Forstenried:Erste Bedenken

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Bezirksausschuss-Politiker kritisieren Sanierungspläne für den Derzbachhof, Münchens ältesten erhaltenen Bauernhof

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Bis ins Detail ausgearbeitet sind die Pläne noch nicht. Doch es deutet sich an, wie die Sanierung des ältesten Münchner Bauernhofs, des 1751 erbauten Derzbachhofs in Forstenried, sowie ein Neubau im rückwärtigen Grundstücksbereich aussehen könnten. Der Eigentümerin, der Firma Euroboden des Münchner Immobilienentwicklers Stefan Höglmaier, schwebt der Einbau einer Wohnung in das Baudenkmal vor, dahinter soll ein architektonisch ansprechendes Gebäude mit 19 Wohneinheiten entstehen. Für die Autos ist eine Tiefgarage mit 20 Plätzen und Hubvorrichtung vorgesehen.

Erste Reaktionen der Lokalpolitiker auf den Entwurf waren nicht frei von Kritik. Die Grundstückszufahrt an der Forstenrieder Allee sei mit eine Breite von drei Metern zu knapp bemessen, um Stausituationen zu vermeiden, hieß es jetzt unter anderem bei einer Unterausschuss-Sitzung des Lokalgremiums für den Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln. Keinen Hehl machten die Stadtteilpolitiker bei der Behandlung der Bauvoranfrage aus ihren Zweifeln an der Wohnnutzung des Derzbachhofs. Der Einbau von Betonwänden könnte den Denkmalcharakter verfälschen, hieß es. Rudolf Zirngibl (CSU) nannte die Aussicht, Gebälk aus dem 18. Jahrhundert für moderne tragende Teile zu opfern, "eine Verrücktheit". Sein Appell: Man müsse aufpassen, dass der Denkmalschutz nicht umgangen wird.

Generell wäre den meisten Ausschussmitgliedern eine öffentliche Nutzung des Derzbachhofs, etwa als Museum oder für andere kulturelle Zwecke, lieber, als ihn teilweise in ein Wohngebäude umzuwandeln. Doch gegen diesen Vorschlag erhoben sich im Laufe der Diskussion gravierende Einwände: Die Räumlichkeiten seien viel zu niedrig, die Parkplatzsituation lasse regen Besuch nicht zu, der Brandschutz erst recht nicht. In einer Beschlussempfehlung an das Vollgremium des Bezirksausschusses beließ man es denn auch dabei, einen "unverzüglichen, intensivierten Substanzerhalt" des Baudenkmals im Forstenrieder Ortskern zu fordern. Ferner sollten Sanierung und Neubau zeitgleich erfolgen und von den Denkmalschutzbehörden akribisch überwacht werden. Zustimmung fand die Anregung einer Grundstücksnachbarin, den Bauerngarten und die Remise des historischen landwirtschaftlichen Anwesens zu erhalten. Der Baumbestand auf dem Gelände soll nach den aktuellen Plänen weitgehend unangetastet bleiben.

Kein Problem sieht der Ausschuss darin, dass sich der Euroboden-Neubau in den Außenbereich erstrecken würde. Das hätte man bei einer früheren Planung durch die Voreigentümer-Erbengemeinschaft ebenfalls in Kauf genommen, rief Unterausschuss-Sprecher Michael Kollatz (SPD) in Erinnerung. Aus Kollatz' Sicht ist mit der Bauvoranfrage zum Derzbachhof eine "Gratwanderung" zwischen kommerziellen und den Interessen des Denkmalschutzes sowie der Ortskerngestaltung eröffnet worden. Die nächsten Etappen führen in den Bezirksausschuss und zu diversen Fachbehörden.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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