Bessere Vernetzung:Verkehrskonzept für Freiham

Aubinger Tunnel, 2006

Ausgelegt ist der Aubinger Tunnel für 65 000 Fahrzeuge am Tag. Heute durchfahren ihn 75 000. Fachleute prognostizieren bald weitere 20 000 Autos.

(Foto: Robert Haas)

Im Münchner Westen entsteht ein Quartier für 20 000 Bürger. Doch wie kommen sie in die Innenstadt? Die CSU fordert die Verlängerung der U 5, den Ausbau des Aubinger Tunnels und des Südrings und bessere Vernetzungsrouten ohne Belastung der Wiesentfelser Straße

Von Ellen Draxel, Freiham

Im Münchner Westen geht voraussichtlich noch in diesem Jahr das größte jemals für München geplante Bauvorhaben in die nächste Phase. Mit Freiham entsteht ein Stadtteil, so groß wie Bad Kissingen, Günzburg oder Donauwörth. Ein Quartier für 20 000 Menschen und 7500 Arbeitsplätze. Die Planung für das Wohngebiet ist weit fortgeschritten, am Mittwoch soll der erste Realisierungsabschnitt im Stadtrat gebilligt werden. Allein diese Planung sieht den Bau von 4000 Wohnungen, einem Bildungscampus für 3000 Schüler, drei weiteren Grundschulen, einem Quartierzentrum mit 5000 Quadratmetern Fläche für den Einzelhandel und einem Stadtteilzentrum an der Bodenseestraße mit 20 000 Quadratmetern Platz für Läden vor.

Wie aber sollen die Bewohner des neuen Viertels in die Innenstadt kommen? Die Bevölkerung aus dem Großraum Aubing werde "schon jetzt vom Verkehr erschlagen", kritisiert Hans-Peter Hoh, Vorsitzender der Aubinger CSU. Was den Christsozialen bislang fehlt, ist ein schlüssiges Verkehrskonzept der Stadt. Eines, das "über den Tellerrand hinausschaut", wie es der Vorsitzende des lokalen Bezirksausschusses, Sebastian Kriesel (ebenfalls CSU), formuliert.

Die Aubinger CSU hat eine Lösung erarbeitet und will sie nun der Stadt präsentieren. Das Konzept sieht vor, den Individualverkehr so weit wie möglich zu reduzieren, um im Gegenzug den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. "Wir müssen es schaffen, dass die Leute auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen", sagt Stadtrat Johann Sauerer. "Aber dafür braucht es Angebote." Derzeit werden 48 Prozent des Verkehrs im 22. Stadtbezirk über die Straße abgewickelt, das ist viel im Vergleich zur Gesamtstadt. Der durchschnittliche Anteil am Autoverkehr liegt Münchenweit bei lediglich 37 Prozent.

Die CSU will deshalb zum einen, dass der Aubinger Tunnel ausgebaut und die A99 auch im Südwesten komplettiert wird - ein Projekt, über das seit Langem heftig in der Stadtgesellschaft gestritten wird. "München ist die einzige Metropole in Europa, die keinen geschlossenen Autobahnring um die Stadt hat", rügt der Landtagsabgeordnete für den Münchner Westen, Otmar Bernhard. Dadurch verlagere sich der Verkehr nach wie vor in das innerstädtische Straßennetz. "Ohne den Südring droht München der Verkehrskollaps", warnt der ehemalige bayerische Umweltminister. Die A99 sei eine der am stärksten frequentierten Autobahnen Europas. Ausgelegt ist der Aubinger Tunnel für 65 000 Fahrzeuge in 24 Stunden. In der Realität passieren ihn heute bereits 75 000. Und wenn der erste Wohnabschnitt in Freiham fertig ist, werden es laut Prognose der Autobahndirektion Südbayern sogar 95 000 Autos und Lastwagen sein.

Zum anderen fordert die CSU, die bis Pasing genehmigte U-Bahn-Linie U5 bis nach Freiham zu verlängern. Mit möglichen Stopps am Westkreuz und in Neuaubing. "Das muss unverzüglich geplant werden", betont Johann Sauerer. Nicht zuletzt als gedachter Bypass, sollte die S-Bahn wieder einmal nicht fahren. Die Verlängerung der Tram 19, vom Stadtrat bereits beschlossen, wäre damit obsolet. Die Straßenbahn, kritisieren die Christsozialen, würde dringend benötigten Parkraum in Neuaubing und dem Westkreuz vernichten und bräuchte 16 Minuten bis Pasing. Besser sei es, bis zu einer U-Bahn erst einmal neue Buslinien mit vielen Haltestellen einzurichten.

  Bedenken hat die CSU aber auch hinsichtlich der Straßen-Vernetzungsrouten zwischen Freiham und den bestehenden Gebieten. "Die Bodenseestraße ist jetzt schon überschwemmt", weiß Sebastian Kriesel. Die zweite, vom Münchner Planungsreferat vorgesehene Verbindung über Altaubing konnte der Bezirksausschuss gerade noch verhindern: Sie hätte für den historischen Dorfkern eine ähnliche Belastung wie für die Bodenseestraße bedeutet. "Das war ein harter Weg, aber jetzt soll eine Machbarkeitsstudie neue Wege aufzeigen", erklärt der Aubinger Gremiumschef.

Die "größte Sorge" bereitet der CSU nun noch die Wiesentfelser Straße. Die Wohnstraße liegt in einer Tempo-30-Zone: Schulen, Einrichtungen für Kleinkinder und eine Quartiersmitte, die viel zum sozialen Frieden in dem Gebiet beigetragen habe, wären gefährdet, würde die Straße zur Transitstrecke zwischen Stadt und Auffahrt zur A99. Die Christsozialen fordern deshalb, die Einfahrt in die Wiesentfelser Straße am Übergang von Neuaubing nach Freiham mit Hilfe von Pollern oder Schildern vorerst zu verbieten. Lediglich der Bus, Radler oder Fußgänger sollen die Sperre passieren dürfen.

Was die Bürger dazu sagen, werden die CSU-Vertreter voraussichtlich am kommenden Donnerstag, 16. April, erfahren. Von 19 Uhr an sind Bewohner des Stadtbezirks ins Aubinger Wirtshaus an der Kastelburgstraße 25 eingeladen, um über die Verkehrsplanung für Freiham zu diskutieren.

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