Fotoausstellung von Gunter Sachs:Der sanfte Frauenversteher

Vom Playboy zum preisgekrönten Künstler: Längst hat sich Gunter Sachs als Fotograf einen Namen gemacht. Bei der Eröffnung seiner Foto-Ausstellung zeigte der 71-Jährige, dass er neben dem Umgang mit Motiv und Auslöser auch einiges von Selbstinszenierung versteht.

Von Christian Mayer

Dieser Abend ist Schwerstarbeit für ihn. Mindestens so kräfteraubend wie ein Fotoshooting mit seinen Models, die hier - in aufreizenden Posen liegend oder sitzend - auf großformatigen Bildern an den Wänden hängen.

Erst mal muss Gunter Sachs in der Galerie für Zeitgenössische Kunst am Platzl jede Menge Hände schütteln, Bussis verteilen. Alte Freunde, treue Käufer und neugierige Prominente wie Petra Schürmann, Schauspielerin Cosima von Borsody, Anja Kruse oder Friedrich von Thun: Sie alle sind gekommen, um eine Gesellschafts-Legende zu besichtigen. Und um sich im Glanze von Gunter Sachs zu sonnen, der einst als Ehemann von Brigitte Bardot die Titelseiten der Klatschblätter füllte und längst schon ins Feuilleton abgewandert ist. Als ernstzunehmender, preisgekrönter Künstler, der für Modemagazine, in der Werbung, als Filmemacher oder Galerist gearbeitet hat.

Nach einem kurzen Rundgang durch die überhitzten Räume muss der 71-Jährige stramm stehen für die Fernsehreporterinnen, die vom Meister etwa eine Antwort auf die Frage erwarten, was für ihn weibliche Schönheit sei. "Frauen sind einfach interessanter. Das kann man in ein paar Sätzen nicht erklären", sagt er, schon leicht genervt vom Versuch, ihm altersweise Sentenzen zu entlocken. "Ich bin nicht im Kindergarten, und bitte fotografieren Sie mich nicht von unten, das sieht schrecklich aus!", poltert er.

Der sanfte Frauenversteher

Ja, er versteht sich zu inszenieren, und er ist vorsichtig genug, ein paar Sicherheitsleute zu beschäftigen, die aufpassen, dass keine unerfreulichen Fotos von ihm gemacht werden. Er weiß genau, wie er in seinem dunklen Sakko, dem weiß-blauen Hemd mit den Blümchen und der weißen Hose auf die Leute wirkt. "Ich habe eine gewisse Scheu, Dinge zu vereinfachen", sagt er draußen vor der Eingangstür, wo es etwas kühler ist. Vergleiche mit dem kürzlich verstorbenen Kollegen Helmut Newton weist er zurück. "Meine Werke sind nicht so aggressiv, ich zeige die Frauen sanfter." Dann tätschelt er zart den Arm einer jüngeren Kolumnisten und murmelt charmant: "Sie könnten morgen mal vorbeischauen, dann machen wir Probeaufnahmen!"

So oder so ähnlich muss das wohl einige Male gelaufen sein, etwa bei Claudia Schiffer, die in der Ausstellung unter anderem als schmuckbehängte Cleopatra zu sehen ist. Oder bei Lieblingsmodel Tanja Veit, die in Prometheus-Pose nackt an einer spektakulären Steinwand hängt.

Sachs erzählt immer wieder gerne, wie die Mutter des Models bei ihm vorsprach, um die Vorzüge ihrer Tochter anzupreisen, wie er dann neugierig wurde und eine jahrelange gemeinsame Arbeit begann. "Tanja ist jetzt 37, ich würde sie sehr gerne noch mal fotografieren", sagt er. "Ich habe immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Models, sie sind sehr anhänglich."

Der sanfte Frauenversteher

Einige der porträtierten Damen sind ebenfalls anwesend, aus Zuneigung zu ihrem Fotografen. Etwa Glamour-Journalistin Stephanie Neureuther, die bei der Zeitschrift das Beauty-Ressort betreut. "Gunter Sachs ist eine Freund der Familie. Ich möchte die Erfahrung nicht missen, von ihm fotografiert worden zu sein", sagt sie. "Auf den Bildern hab' ich mich aber kaum wiedererkannt, da war ich plötzlich ein anderer Mensch."

Drinnen, vor grünen Mamba-Frauen, Flamingos im Nebel und Raubtieren aller Art, in deren Haut meist eine einsame Schöne steckt, unterhalten sich die Gäste über den Menschen Gunter Sachs. Er hat gleich seine ganze Familie mitgebracht, seine Frau Mirja und die Söhne Halifax und Rolf. Auch seine alte Freundin Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn ist aus ihrem Domizil in Salzburg angereist, die 84-Jährige hält sich wacker im Getümmel. "Ich habe meinen eigenen Galeristen dabei", verrät die Mamarazza, die wie gewohnt ihre eigene Kamera mitgebracht hat, um ihre gefährlichen Schnappschüsse zu machen.

Die schönste Geschichte erzählt Sachs' Freund Claus Jacobi, früher Chefredakteur beim Spiegel, heute Bild-Kolumnist mit einer Schwäche für St. Tropez und die schönen Dinge des Lebens. "Gunter war der erste, der Andy Warhol Anfang der siebziger Jahre nach Europa gebracht hat und eine Ausstellung in seiner Galerie organisierte. Kein Mensch hat ein Bild gekauft - und weil ihm die Sache peinlich war, kaufte Gunter schnell die Hälfte der Bilder. Die sind heute natürlich ein Vermögen wert."

Nicht ganz so wertvoll, aber nicht ganz billig sind die Bilder des Illusionskünstlers Gunter Sachs, der das Münchner Siegestor als irreal blau schimmerndes Kunstwerk zeigt und aus der Wüste von Namibia einen weiblichen Bauch zaubert. Immer auf der Suche nach der perfekten Form. 33 Exemplare verkauft er in der Regel von jedem Motiv, die Preis liegen im vierstelligen Bereich. Verleger Florian Langenscheidt hat schon früher ein paar von ihnen gekauft, und in der Wohnung von Duzfreund Claus Jacobi hängt natürlich eines der Werke. Claudia Schiffer, stark verfremdet als blonde Französin, die im grellen Rot des Plakats verschwindet.

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