesterschule und der benachbarten Betreuungseinrichtung angemeldet. Doch die Plätze sind äußerst knapp, die Wartelisten immer noch lang. "Wir sind verzweifelt und wissen nicht, was wir tun sollen", sagt Denny Krulig, Vater eines elfjährigen Sohnes und einer sechsjährigen Tochter.

Nach seinen Worten bliebe wohl nur die Kündigung der Arbeitsstelle, sollte seine Tochter bei der Einschulung im Herbst keinen Betreuungsplatz bekommen. "Aber wir können nicht auf ein Einkommen verzichten", beschreibt er das Dilemma, das er auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in einer E-Mail geschildert hat.

Die Betreuungssituation rund um die Siedlung Kieferngarten wird seit langem immer drängender. Betroffen davon sind primär die Burmesterschule und der benachbarte städtische Hort. Das liegt am Zuzug in die Wohngebiete - von vielen Familien, deren Kinder im schulfähige Alter sind. Dazu kommt der Nachwuchs jener, die sich im Neubauquartier an der Freisinger Landstraße niederlassen. Der Druck auf die Burmesterschule steigt dabei stetig: Es gibt mittlerweile acht Ganztagesklassen mit 172 Schülern, ausgelegt war und ist sie aber auf vier Klassen - und im Herbst kommen noch zwei weitere hinzu.

Die Rektorin der Burmesterschule, Dorothea Wilhelm, hatte schon zum Jahresende 2015 über eklatanten Platzmangel geklagt. Sie betonte dabei zwar: Der Ganztagesausbau sei ihre Entscheidung gewesen, die Behörden treffe keine Schuld. Allerdings lässt sie durchblicken, dass sie mit dem Angebot auf die immense Nachfrage der Elternschaft reagiere. Allein für die beiden neuen ersten Klassen gibt es nach ihren Worten 50 Anmeldungen - bei 44 Plätzen. Zum neuen Schuljahr habe das Bildungsreferat zwar einen provisorischen Pavillonbau zugesagt. "Aber damit wird nur die drängendste Raumnot überbrückt." Von der Behördenspitze sei ihr signalisiert worden, dass mit einem Erweiterungsbau erst 2018 zu rechnen sei.

Dabei gilt vielen Eltern eine Ganztagesklasse nur als Notlösung. Berufstätige Familien wie die Kruligs wollen ihr Kind im Hort unterbringen, weil die Kleinen hier länger betreut werden - die Schule schickt die Kinder früher nach Hause, was sich oftmals nicht mit dem Beruf vereinbaren lässt. Danny Kruligs Frau arbeitet als Briefträgerin bei der Post, sie kann wie auch der Telekom-Servicetechniker keine flexiblen Arbeitszeiten vereinbaren. Die Großeltern fallen als Betreuer aus, da diese weit weg wohnen. "Wir sind in einer Schwebesituation", klagt der 40-Jährige.

Einerseits steht seine Tochter auf der Warteliste für den Hort an der Burmester-straße; eine Zu- oder Absage erwartet er allerdings erst im Laufe des Sommers. Andererseits hat Krulig von der Hortleitung die Auskunft erhalten, dass es 110 Anmeldungen für das Schuljahr gibt - bei 38 Plätzen. Die zuständige Mitarbeiterin der städtischen Einrichtung war am Montag nicht zu erreichen. Für die Kruligs ist dies eine bange Zeit - denn schon bald steht für die Familie qua arbeitsrechtlicher Fristen auch die Entscheidung über die Kündigung des Jobs an, damit einer der beiden im Notfall Zeit für die Kinderbetreuung hat.

Die Stadtviertelpolitik fordert seit langem von der Stadt, die notwendigen Betreuungsplätze an der Grundschule zu schaffen. "Es kann doch nicht sein, dass nach nunmehr vier Jahren immer noch keine Aufstockung der Plätze erfolgt ist", heißt es in einem Antrag der SPD, mit dem sich der Bezirksausschuss an diesem Dienstag, 31. Mai, in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1 b, befassen wird (Beginn: 19.30 Uhr). Erbittert registrieren Eltern, dass die Stadt die Situation in Freimann als "nicht so drängend" einschätzen mag. So habe es der Elternbeiratsvorsitzende der Burmesterschule, Hans Hofmann, bei der Sprechstunde des Oberbürgermeisters zu hören bekommen, wie er sagt. Auch die Pressestelle des Bildungsreferats hatte sich Ende 2015 sinngemäß geäußert. Am Montag beantwortet eine Behördensprecherin eine erneute SZ-Anfrage mit den Worten: "Wir verstehen die Sorgen. Doch der aktuelle Bedarf wird derzeit über das Vergabeverfahren für die Hortplätze ermittelt. Erst danach wird klar sein, wie viele Kinder gegebenenfalls unversorgt sein könnten."

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