Foto-Ausstellung:Über den Dächern

Ob es der souveräne Schwung eines Jahrhundert-Giebels ist oder ein hingetupftes Budenhäuschen: Der Fotograf Josef Stöger zeigt in seinen Bildern die heterogene Laimer Stadtlandschaft

Von Andrea Schlaier, Laim

Als er beim Dorfwirt saß, sei ihm die Idee gekommen, sagt Josef Stöger. "Ich will was machen über das Viertel, das mir so ans Herz gewachsen ist. Ich lebe da. Ich wohne da und werde da sterben." Bevor man die Geschichte weitererzählt vom Stöger "Sepp", dem Fotografen und seiner bevorstehenden Ausstellung, muss man erwähnen, dass es in Laim weit und breit keinen Dorfwirt gibt. Der 65-Jährige spricht von einem Lokal, das einst als "Gaststätte zur Rennbahn" Kundschaft anlockte, als Fingerzeig auf die Rennbahn, die in Laim im 19. Jahrhundert tatsächlich in Sichtweite vorbeiführte. Das Lokal jedenfalls hat seither selbstredend reichlich Pächter und Namen verschlissen, ist für einige Alteingesessene aber immer "Die Rennbahn" geblieben. Und wenn der jeweilige Wirt sein Geschäft versteht, dann fühlt man sich zwischen den holzvertäfelten Wänden im Schatten des alten St. Ulrich-Kircherls wie in einer Dorfwirtschaft. So daheim halt wie der gebürtige Oberösterreicher Stöger im gesamten Bezirk. Dieses selbst gewählte Zuhause hat er sich nun aus übergeordneter Warte angesehen und aus der Vogelperspektive porträtiert. Am Donnerstag, 31. März, ist Vernissage seiner Fotoausstellung "Über den Dächern von Laim".

Wenn einer vernetzt ist im 25. Bezirk, dann ist es der 65-Jährige mit dem weißgrauen Schnäuzer im stets wohl gebräunten Gesicht. Welcher Verein sich in Laim auch immer feiert und sich davon später noch ein Bild machen will, der fragt bei Josef Stöger an, ob er nicht mit der Kamera vorbeikommen könne. Der Mann fotografiert hoch professionell. "Eigentlich", sagt er selbst, "bin ich aber Schreinermeister". Die Bild-Kunst hat er sich früh selbst angeeignet und später auf Reisen durch die Welt perfektioniert. Stöger fängt mit seinem Objektiv die in Laim erhaltenen Traditionen ein, zeichnet Gesichter und Geschichten des Quartiers. Und dann streift er halt auch "wahnsinnig gern" durch die Gegend, macht sich auf Entdeckungstour, aus purer Lust am Finden. Für den Historischen Verein des Viertels hat der Wahl-Laimer schon manches aufgespürt. Vielleicht gehört er auch deshalb mittlerweile der Vorstandsriege der Heimatforscher an.

Jedenfalls waren die zahlreichen Kontakte zu den Laimern hilfreich dabei, dem ein oder andern aufs Dach steigen zu dürfen, um den Blick von dort oben über die Behausungen der etwa 55 000 Menschen im Quartier schweifen zu lassen. Einen anderen hätte die Rektorin der Grundschule an der Fürstenrieder Straße wohl nicht in den hohen Dachstuhl des prachtvollen Hans-Grässel-Baus gelassen. Stöger kletterte eine Holzleiter hinauf und spähte durch die Luke im Dach nach draußen. Dieser Blick ist nur wenigen Menschen vorbehalten. Er schweift erhaben über die Dächer von Laim bis zu den Alpen. Auf dem Laimer Würfel an der S-Bahn-Station hat Stöger sich ebenso positioniert wie im Glockenturm von Namen Jesu an der Saherrstraße oder der Seniorenresidenz mit Blick auf die Zschokkestraße. "Die Leute haben mich oft angerufen und gesagt, das Licht ist grade so schön. Also bin ich hin."

Knapp vier Jahre hat sich der "Laimer Fotograf", wie er sich selbst nennt, Zeit für diese sehr persönliche Studie genommen. Herausgekommen sind Wimmelbilder, in denen man akribisch nach der eigenen Adresse oder dem nächst bekannten Kirchturm suchen kann, ebenso wie groß gezoomte Fundstücke. Es findet sich vom souveränen Schwung eines Jahrhundert-Giebels bis zum hingetupften Budenhäuschen, das im hoch schießenden Häusermeer zu ertrinken droht, die ganze heterogene Stadtlandschaft des 25. Bezirks. "Den Besuchern der Ausstellung", fügt Josef Stöger spitzbübisch an, "will ich gar nicht immer erklären, wo sie auf den Bildern was finden. Die sollen einfach selbst versuchen sich zu orientieren und ganz genau hinschauen."

"Über den Dächern von Laim", Vernissage am 31. März, 19 Uhr, Alten- und Servicezentrum Laim, Kiem-Pauli-Weg 22. Zu sehen bis 30. Juni, Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 14 Uhr.

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