Franz Ferdinand in München:Johlende Hupfdohlen

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Tighter Sound und eine hypnotisierende Bühnenkulisse: Mehr braucht Franz Ferdinand nicht, um die Münchner Tonhalle in Zufriedenheit zu wiegen.

Isabelle Rupprecht

Sehr cool kommen sie daher, mit gewohnter britischer Lässigkeit: Die Indie-Pop-Band Franz Ferdinand gab am Donnerstagabend in der Münchner Tonhalle ein Konzert. Mit "Matinee" stimmt Sänger Alex Kapranos zu Beginn eine sehr schale Tonlage an. Auch die härteren Klänge von "No You Girls" können das Publikum noch nicht aus der Reserve locken.

Ausverkauftes Konzert: Franz Ferdinand begeistern in München. (Foto: Foto: ddp)

Doch spätestens nach dem dritten Lied verwandelt sich die johlende Menge in ein Meer aus Aufziehvögeln, die die schottische Band aus Glasgow mächtig anfeuern.

Es ist Franz Ferdinands viertes Konzert in Deutschland diesen März und es ist wie die anderen Konzerte restlos ausverkauft. Im Rahmen einer groß angelegten Europa-Tour stellen sie ihr neues Album vor, ihr drittes Album, ein Album, auf das die Fans lange warten mussten.

Ganze drei Jahre hat es gedauert, bis Franz Ferdinand wieder ins Londoner Studio gegangen sind. Denn nach ihrer letzen Tour war erst einmal eine Auszeit nötig. Für Keyboarder Nicholas McCarthy ist das Konzert gewissermaßen ein Heimspiel, denn er ist zwar ein gebürtiger Brite, verbrachte aber seine Kindheit und Jugend in Bayern.

Sechzehn Lieder stehen in München auf der Speisekarte, darunter Popnummern wie "Do you want to" und "Walk away", Singleauskopplungen vom Album "You could have it so much better", mit dem Franz Ferdinand 2005 in Deutschland den Goldstatus erreichte. Rhythmische Melodien, laut und kantig gespielt, bei denen besonders die Tanzbarkeit im Vordergrund steht, manchmal aber auch ein grantiger Unterton herrscht.

Mit "Take Me Out", einer Aufforderung an das Publikum ihrer Feierlaune ordentlich zu frönen, hat der sympathisch distanzierte Auftritt seinen Höhepunkt erreicht. Besser wird es nicht mehr. Und auch das Publikum ist nun bereit, sich zu eigenen Stage-Climbing-Aktionen hinreißen zu lassen. Zwei tollkühne Bürschlein aus dem Publikum lassen sich meterweit über die Hände der Menge nach vorne tragen.

Psychedelische Videokunst und flirrende Musik

Und die Briten inszenieren sich gut im Farbenspiel der Bühne. Diese erinnert an psychedelische Videokunst, zeigt manchmal aber auch Ausschnitte aus den Musikvideos. Flirrende Bilder unterstreichen die flirrende Musik und was bei der Vorband Kissogram, die ihre Sounds stark an Franz Ferdinand anlehnt, an Farbigkeit gefehlt hat, erstrahlt jetzt in voller Blüte: Star-Wars-Lichtschwert-Tänze, mystische Neongestalten und hypnotisierende Kreise prägen das optische Bild. Manchmal bekommt man dabei auch einen Hauch von Sommergefühl zu spüren, wenn die Scheinwerfer die Kulisse warm und golden ausleuchten.

Gegen Ende wird noch einmal umgebaut. Ganz in der Manier des kürzlich erschienenen Albums "Tonight" ist das audio-visuelle Bild nun stark elektronisiert - mehr elektronische Beats und Franz Ferdinand setzt verstärkt auf Synthesizer. Die Musik vermittelt eine schemenhafte Trance, von Alex Kapranos mit voller Inbrunst propagiert.

Bei "Lucid Dreams" wird nun ganz auf Vocals verzichtet und der Bassist Robert Hardy bewegt sich wie ein zombiehafter Roboter, aber stets äußerst elegant, hin und her. Ganz zum Schluss spielt Franz Ferdinand "This Fire", bei dem sich der Schlagzeuger Paul Thomson schier überschlägt. Eine Nummer, mit der den Münchnern noch einmal richtig eingeheizt wird.

Trotz schallendem Jubel findet das Konzert ein abruptes Ende. Die New-New-Wave-Rocker aus dem Vereinten Königreich fackeln nicht lange; und schon steht ein riesiger gelber Kran bereit um die Bühnentechnik abzubauen. Alles schnell und zackig. Doch die Stimmung beim Publikum, optisch als schnörkellos coole Studenten und hippe Glockenbachianer zu identifizieren, ist höchst entspannt. Selig werden sie in die Nacht entlassen und selbst das ewige Warten an der Garderobe bringt niemanden mehr aus der Ruhe. Warten sind die Fans ja schließlich gewohnt.

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