Frankfurt:Mit dem Brexit wächst der Druck

Neubauten im Frankfurter Europaviertel

Neubauten im Frankfurter Europaviertel.

(Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Seit einem Jahr fordert auch Frankfurt 30 Prozent geförderte Wohnungen bei Neubauten

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Wenn Frankfurts Stadtoberhaupt Peter Feldmann derzeit auftritt, gut einen Monat vor der Bürgermeisterwahl in der Stadt, dann kommt er um ein Thema nicht herum. "Bauen, bauen und nochmals: bauen", fasste der SPD-Politiker vergangene Woche auf dem Neujahrsempfang der örtlichen IHK zusammen, was seine Verwaltung derzeit umtreibt. Die Stadt boomt, seit vielen Jahren, und in der öffentlichen Debatte spiegeln sich die Probleme Münchens. Nur in einem etwas kleinen Format, dafür aber mit einer im Schnitt weniger wohlhabenden Bevölkerung.

Inzwischen leben 736 000 Einwohner mit Erstwohnsitz in der Stadt, jedes Jahr kommen Tausende hinzu, der Brexit wird den Druck auf den Wohnungsmarkt in der Bankenstadt noch weiter erhöhen. Gemessen an den Neuvermietungen ist Frankfurt nach jüngsten Daten des Beratungsunternehmens F+B mit durchschnittlich elf Euro pro Quadratmeter zur drittteuersten Stadt Deutschlands aufgestiegen, nur übertroffen von Unterschleißheim und München. Seit Jahrzehnten gehören Bagger, Kräne und Baugruben zur Kulisse, es entstehen mehr als zehn neue Hochhäuser, die Stadt verändert sich ständig. Und doch werden laut zweier übereinstimmender Studien bis 2030 etwa 100 000 Wohnungen fehlen. Die Zahl öffentlich geförderter Sozialwohnungen ist wie in anderen Großstädten deutlich gesunken. Das aufzuholen wird schwierig.

Die Stadtverwaltung beeilt sich nun, neue Bauflächen auszuweisen. Alte Stadtteile werden nachverdichtet, Büroflächen umgebaut und Gewerbeflächen umgewidmet. Mit dem Europaviertel ist eines der größten neuen Wohnquartiere Europas fast fertiggestellt. Links und rechts der Autobahn A 5 im Norden der Stadt soll ein ganz neuer Stadtteil entstehen. Damit sich auch künftig Normalverdiener noch Wohnraum in der Stadt leisten können, versuchen Feldmann und sein Planungsdezernent Mike Josef gegenzusteuern. Seit einem guten Jahr müssen Investoren bei Neubauprojekten 30 Prozent geförderte Wohnungen einplanen, sonst gibt es kein Baurecht. Je die Hälfte davon entfällt auf klassische Sozialwohnungen und auf den sogenannten zweiten Förderweg, mit dem Familien mit mittlerem Einkommen an bezahlbaren Wohnraum kommen sollen.

Für die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG, um die andere Städte Frankfurt regelmäßig beneiden, gilt sogar eine 40-Prozent-Quote - und die Vorgabe, die Mieten nur um maximal fünf Prozent innerhalb von fünf Jahren zu erhöhen. Allein, bis die vielen Tausend angekündigten Wohnungen fertiggestellt sind, werden noch einige Jahre vergehen. Jahre, in denen der Druck auf den Frankfurter Wohnungsmarkt und die Mieten und Kaufpreise im ganzen Rhein-Main-Gebiet noch weiter steigen werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: