Forderungen:Schlupfloch geschlossen

Die Anwohner am Edinburghplatz sind erfreut, dass endlich Ruhe einkehrt. Andere monieren den Stau, der sich nun in der Nähe des Messegeländes bildet

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Am Edinburghplatz prallen die Interessen aufeinander - und wieder einmal zeigt sich, dass die Messestadt kein so autoreduziertes Ökoviertel ist, wie es die Planer vor mehr als 20 Jahren sich einmal ersonnen und erträumt hatten. Ursprünglich sollte diese grüne Fläche im Westen der Messestadt eine ruhige Oase mit ein wenig Anliegerverkehr außen herum auf schmalen Fahrbahnen sein. Dann aber war am Nordwest-Ende des Platzes die Verbindung hinüber zur Werner-Eckart-Straße für den Baustellenverkehr des vierten Bauabschnitts der Trabantenstadt aufgemacht worden. Und schwups hatten auch alle Bewohner ein Schlupfloch und eine Abkürzung über die Paul-Wassermann- hin zur Joseph-Wild-Straße und damit nach Trudering.

Doch nun ist die Lücke - erst einmal provisorisch mit rot-weißen Balken - wieder dicht. Das freut die unmittelbaren Anwohner. Sie hatten hier ihre Wohnung gekauft oder gewählt in der Gewissheit, dass nur wenige Autos vor ihren Balkonen laut sind und die Luft verpesten. Darauf pochen sie auch. Doch viele andere hatten sich gewöhnt an diese Route - und liefen im Bezirksausschuss Trudering-Riem Sturm gegen die Sperrung. 40 Bürger waren zur Unterausschusssitzung gekommen, einige schilderten ihre Nöte erneut bei der Vollversammlung, sprachen von Stau vor allem abends, morgens und noch mehr zu Messezeiten, denn nun müssen alle erst einmal bis zur Hauptschlagader, der Olof-Palme-Straße vor der Messe, fahren, um dann nach Westen abbiegen zu können. Diese ist zwar vierspurig, doch bei großen Publikumsmessen ist eine der Spuren jeweils von Taxler-Karawanen belagert. Eine Dreiviertelstunde bis hinüber nach Trudering sei da keine Seltenheit, ärgerte sich ein Anlieger.

Hier rächt sich wieder einmal einer der "Geburtsfehler" der Messestadt, die im Süden zwar einen grünen Park, aber keine direkte Verbindung nach Trudering hat. Die Planer wollten sie nachvollziehbarerweise damals so vor den Lawinen des Messeverkehrs verschonen. Und sie hatten damals obendrein darauf vertraut, dass die meisten ohnehin die U-Bahn nutzen und die Messestadt ein autoreduziertes Viertel sein werde. Daher war ursprünglich sogar die Verknüpfung der Joseph-Wild-Straße mit dem Mitterfeld nur für Busse und Taxis vorgesehen gewesen - was sich bald als völlig unrealistisch erwiesen hatte und heute undenkbar wäre.

Der Bezirksausschuss stellte sich wie das Planungsreferat auf die Seite der Anlieger vom Edinburghplatz: Diese dürften auf den Bebauungsplan vertrauen, lange genug hätten sie nun viel mehr Verkehr zu ertragen gehabt, als ihnen versprochen worden war. Mit dieser Belastung müsse nun, da der letzte Bauabschnitt der Messestadt weitgehend fertiggestellt sei, endgültig Schluss sein, erklärte etwa Stefan Ziegler (CSU), Vorsitzender des Verkehrsausschusses: "Die Anlieger haben einen Rechtsanspruch", betonte Ziegler. Und die neuen Bewohner des vierten Bauabschnitts, die den Schleichweg vermissen, hätten von Anfang an gewusst oder zumindest theoretisch wissen können, auf welche Verkehrssituation sie sich einlassen.

Dennoch wollte die Mehrheit im Gremium diesen Betroffenen einen kleinen Kompromiss anbieten: Sie fordert von der Stadt, nun einen Durchstich von der Graf-zu-Castell-Straße zum Edinburghplatz zu ermöglichen, oder wenigstens zu erproben - was eine neue Schleich-Route parallel zur Olof-Palme-Straße möglich machen würde. Da dem Bezirksausschuss bereits zu Ohren gekommen war, dass das Planungsreferat auch dies äußerst negativ sehen würde, fordert das Gremium einen Ortstermin. SPD und Grüne gaben zwar zu bedenken, dass man auch damit gegen einen gültigen Bebauungsplan verstoßen würde. Georg Kronawitter (CSU) aber wies darauf hin, dass der Busbahnhof östlich des Edinburghplatzes viel stärker frequentiert sei als ursprünglich geplant: Drehscheibe hätte eigentlich der Buskreisel in der Willy-Brandt-Straße beim U-Bahnhof Messestadt Ost werden sollen, doch der Bedarf war eben in der Nähe der Riem Arcaden entstanden. Dem müsse man Rechnung tragen, so Kronawitter. Herbert Danner (Grüne) erklärte, dass der neue Kreisverkehr am Busbahnhof beim Edinburghplatz auf Wunsch des Bezirksausschusses entstanden war - und dass dagegen keinerlei Protest der Bewohner erfolgt war. Klarheit wird hier wohl wirklich erst der Ortstermin bringen. Einig aber waren sich alle, dass Taxis nicht länger die Olof-Palme-Straße verstopfen dürften: Die Messe müsse ihnen auf ihrem Gelände Stellmöglichkeiten anbieten.

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