Freimann:Blech-Armada im Niemandsland

Freimann: Im Südteil der riesigen Lokhalle Freimann entsteht die Auto-Erlebniswelt "Motorworld", der Baumarkt in der Nordhälfte ist autogerecht angelegt.

Im Südteil der riesigen Lokhalle Freimann entsteht die Auto-Erlebniswelt "Motorworld", der Baumarkt in der Nordhälfte ist autogerecht angelegt.

(Foto: Robert Haas)

Seit an der Lilienthalallee immer mehr Gewerbeprojekte entstehen, schwillt der Verkehr an. Die Stadtviertelvertreter fordern koordinierte Gegenmaßnahmen, die Verwaltung hält punktuelle Verbesserungen für ausreichend

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Lange Jahre galt die Lilienthalallee im Stadtteil Freimann als lang gezogenes Niemandsland. Doch seit einiger Zeit kommt gehörig Bewegung in das Gebiet entlang der zwei Kilometer langen Nord-Süd-Achse zwischen Heidemannstraße und Frankfurter Ring. Plötzlich ist die Lilienthalallee ein Boom-Areal - und damit auch ein Verkehrs-Brennpunkt.

Bürgerschaft und Lokalpolitik beobachten mit Unbehagen diese Entwicklung. Die Ideen der Planungsbehörde, die heranrollende Blech-Armada in den Griff zu bekommen, sieht der Bezirksausschuss als völlig unzureichend an, wie am Dienstag in der Sitzung deutlich wurde. "Da kommen gewaltige Fahrzeugmassen. Und es gibt keine koordinierte Verkehrsplanung", fasst Ekkehard Pascoe (Grüne), das Positionspapier des Unterausschusses Verkehr zusammen. "Ich weiß nicht, wie das gehen soll."

Viele in der Bevölkerung stellen sich die gleiche Frage; von einem drohenden Verkehrs-Kollaps war bei der Bürgerversammlung zuletzt gar die Rede. In der Tat dürfte der Verkehr in den nächsten Jahren beträchtlich anschwellen in diesem engen Flaschenhals östlich des Euro-Industrieparks. Lange Jahre verrotteten die Industriebauten auf dem 24 Hektar großen Areal des Bundesbahn-Ausbesserungswerks - nun wird das Gelände entwickelt. In den Nordteil der riesigen Lokhalle zog ein Bauhaus-Baumarkt, der Südteil wird zur Auto-Erlebniswelt "Motorworld" umgebaut. Für das angrenzende 1,4 Hektar große Grundstück laufen die Vorbereitungen, dort einen Gewerbepark für die Autobranche zu errichten; unweit davon hat BMW längst mit der Erweiterung seines Standortes begonnen. Statt 3200 sollen dort einmal 4400 Mitarbeiter stationiert sein.

Das Planungsreferat glaubt bereits zu wissen, wie die Fahrzeugmassen in den Griff zu bekommen sind: Mit "punktuellen Maßnahmen" soll die "Leistungsfähigkeit des Straßennetzes" erhalten werden. So steht es in einem Beschlussentwurf der Behörde, welcher der SZ vorliegt. Gemäß dem Papier soll es an der Kreuzung zur Heidemannstraße zwei statt einer Linksabbiegespur in die Lilienthalallee geben, eine Spur wird bis vors MOC fortgeführt. An den Zufahrten zu BMW sollen Abbiegespuren zum Werksgelände angelegt werden. Am südlichen Knotenpunkt Frankfurter Ring erhoffen sich die Planer den Stau mit einer verlängerten Rechtsabbiegespur zu entzerren, desgleichen an der Kreuzung Lützelsteiner Straße. "Durch diese Maßnahmen kann der Verkehr mit einer ausreichenden Leistungsfähigkeit abgewickelt werden", heißt es in der Vorlage.

Für die Lokalpolitiker reicht das jedoch bei weitem nicht aus. "Da werden nur ein paar Spuren umgewidmet", sagte Grünen-Politiker Pascoe. Nach Vorstellung des Gremiums soll die Lilienthalallee im Nordabschnitt eine zweite Fahrspur bis zum BMW-Gelände erhalten. Die Geradeaus- und Abbiegespuren am Knotenpunkt Heidemannstraße sollen bedarfsgerecht per Ampelschaltungen geregelt werden. Zudem vermisst der Bezirksausschuss eine "Gesamtsicht der Verkehrsströme", etwa was den öffentlichen Personennahverkehr anbelangt. Womöglich, so hieß es, stehen die Linienbusse im Stau.

Eine neue Buslinie für das Gebiet ist längst beschlossen. Die Linie 178 soll von September an den Euro-Industriepark erschließen, von Frühjahr 2018 an auch von Norden her die Lilienthalallee anbinden. Ein Rundkurs wird erst möglich, wenn der Durchstich über die Bahngleise, das "Missing Link" zur Maria-Probst-Straße, realisiert ist. "Das wird wohl erst in vier Jahren kommen", sagt Oliver Faltlhauser von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und zeigt sich überzeugt: "Doch auch so wird der normale Verkehr für die Buslinie kein Problem darstellen." Nur bei Veranstaltungen und Messen könnte es vorkommen, dass die Busse im Stau stehen.

Schwierigkeiten mag auch das Referat für Arbeit und Wirtschaft nicht erkennen. Der Gewerbepark habe einen hohen Stellenwert, teilt ein Sprecher mit. Im Hinblick auf die Verkehrsplanung trage man die Beschlussvorlage des Planungsreferats mit.

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