Freimann:Auf den Hund gekommen

Frei laufender Hund im Naturschutzgebiet Fröttmaninger Heide, 2013

Lizenzfrage: Mit Hundeführerschein soll das Freilaufen erlaubt sein.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein fraktionsübergreifender Kompromiss zur Nutzung der Fröttmaninger Heide wird von Naturschützern scharf kritisiert

Von Thomas Kronewiter und Stefan Mühleisen, Freimann

Wäre der Beschluss des Münchner Stadtrats bereits das Ende des Verfahrens, könnten Hundefreunde in Freimann und aus der näheren Umgebung schon einmal die Sektkorken knallen lassen. Denn nach mehrmals verschobenem Termin, reichlich Hintergrundgesprächen und einem fraktionsübergreifenden Kompromiss von CSU, SPD, Fraktion Freiheitsrechte, Transparenz und Bürgerbeteiligung, Bürgerlicher Mitte, ÖDP und Linker drängt die Stadt München auf erhebliche Zugeständnisse bei der geplanten Schutzgebietsausweisung der Fröttmaninger Heide zugunsten der Anwohner.

Profitieren sollen vor allem erholungsuchende Anwohner und Anlieger mit Hunden. Ihnen will die Stadt weit entgegenkommen - etwa durch eine 35 Meter tiefe Zone entlang des kompletten Südrandes der Heideflächen, die für Besucher künftig frei betretbar sein soll. Wer einen Hundeführerschein macht, soll die Zonen, die dem freien Betreten und dem Heideerlebnis vorbehalten sind, künftig mit frei laufendem Hund aufsuchen können. Im Schutzgebiet wäre statt der ganz kurzen nur mehr eine bis zu vier Meter lange Leine vorgesehen, das Betreten der Erlebniszonen nach der Brutzeit auch außerhalb der festen Wege schon von August statt erst von Oktober an möglich.

Die Initiatoren des Konzeptes begründen dieses Votum mit dem Versuch, Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen. "Ein generelles Aussperren ist der falsche Weg", sagt Stadträtin Evelyne Menges (CSU), die als Tierschutzbeauftragte ihrer Fraktion den Kompromiss maßgeblich mit vorangetrieben hat. Auch SPD-Kollege Klaus Peter Rupp sprach von einem "guten Kompromiss", der sowohl dem Erholungsbedürfnis der Münchner Bürgerschaft als auch den Naturschutzanforderungen gerecht werde.

Wie tief die Befürworter eines stärkeren Naturschutzes getroffen sind, zeigt der Einsatz von Werner Lederer-Piloty ( SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, der schon in der Sitzung den Vorschlag kritisiert hatte. Am Tag nach der Entscheidung ist sein Ärger längst nicht verraucht: "Da hält die verblendete Hundenärrin Menges von der CSU ein absurdes Stöckchen hin und da springt die SPD-Fraktion, fachlich völlig unreflektiert, mit dünnster Argumentation drüber." Was als bürgerfreundlicher Kompromiss verkauft werde, sei "ein unseliges Klammern am Fraktionsfrieden".

Entschiedene Gegner der jetzt vorgeschlagenen Regelung sind auch die Grünen. "Der Beteiligungsprozess wird mit den Füßen getreten", beklagt Stadträtin Sabine Krieger. Über Jahre hätten sich alle Münchner, die mitmachen wollten, in einem moderierten Verfahren einbringen können. Der dort erarbeitete Kompromiss sei gut, werde aber nun untergraben. Und dem Bund Naturschutz zufolge werde das Naturschutzgebiet nun auf eine "reine Hundewiese" reduziert.

Ob es so kommt, wie es der Münchner Stadtrat will, hängt von der Regierung von Oberbayern ab: Die hat nun einen endgültigen Verordnungstext zu formulieren.

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