Freimann:Kampf um die Kundschaft

Bürogebäude Muthmannstraße 1, Freimann (war mir nicht sicher, welches es genau ist, da gabs keine Hausnummern, deshalb hab ich zwei Gebäude fotografiert).

Für alle offen: Hornbach will künftig auch von der Burmesterstraße aus erreichbar sein.

(Foto: Florian Peljak)

Hornbach fürchtet die kommende Konkurrenz eines Marktes der Bauhaus-Kette und möchte Nachbarschafts-Parkplätze etablieren. Freimanner Bürger wehren sich, die Lokalpolitik sieht aber kein Problem

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Der Werbeslogan prangt groß auf der Leinwand, die Besuchergruppe aus der Siedlung Kieferngarten dürfte ihn an diesem Abend allerdings erbittert zur Kenntnis nehmen. "Es gibt immer was zu tun" steht dort. Das trifft die Gefühlslage der Freimanner - allerdings nicht so, wie die Baumarktkette Hornbach ihren Werbespruch verstanden haben will.

Immer und immer wieder sprechen die Anwohner seit Jahren im Bezirksausschuss vor. Sie sind geplagt vom Gewerbebetrieb in ihrem weiteren Umfeld, vom Gestank der nahen Kläranlage - und von rücksichtlosen Fußballfans, die bei Spielen in der Arena mit ihren Autos regelmäßig in Massen in die Siedlung einfallen. Und jetzt auch noch die neuen Pläne von Hornbach, einen "Nachbarschaftsparkplatz" für 60 Fahrzeuge an der Burmesterstraße auszuweisen. "Das ist eine Frechheit, es dient ausschließlich dem Unternehmen", zürnt Franz Obst, Anwohnersprecher der Mietergemeinschaft Burmester-/Bauernfeindstraße, in der Sitzung des Bürgergremiums Schwabing-Freimann.

Die Einfahrt zu den 700 Parkplätzen des Hornbach-Baumarktes an der Muthmannstraße ist seit den zehn Jahren seines Bestehens nur über die Autobahn A 9 möglich. Im Bauantrag wollte die Firmenleitung schon damals eine Zufahrt vom Wohngebiet an der Burmesterstraße aus erreichen, was aber am Widerstand des Bezirksausschusses scheiterte. Die Lokalpolitik folgte dem dringenden Appell der Siedlerschaft, weitere Belastungen seien eine Zumutung. Das heutige Gremium hält Hornbachs Wunsch nun allerdings mehrheitlich für durchaus zumutbar. "Hornbach sieht offenbar eine existenzielle Bedrohung. Dem müssen wir Rechnung tragen", sagt Grünen-Fraktionssprecher Bernhard Dufter.

Hornbach hatte an diesem Abend eigens seinen Expansionsprojektleiter für den süddeutschen Raum, Jörg Stadelmaier, zur Sitzung entsandt, um die Bedrohungslage zu schildern. In die Lokhalle auf dem Gelände des ehemaligen Bundesbahn-Ausbesserungswerks an der Lilienthalalle wird in absehbarer Zeit ein Konkurrent einziehen: ein Markt der Bauhaus-Kette. Laut Stadelmaier soll er 23 000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, die Hornbach-Filiale hat nach seinen Angaben nur 14 500 Quadratmeter Fläche. "Wir kommen dadurch ins Hintertreffen, dieser Markt wird für uns zur wirtschaftlichen Belastung", sagt Stadelmaier. Abhilfe erhofft sich das Unternehmen nun davon, vom bestehenden Parkplatz 65 Stellplätze abzutrennen und die Zufahrt dazu nur von der Burmester-straße aus zu ermöglichen. Dieser "Nachbarschaftsparkplatz" soll die angrenzende Bevölkerung ermutigen, bei Hornbach einzukaufen, denn er erspart ihnen einen weiten Umweg über die Autobahn. Stadelmaier geht von einem Durchlauf von höchstens 195 Fahrzeugen an Wochentagen und von 325 an "starken Samstagen" aus. "Dadurch wird auch das wilde Parken entlang der Burmesterstraße reduziert."

Anwohnersprecher Obst sieht dies dennoch als inakzeptabel an. "Wenn sich das herumspricht, will da jeder rein. Wir lehnen das ab." Doch der dringende Appell fruchtet nicht bei den Politikern im Gremium. "Es ist ein legitimes Anliegen eines Unternehmens, attraktiv für die Kunden zu bleiben", sagt Petra Piloty (SPD). Sie bezeichnet die Burmsterstraße zudem als "leistungsfähige Straße", die Belastung sei "auf jeden Fall hinnehmbar". Auch CSU-Fraktionssprecher Patric Wolf verteidigt Hornbachs Ersuchen als wohl begründet und nennt die Öffnung des Parkplatzes "vertretbar". Allein Bärbel Häfele (SPD) stellt sich auf die Seite der Anwohner. "Dass Hornbach sich jetzt in Gefahr sieht, ist doch grotesk. Auf dem großen Parkplatz herrscht oft gähnende Leere."

Das Stadtviertelgremium beschließt schließlich mehrheitlich einen Kompromiss: Hornbach soll seinen separaten Parkplatz befristet auf fünf Jahre betreiben dürfen. Die zuständigen Behörden sollen jedoch die Verkehrsbelastung evaluieren - und auf dieser Grundlage soll dann entschieden werden, ob die Genehmigung verlängert wird.

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