Fotografie:Von Leisen, Lauten und Lebenden

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Die Münchner SZ-Fotografen präsentieren ihre persönlichen Momente des Jahres 2017

(Foto: Johannes Simon)

Was für eine Gelegenheit für Johannes Simon: ein exklusives Interview der Süddeutschen Zeitung mit Philipp Lahm zu seinem Karriere-Ende. "Ich liebe den FC Bayern", sagt Simon, "ich schätze Philipp Lahm, jahrelang hab ich im Stadion großartige Spiele mit ihm und seinem Verein gesehen und fotografiert." So ist er beim Interview dabei, so entsteht dieses Bild. Es erscheint aber nie. Ein anderes Magazin hat auch ein Lahm-Interview, nur etwas früher, das SZ-Gespräch wandert in die Tonne. "Trotzdem ein großartiger Termin für mich, im Foto hängt Herzblut", sagt Simon. Und jetzt wird es endlich mal gedruckt.

(Foto: Stephan Rumpf)

28. November, in der CSU tobt der Machtkampf. Und Protagonist Markus Söder kommt zu den Filser-Buam in die Menterschwaige - er wird zum Ehrenfilser ernannt. Stephan Rumpf erwischt ihn, wie er am Eingang wartet; am liebsten wäre der Finanzminister direkt in den Saal gerauscht, er ist aber zu früh und wird von einem Filser an der Tür gebremst. Söder weiß die Zeit zu nutzen: Er sucht den Blick zum Fotografen, die Nähe zur Kamera, so wie er es ständig mache, sagt Rumpf. "Bemerkenswert." Vor allem, wie siegesgewiss Söder grinst. Eine Woche später wird er zum künftigen Ministerpräsidenten gekürt.

"Es gibt beim Fotografieren Momente, in denen man sofort drauf drücken muss, sonst ist die Situation vorbei, ganz egal, ob die Kameraeinstellungen gerade optimal sind", sagt Florian Peljak. So auch hier: Es ist eigentlich zu finster; auf dem Bild entsteht so ein Wischeffekt, der bei Peljak später den Eindruck erweckt, hier bringe ein engelartiges Wesen irgendjemanden irgendwo hin. Die Wahrheit ist profan: Hier schiebt der Chefarzt der Pathologie im Schwabinger Krankenhaus ein Schwein durch den Gang. Fünf Jahre zuvor war es mumifiziert worden, nun wird es erstmals untersucht. Zu wissenschaftlichen Zwecken.

(Foto: Robert Haas)

Jahrelang sperrt sich die CSU, nicht zuletzt ihr Münchner Chef Ludwig Spaenle (links), gegen den Plan, durch den Englischen Garten eine Tram zu bauen. Dann fällt ihm sein Ministerpräsident und Parteichef Horst Seehofer (rechts) in den Rücken und erklärt das Veto des Freistaats für beendet. OB Dieter Reiter triumphiert und kann im August fröhlich mit den anderen beiden die künftige Tramtrasse besichtigen. Besser kann ein Bild die Lage nicht ausdrücken, SZ-Fotograf Robert Haas sagt: "Endlich mal mit der Kamera zum richtigen Zeitpunkt an der günstigsten Stelle."

(Foto: Catherina Hess)

Ein Porträt soll es werden: von Viktor Schenkel, der TV-Schauspieler war und Clown im Circus Roncalli und der nun als Hausmeister in der Mohr-Villa Freimann arbeitet und mit Jugendlichen Theater macht. Schenkel trifft sich mit dem Schreiber des Porträts in einem Café, die Fotografin Catherina Hess kommt für das Bild dazu. Ohne Erfolg. "Ziemlich schnell merkte ich: Es ist keine Location für ihn", sagt Hess. Sie trifft sich mit Schenkel dann noch einmal, an der Mohr-Villa. Mit Erfolg. "Ich mag dieses Bild, weil es auch die Traurigkeit des Schauspielers ausdrückt."

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Alessandra Schellnegger trifft Ziad Nouri in seiner Wohnung - für ein Porträt für die Seite Drei. "Ein unglaublich feiner Mann, der in einer äußerst freundlichen und warmen Art zugleich Stärke und Zurückhaltung ausstrahlt", sagt sie. Seine Geschichte aber sei kaum zu ertragen: IS-Mitglieder sollen ihn vier Monate in einem Keller gefangen gehalten haben, bis ihm die Flucht gelang. Schellnegger beeindruckt Nouris Engagement für andere Flüchtlinge - und dass er nach dem Fototermin zu einem jungen Flüchtling fährt, um "ihm mal ein bisschen was über Frauen zu erklären".

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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