Freiham:Offen für Experimente

Seilbahn auf der Buga 2005

Bürger haben Ideen: Mit der "Elektro-Gondel" von einer S-Bahn-Station zur anderen. Bei der Buga 2005 zumindest konnten die Besucher abheben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Beim Bürgerdialog zum zweiten Bauabschnitt Freiham gibt es sogar Gedankenspiele über "Elektro-Gondeln"

Von Ellen Draxel, Freiham

Freiham als "Experimentierfeld für alles Innovative" - so stellen sich die Münchner ihren neuen Stadtteil im Westen vor. Dazu gehören technische Errungenschaften wie intelligente Lichtmasten und Ladestellen für E-Bikes, aber auch eine Vielfalt in der architektonischen und infrastrukturellen Planung, eine gute verkehrliche wie soziale Vernetzung und kurze Wege innerhalb des Quartiers. Der erste Realisierungsabschnitt Freiham-Nord befindet sich bereits in der Umsetzung: Noch in diesem Jahr entsteht der als Verbindungszone zwischen dem etablierten Viertel Neuaubing und dem Neubauquartier konzipierte Grünfinger. 2019 sollen der Bildungscampus und die ersten Wohnungen, 2021 das Stadtteilzentrum fertig sein.

Im Fokus der Planungen steht deshalb der zweite Bauabschnitt. Am diesem Dienstag startete jetzt der städtebaulich-freiraumplanerische Wettbewerb für das 58 Hektar große Areal, in dem einmal bis zu 6000 Menschen wohnen sollen. 28 Architekturbüros sind eingeladen, Konzepte zur Gestaltung dieses zweiten Teilbereichs des neuen Stadtteils zu erarbeiten. Zuvor hatten Nachbarn und künftige Bewohner bei einem "Bürgerdialogs" Gelegenheit, ihre Wünsche und Ideen einzubringen.

Mindestens neun Kindertagesstätten, zwei Grundschulen, eine Mittelschule und entweder ein weiteres Gymnasium oder eine Berufsschule sowie Einrichtungen zur Nahversorgung sind vom Planungsreferat schon für die Fläche vorgesehen. "Besser ein zweites Gymnasium als eine Berufsschule", finden die Bürger. Der 22. Stadtbezirk verfügt derzeit über keinerlei weiterführende Schulen, eine Realschule und ein erstes Gymnasium entstehen erst mit dem Bildungscampus. Wichtig wäre den Anwohnern außerdem ein Jugendtreff, ein Alten- und Servicezentrum, ein Bürgerhaus, "wo man sich treffen und auch mal etwas mieten kann", eine Stadtbibliothek und auch ein Kino. Kinder und Jugendliche sollten sich auf Bolzplätzen, Volleyball- oder Basketballfeldern austoben, bouldern und skaten können. Regen Zuspruch fand auch der Vorschlag, jungen Familien eine Indoor-Spielhalle wie das "Lollihop" anzubieten.

"Wir wollen in Freiham urban leben wie in der Stadt, aber auch grün wie auf dem Land", hatte Stadtbaurätin Elisabeth Merk schon vor Jahren als Motto ausgegeben. Getreu diesem Prinzip will die Stadt laut der Abteilungsleiterin im Planungsreferat für den Westbezirk, Sabine Steger, möglichst wenig Flächen versiegeln, auf die Artenvielfalt achten und die Verkehrsbelastung so gering wie möglich halten. "Freiham soll ökologisch werden, eine nachhaltige Energieversorgung sichern und Nachbarschaften verbinden." Alles Ziele, die den Bürgern entgegenkommen. "Gott sei Dank", resümierte Susanne Ritter nach dem einstündigen Brainstorming, "sind wir nicht ganz auf dem Holzweg." Viele Dinge, die die Teilnehmer in den Vordergrund gerückt hätten, seien auch der Planungsbehörde wichtig, meinte die Leiterin der Abteilung Stadtplanung im Planungsreferat.

Differenzen bleiben beim Thema Verkehr. Weniger bei der Forderung nach einer guten Fuß- und Radwege-Anbindung an die S-Bahn-Stationen Freiham und Aubing, sondern vielmehr beim Thema U-Bahn- oder Tram-Anbindung des Quartiers. Das Planungsreferat favorisiert die Tram, die Bürger wollen die U-Bahn. Auf die Frage der Moderatoren, wer die Straßenbahn unterstütze, herrschte absolutes Schweigen im Saal. Man könne doch, schlug Bezirksausschuss-Mitglied Franz Federmann (CSU) vor, alternativ auch eine "Elektro-Gondel" von einer S-Bahn-Station zur anderen fahren lassen. Sollte ein Zug der Linie S 4 in Aubing mal wieder entfallen, sei "problemlos" ein Wechsel zur S 8 in Freiham möglich. Susanne Ritters Kommentar: "Das wird eher schwierig." Der nächste Bürgerdialog zu Freiham-Nord findet am 17. November statt.

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