Freiham:Der Integrationsmotor

Nachbarschaftstreff Freiham

Bei dem Projekt im Norden Freihams geht es um 170 Wohnungen, zwei Häuser für Kinder und einen Nachbarschaftstreff. Simulation: Felix + Jonas Architekten

Für den ersten Realisierungsabschnitt des Neubau-Quartiers Freiham-Nord sind vier sogenannte Bewohnertreffs vorgesehen. Das erste Projekt soll bereits im Herbst kommenden Jahres eröffnen

Von Ellen Draxel, Freiham

"Vorbeugen statt nachbessern". Unter diesem Motto plant das Sozialreferat - als Konsequenz aus den Erfahrungen mit der Messestadt Riem - bis zum Jahr 2025 den Bau von insgesamt sieben Nachbarschaftstreffs in Freiham. Die Einrichtungen sollen so rechtzeitig fertig sein, "dass sie bei Bezug der Wohnungen Orientierungsangebote und Willkommensprojekte vorbereitet haben und sowohl die feste Sprechstunde als auch erste Betreuungsangebote im Treff abrufbar sind". Vier Bewohnertreffs sind für den ersten Realisierungsabschnitt Freiham-Nord bis 2021 vorgesehen, der erste soll bereits im Herbst kommenden Jahres eröffnen. Er liegt direkt an der Aubinger Allee in einem Gebäude der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG. Der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied hat dafür jetzt die Konzeptgenehmigung zur Anhörung erhalten.

Das Credo des Sozialreferats zur Einrichtung von Nachbarschaftstreffs begrüßen die Lokalpolitiker "ausdrücklich". Solche Treffs, heißt es in dem Papier, dienten als "Informationsplattform" und "Bildungsort" im Quartier, als Integrationsmotor und "Schmelztiegel" der Kulturen. Sie eröffneten die Gelegenheit zu bürgerschaftlichem Engagement, fungierten als Anlaufstelle und förderten die Identifizierung der Menschen mit ihrem Wohnort.

In Bewohnertreffs machen Nachbarn Angebote für Nachbarn und sorgen so für Bildungsgerechtigkeit fast ohne Kosten. Kinder bekommen Nachhilfe. Musikunterricht, Sprachkurse, interkulturelle Angebote werden ermöglicht. In den Cafés kann man sich ohne Konsumzwang zum Erfahrungsaustausch treffen, mit Getränken und einem Stück Kuchen zum Selbstkostenpreis. Auch Kinder- und Müttergruppen und Seniorenarbeit werden häufig in Nachbarschaftstreffs aufgebaut.

Freiham soll künftig zwar sowohl ein Familienzentrum als auch eine Begegnungsstätte für Senioren erhalten, doch diese Angebote sind nicht vorhanden, wenn von 2018 an die ersten Bewohner einziehen. Auch die Betreuung der Kinder am Nachmittag und die Freizeitmöglichkeiten am Wochenende werden anfangs noch unzureichend sein. "Das entstehende Stadtviertel braucht in den ersten Jahren Übergänge zu den Regeleinrichtungen, Ersatzräume und Anlaufstellen", erläutert das im Sozialreferat angesiedelte Amt für Wohnen und Migration.

200 Quadratmeter an Räumlichkeiten soll der erste Treff in Freiham umfassen. Wie die später entstehenden Einrichtungen wird er über einen etwa 70 Quadratmeter großen Veranstaltungsbereich plus zwei kleinere Räume für Arbeits- und Kindergruppen verfügen. Dazu sind jeweils ein Büro, Sanitär- und Abstellräume vorgesehen. Der 50 Quadratmeter große Außenbereich soll mit jeweils drei oder vier Leihfahrrädern, Kindersitzen, Anhängern und mindestens einem E-Bike samt Ladestation ausgestattet werden. Freiham wird als inklusives Viertel entwickelt, die Ausgestaltung der Räume und die Programmgestaltung nehmen Rücksicht auf Menschen mit körperlichen, seelischen und geistigen Behinderungen. Alle Treffs werden deshalb nicht nur ebenerdig und barrierefrei zugänglich sein, sie bekommen auch Hilfsmittel wie etwa akustische Signale und Blindenschrift.

In Freiham, prognostiziert die Behörde, lebe in einigen Jahren eine bunte Mischung aus Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedener Herkunft und variierender Bildung. Daher komme der integrativen Arbeit "eine hohe Bedeutung zu". "Die Leitung des Nachbarschaftstreffs", heißt es in dem Papier, "hört zu, greift auf und spinnt ein Netz unter den Akteuren im Quartier. Sie stiftet erste zwischenmenschliche Kontakte, die auf Dauer stabile, nachbarschaftliche Beziehungen werden". Sie ist Vermittlerin, stellt Wissen, Material und Räume zur Verfügung, wirkt als Katalysator. Auch die Unterstützung bei Problemen und die Öffentlichkeitsarbeit gehört zu ihrem Aufgabengebiet.

Fakten, die die Lokalpolitiker unterstreichen. Umso mehr wundern sie sich, dass diese Erkenntnis "in der künftigen Personalbemessung keine ausreichende Berücksichtigung findet". Denn vorgesehen ist für die Leitung des Treffs lediglich eine halbe Stelle. "Man will Qualität und Nachhaltigkeit, aber dafür muss dann eben auch ausreichend Personal da sein", kritisiert die Vorsitzende des Unterausschusses Soziales, Brigitta Bacak (SPD). Die Forderung des Bezirksausschusses: eine zusätzliche Sozialpädagogen-Stelle für den ersten Bewohnertreff Freiham-Nord.

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