Freimann:Alles im Gleichgewicht

Tobias Maier ist neuer Gebietsbetreuer für sechs geschützte Landschaften im Norden Münchens. Die größte Aufgabe wird sein, die Wünsche von Naturschützern und Erholungssuchenden in Einklang zu bringen

Von Thomas Kronewiter, Freimann

So gelöst und ungezwungen wie an diesem Sonntag kann Tobias Maier vermutlich künftig nicht mehr über die Fröttmaninger Heide gehen, durch das Mallertshofer Holz, Richtung Hochmutting oder durch die Echinger Lohe. Maier ist der neue Gebietsbetreuer für die sechs besonders geschützten Landschaften im Norden Münchens, die das "Natura-2000-Siegel" verbindet. Als Gebietsbetreuer wird der Biologe künftig dafür sorgen, dass Naturschutz und Erholungswünsche im Gleichgewicht bleiben. Das mag manchen Konflikt mit sich bringen, bietet aber Gruppen wie den Naturschützern, den Spaziergängern, den Hundebesitzern und den Vogelfreunden auch eine Chance: Künftig gibt es jemand, der sich ihrer Anliegen annimmt und die wechselseitigen Erwartungen und Forderungen artikuliert.

So versteht auch der 51-jährige Maier seinen Job, wie er am Sonntag beim Sommerfest des Heideflächenvereins Münchener Norden unter dem Motto "In der Heide zu Hause" Besuchergruppen bei mehreren Spaziergängen erläuterte. "Meine Aufgabe ist es, Diplomat für den Naturschutz zu sein." Er wolle mit den Bürgern kommunizieren und ihnen die Naturschutzziele vermitteln. Umgekehrt wolle er ihre Interessen auch aufnehmen und weiterleiten. Dafür bringt der Biologe Maier, der sich früher schon in der Umweltbildung engagiert, aber auch in der Physiotherapie gearbeitet hat, reichlich Erfahrung mit.

Wichtig ist, dass Tobias Maier keinerlei Exekutivgewalt hat. Er kann keine Strafen aussprechen oder Platzverweise erteilen. Wenn krasser Naturschutzfrevel auftritt oder völlige Uneinsichtigkeit, muss auch er die Polizei rufen. Maier versteht die Anliegen der Heide- und Lohe-Nachbarn und die Bedeutung des Erholungsraums gerade angesichts der Wohnraumsituation. Deswegen aber sei es so wichtig, dass man die Landschaften schütze. Nur wenn man deren Güter bewahre, habe man die Gewähr, den Natur- und Erholungsraum auch langfristig zu erhalten.

Der Dienstsitz des Gebietsbetreuers ist das Heidehaus, Admiralbogen 77, in Sichtweite des U-Bahnhofs Fröttmaning. Dort wird Tobias Maier unter der Telefonnummer 46 223 273 erreichbar sein. Von dort wird er aber auch aufbrechen und die sechs Natura-2000-Gebiete regelmäßig bestreifen. Einmal pro Woche will er zunächst an jedem Schauplatz präsent sein. Mit einzelnen Anwohnern hat Maier schon in den ersten Wochen seiner Tätigkeit im Auftrag des Heideflächenvereins und des Bezirks Oberbayern Kontakt aufgenommen. Dass noch dicke Bretter zu bohren sein werden, bis auch nötige Einschränkungen den Nutzergruppen erläutert sind, weiß er. Erst vor wenigen Tagen zum Beispiel hat die Regierung von Oberbayern neue Betretungsregeln für die Fröttmaninger Heide erlassen müssen. Im Zuge der 2016 begonnenen Erkundung und sukzessiven Beseitigung alter Kampfmittelreste auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz kristallisierte sich ein neues Gefährdungsbild heraus. Flächen, die bisher als relativ sicher galten, mussten gesperrt werden. Wege, besonders im westlichen und südlichen Teil, die bislang noch als gefährlich galten, sind seitdem frei. Auch ein geräumtes Wegenetz für Rundgänge gibt es mittlerweile. Voraussichtlich im Spätsommer wollen sich Experten den Nordosten des Geländes vornehmen und in Testfeld-Räumungen herausfinden, ob die Ergebnisse von Metalldetektoren nur hie und da auf eine Rolle alten Stacheldrahts hinwiesen oder tatsächlich auf gefährliche Munitionsreste. Bis Ende 2018 will man dann ein Gutachten in Hände haben, das Grundlage für die weitere Strategie der Kampfmittelräumung für die ganze Fröttmaninger Heide sein kann. Bis die Heide einmal vollkommen gesäubert ist, sollten sich Besucher schon um ihrer eigenen Sicherheit willen an die Betretungsregeln halten.

Tobias Maier lädt am Freitag, 13. Juli, zu seinem nächsten öffentlichen Spaziergang ein. Von 17.30 Uhr an geht es über die Nordhaide, ehemals Panzerwiese. Treffpunkt ist an der U-Bahn-Haltestelle Dülferstraße vor dem Parkplatz des Kaufhauses Mira. Am 20. Juli steht ein Rundgang durch die Fröttmaninger Heide an. Treffpunkt: Heidehaus, Admiralbogen 77.

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