Freiham:Neues Leben in alten Mauern

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Die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung kauft und saniert das Gut Freiham

Von Ellen Draxel, Freiham

Rolf Rossius lag das Gut Freiham immer am Herzen: Sein Großvater wurde hier geboren, sein Vater war Verwalter. Und er selbst hat in der Kirche geheiratet. Vor gut einem Jahr erwarb der Bauunternehmer gemeinsam mit seinem Bruder Bodo das Kleinod im Westen Münchens. Sie hätten es mit ihrer Firma Gebrüder Rossius GmbH & Co. KG "quasi Spekulantenhänden entrissen", sagt Rolf Rossius, "unser Bestreben war, das mehr als 900 Jahre alte Gut als Ganzes zu erhalten, zu sanieren und zu restaurieren." Die Heilig-Kreuz-Kirche sollte renoviert, die Schlosswirtschaft samt Biergarten neu gestaltet und die landwirtschaftlichen Gebäude wiederbelebt werden. Rossius schwebte eine Orangerie mit Glaspavillon für Veranstaltungen vor. Die Scheune war für ein Eisenbahnmuseum in Erinnerung an Maffei und als Sitz der Ost- und Westpreußenstiftung vorgesehen. Und gegenüber dem Schloss wollte der Projektentwickler neun Kavaliershäuser im barocken Stil errichten. Mehrere Millionen Euro sollten dafür in die Hand genommen werden.

Nun hat Rossius das Gut wieder verkauft. "Ich kann die Renovierung leider nicht selber machen, mir fehlt die Zeit dafür." Vier große Projekte beschäftigten ihn derzeit, und jedes bedürfe "einer unendlichen Kraftanstrengung". Zumal im Februar sein Bruder Bodo verstarb. Aber, so Rossius: "Wir haben einen Käufer gefunden, der prädestiniert ist, unsere Vision weiterzuführen." Für die Zukunft der zehn Hektar großen Oase sei das die beste Option.

"Partner" nennt Rossius denn auch die neue Eigentümerin: Die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, Mehrheitsanteilseignerin an der Augustiner-Brauerei, ist gerade dabei, einen Masterplan für das Gut Freiham zu erarbeiten. "Wir freuen uns darauf, Freiham zu revitalisieren", sagt die Vorsitzende Catherine Demeter, "es hat Tradition bei uns, denkmalgeschützte alte Häuser mit viel Liebe zum Detail und großem persönlichen und finanziellen Einsatz wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen."

Die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung engagiert sich in den Bereichen Jugendschutz, Völkerverständigung und Kulturförderung und hat sich bereits vieler dem Verfall anheim gefallener Objekte angenommen. Die Stiftung will das Gut Freiham als ein Dorf des 19. Jahrhunderts mit Kirche und Dorfplatz zu einem Ausflugsziel für die Münchner machen. "Wir möchten das Bewusstsein für Kultur und Tradition, altes Handwerk, Brauchtum, bayerische Geschichte und den Respekt vor Tier und Natur schärfen", erläutert Demeter.

Um die Gaststätte werde sich die Augustiner-Brauerei kümmern, das Haus solle "in altbewährter Weise restauriert und traditionell geführt" werden. Nicht realisiert werden sollen dagegen die von Rossius zunächst geplanten Kavaliershäuser: Die Denkmalschutzbehörde habe Bedenken wegen der Nähe zum Schloss geäußert, meint der alteingesessene Münchner. Genehmigt worden wären die Bauten am Langbau der Scheune. "Aber das wollten wir dann nicht."

Zwei bis drei Jahre, schätzt Rossius, werde es "mit Sicherheit" noch dauern, bis das Gut Freiham dann endlich fertig restauriert ist. Die Gebäude auf dem Areal stehen bereits leer.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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