Französisches Restaurant La Brasserie:Atmosphäre pfui, Essen hui

Das französische Restaurant La Brasserie in Nymphenburg ist gutbesucht. An dem Interieur kann es nicht liegen, auch der Service dauert recht lange. Die Gerichte dagegen sind geschmacklich schwer zu übertreffen - und für einen Franzosen günstig.

Hanne Rübenbauer

Franzosen in München - das Thema ließ sich bislang auf eine einfache Formel reduzieren: Haidhausen. Aus mysteriösen Gründen ballen sich rechts der Isar die französischen Restaurants. Vielleicht leben dort so viele frankophile Esser? Einige mutige Wirte wagen es jedoch, die Küche des Hexagons den Deutschen im Glockenbach, in Schwabing oder eben in Nymphenburg näher zu bringen. Stephan Lankri aus Nizza etwa hat es geschafft - mit La Brasserie zwischen Hirschgarten und Nymphenburger Schlosspark. Das Lokal ist gut besucht.

Französisches Restaurant La Brasserie: Wie die Speisen sind auch die Weine in "La Brasserie" nicht überteuert: Eine Flasche ist ab 18 Euro zu haben.

Wie die Speisen sind auch die Weine in "La Brasserie" nicht überteuert: Eine Flasche ist ab 18 Euro zu haben.

(Foto: Robert Haas)

Am Interieur kann es nicht liegen. Das Ambiente wirkt zusammengewürfelt und mit seinen Resopaltischen, Kunstlederbänken und Jugendstillampen nicht unbedingt einladend und gemütlich. Doch Lankri macht fehlende Atmosphäre mit rauem südfranzösischem Charme wett.

Mal brüllt er in die Küche, dass man sich dort gefälligst beeilen soll, mal setzt er sich zu den Gästen und plaudert über seine Erlebnisse in Pariser Brasserien oder seinen Moosacher Bäcker, der ihm die reschen Baguettes liefert oder auch über seinen neuen Koch, der zwar (Vorsicht!) aus England stamme, aber immerhin im Ritz gelernt habe. Bei so viel Zugewandtheit übersieht man dann gerne, dass es zuweilen am Freitag- oder Sonntagabend, wenn das Lokal voll ist, mit dem Service recht lange dauert.

Spätestens jedoch wenn der "Oktopus Genua" verzehrt ist, weiß man: Das Warten hat sich gelohnt. Aromatisch, zart und mit kaum mehr als Zitronensaft gewürzt - dieser Achtfüßler war geschmacklich schwer zu übertreffen. Empfehlenswert sind praktisch alle Vorspeisen, die auf der häufig wechselnden Schiefertafel stehen, darunter auch eine Terrine aus Lauch, einem in Deutschland arg unterschätzten Gemüse oder ein Salat von Palmenherzen und Avocado.

Lankri wirbt im Internet damit, dass er nur serviert, was auch ihm schmeckt - nun, über die rote Zwiebelsuppe oder das Taboulé mit der zu durchgebratenen Ente könnte man streiten. Aber das waren Ausrutscher. Es zählt schließlich der Wille, auch mal Experimente über den - durchaus genießbaren - Ziegenkäse und die Jakobsmuscheln hinaus zu wagen.

Als Hauptgerichte bietet La Brasserie vor allem französische Klassiker: Entrecote, Lammkarree, Rinderfilet mit Roquefort. Und Nieren! Wobei die Liebhaber der zarten Innerei bei der Bestellung betonen sollten, dass sie das Fleisch gerne rosa essen, so wie in Frankreich üblich. Denn der neue Koch hatte die Regeln des Ritz vergessen und seiner britischen Seele freien Lauf gelassen.

Lankri übrigens lässt sofort neue Nieren bringen. Perfekt waren die Fischgerichte: Schwertfisch, Seewolf, Saibling, allesamt à point - und vor allem die traditionelle Bouillabaisse. Letztere bietet La Brasserie zu einem sehr zivilen Preis von knapp 18 Euro an. Ob der Koch tatsächlich frischen Rascasse und Saint Pierre verwendet hatte? Da konnte man schon fast ins Grübeln kommen.

Sei es drum, diese Bouillabaisse war durchaus respektabel. Der Wirt jedenfalls erreicht sein erklärtes Ziel, zu beweisen, dass gute französische Küche nicht teuer sein muss. Die Vorspeisen bewegen sich zwischen fünf und zwölf Euro, die Hauptgerichte zwischen 16 und 24 Euro, die Nachtische kosten um die fünf bis acht Euro. Auch die Weine sind nicht überteuert, es gibt Flaschen ab 18 Euro. Die Karte ist abwechslungsreich und originell, sie bietet Weine wie den St. Chinian oder einen Gamay aus der Touraine an.

Auch wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, Geld braucht man auch in La Brasserie. Und zwar echtes. Monsieur Lankri nimmt keine Karten. Auf die Frage, ob das die Gäste nicht verärgere, antwortet er gerne mit einem Achselzucken und französischem Akzent: Ich verkaufe kein Plastik, ich nehme kein Plastik.

La Brasserie, Hirschgartenallee 41, 80639 München, Telefon 17 42 32, www.diebrasserie.de, geöffnet Dienstag bis Freitag von 17.30 bis 24 Uhr und Samstag, Sonntag ab 10 Uhr. Montag Ruhetag.

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