Forschung:Deutsches Museum bekommt Mini-U-Boot

Forschung: Ein Lastwagen brachte das Mini-U-Boot Geo zum Deutschen Museum. Bis zu 200 Meter tief konnte es tauchen, viel Platz aber bot es nicht.

Ein Lastwagen brachte das Mini-U-Boot Geo zum Deutschen Museum. Bis zu 200 Meter tief konnte es tauchen, viel Platz aber bot es nicht.

(Foto: Nikolas Fricke)
  • Das Klein-U-Boot "Geo" wird nun im Deutschen Museum ausgestellt.
  • Der Meeresbiologe Hans Fricke hat damit unter anderem den Quastenflosser - eine Gruppe der Knochenfische - entdeckt.
  • Durch Zufall stieß das U-Boot im Töplitzsee auch auf einen "Nazi-Schatz" - und geheime Abschussrampen für Unterwasserraketen.

Von Otto Fritscher

Die letzte Fahrt der Geo fand nicht im Wasser statt, ihrem eigentlichen Element. Auf einem Lastwagen legte das Klein-U-Boot des Pöckinger Meeresbiologen Hans Fricke die Strecke von Stralsund nach München zurück. Hier wird es nun im Deutschen Museum ausgestellt, nachdem es 15 Jahre lang als Exponat im meereskundlichen Museum in Stralsund stand. "Die Geo gehört einfach ins Deutsche Museum", sagt Fricke. Er hat sich als Entdecker des Quastenflossers einen Namen gemacht. 1987 war das, im Indischen Ozean, bei einer Tauchfahrt mit der Geo.

787 solcher Fahrten mit der Geo zwischen 1981 und 1989 hat der Forscher fein säuberlich in seinem Logbuch vermerkt. Das Klein-U-Boot hat ihn in die Tiefen vieler Meere geführt, aber auch in den Abgründen der Seen im Voralpenland hat Fricke geforscht. Gekenterte Segelboote hat er entdeckt, im Bodensee allein drei Flugzeuge. Und dann waren da die Fahrten im Töplitzsee im Salzkammergut.

Die Geo gehört ins Deutsche Museum

Dort spürte er eigentlich Bakterien im schwefelhaltigen Seegrund nach, entdeckte aber auch einen "Nazi-Schatz", wie die Boulevardpresse die Kisten mit gefälschten englischen Pfund-Noten nannte. KZ-Häftlinge hatten sie in Sachsenhausen herstellen müssen. Diese Entdeckung diente später als Grundlage für den mit einem Oscar prämierten Film "Die Fälscher". Im Töplitzsee fand Fricke auch die Abschussrampen für Unterwasserraketen - ein weiteres Geheimprojekt der Nazis.

Seine Karriere als Wissenschaftler hatte Fricke beim Verhaltensforscher Konrad Lorenz in Seewiesen bei Andechs begonnen. Schon bald verlegte er sich auf die Erforschung von Lebensformen unter Wasser. Und so ließ er sich 1981 in der Schweiz für 130 000 Mark sein U-Boot bauen: 2,15 Meter lang, Innendurchmesser 1,19 Meter, gerade groß genug für zwei Personen, Tauchtiefe bis 200 Meter.

Der Forscher arbeitet munter weiter

Der Forscher, mittlerweile 74 Jahre alt, will sich indes noch lange nicht zur Ruhe setzen. Zuletzt hat Fricke im Dezember Museumsschätze aus der Zeit Kaiser Wilhelms aus einem Brunnenschacht in 168 Metern Tiefe heraufgeholt. Die Exponate - vor allem Schmuck - hatte der damalige Museumsleiter auf dem thüringischen Kyffhäuser kurz vor Kriegsende vor der anrückenden Roten Armee im Brunnen versenkt.

Frickes nächste Tauchfahrt mit seinem Nachfolger-U-Boot Jago soll in den Königssee gehen. Dort liegt in 134 Metern Tiefe ein Auto, das vor Jahrzehnten beim Versuch, über den zugefrorenen See zu fahren, eingebrochen ist. "Das Auto haben wir mit der Jago gefunden, es ist unversehrt, der tote Fahrer liegt daneben. Nun wollen wir das Auto heben, weil es ja mit dem Benzin und Öl eine Umweltbombe ist", sagt der Pöckinger. Es hakt aber mit der Genehmigung durch die Nationalparkverwaltung. "Notfalls geh' ich ans Ministerium", kündigt Fricke an. Er meint es ernst.

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