Flugtarife:Von München nach Las Vegas für 199,99

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Eurowings ist der erste Billiganbieter, der sich von München aus mit Langstrecken versucht. Der Flughafenchef sieht auf dem Bereich ohnehin noch Nachholbedarf. (Foto: dpa-tmn)
  • Die Billigfluglinie Eurowings bietet ab 2018 zehn Langstreckenflüge ab München an.
  • Die Zielländer der zehn neuen Strecken liegen in Amerika, Afrika und Asien.
  • Fraglich ist, ob das Konzept aufgeht. Viele der Vorteile von Billigfliegern lassen sich auf Langstrecken nur bedingt halten.

Von Jens Flottau und Andreas Schubert

Wenn ein Billigflieger ein neues Produkt vorstellt, dann muss das schon in einer exklusiven Location passieren. Der Hearthouse Club am Lenbachplatz eignet sich dafür bestens. Also hat Eurowings am Freitag dorthin geladen, um sein künftiges Angebot vorzustellen. Von kommendem Jahr an wird die Lufthansa-Tochter auch Langstreckenflüge von München aus anbieten.

Freilich würde sich Eurowings niemals als Billigflieger oder gar -heimer bezeichen. Anbieter im Low-Cost-Segment sagt man heute im Airline-Sprech dazu. Und Eurowings-Geschäftsführer Oliver Wagner schwärmt denn auch von den guten Sitzen und den Angeboten, die sich entweder zum günstigsten Tarif "Basic", zum "Smart-" oder "Best"-Tarif buchen lassen.

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Die Zahl der Billigflieger, die im Erdinger Moos starten, wächst. Die Konkurrenz der Lufthansa-Tochter reagiert umgehend auf die Ankündigung.

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Klar muss dabei sein: Je mehr Komfort gewünscht ist, desto teurer wird es dann. Zehn Langstreckenziele, zum Beispiel in die USA, in die Karibik, nach Asien oder Afrika, bedient Eurowings. Nach Las Vegas kommt man schon für 199,99 Euro (ohne Gepäck, Getränke an Bord oder ähnliches). Der erste Fernflug von München aus startet am 16. April nach Las Vegas.

Drei Airbus A 330-200 wird Eurowings in München stationieren. Der Flugzeugtyp hat 310 Sitze, insgesamt sollen so mehr als 500 000 Passagiere auf 1800 Flügen in die Ferne transportiert werden. Wagner sieht München als guten Standort, da hier eine hohe Kaufkraft und Nachfrage herrschten und Lufthansa hier ein Drehkreuz habe. Eurowings ist auf Wachstumskurs.

Dieses Jahr hat die Airline drei neue Basen eröffnet: Salzburg, Palma de Mallorca und - mit gleich vier Maschinen - München. Vom Erdinger Moos aus werden dieses Jahr rund eine Million Passagiere zu mehr als 30 Zielen in Europa geflogen. Sozusagen als Starthilfe hat die Konzernmutter Lufthansa Eurowings attraktive Slots überlassen. Eurowings hat nun 110 Flugzeuge an zehn Standorten, 33 Maschinen sind von der kriselnden Air Berlin angemietet.

Flughafenchef Michael Kerkloh sieht im Billigbereich in München noch Nachholbedarf. Diesen Herbst wird der Anbieter Transavia sich, wie Kerkloh sagt, strategisch neu ausrichten und München verlassen. In diese Bresche springt nun Eurowings. Die Lufthansa-Tochter ist eine von mehreren Fluggesellschaften, die versuchen, Billigflüge auch auf Langstrecken erfolgreich durchzuführen. In Asien haben schon die Qantas-Tochter Jetstar sowie Air Asia X bewiesen, dass das Konzept funktionieren kann.

Macht die Lufthansa sich nicht selbst Konkurrenz?

In Europa ist Eurowings unter den ersten Anbietern. Größter Konkurrent in dem Segment ist Norwegian. Die Airline bietet von großen europäischen Flughäfen wie Paris, London, Stockholm, Oslo, Kopenhagen und Barcelona Direktflüge in die USA an. Derzeit betreibt Norwegian 14 Langstreckenflugzeuge des Typs Boeing 787, bis Ende kommenden Jahres sollen es 32 sein. Auch International Airlines Group (IAG), die Muttergesellschaft von British Airways, hat die Marktlücke entdeckt und den Ableger Level gegründet. Level fliegt künftig mit zwei Airbus A 330 von Barcelona. In Frankreich steht "La Compagnie" vor dem Start.

Ob das Billigflugkonzept auf der Langstrecke so gut funktioniert wie auf europäischen Kurzstrecken, ist in der Branche umstritten. Denn viele der Vorteile wie geringere Sitzabstände oder kürzere Bodenzeiten lassen sich auf der Langstrecke nur bedingt halten. Ungewöhnlich ist, dass der Lufthansa-Konzern die Billig-Langstrecke nun erstmals an einem ihrer Drehkreuze versucht. Denn dort besteht die Gefahr, dass sie sich selbst Konkurrenz macht. Eurowings wird also in München nur Strecken fliegen, die für Lufthansa selbst sowieso nicht in Frage kommen. Allerdings eröffnet der Schritt auch die Möglichkeit, später Verbindungen auf Eurowings zu verlagern, wenn diese für Lufthansa nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind.

Die Ferienfluggesellschaft Sun Express betreibt die sechs Airbus- Großraumjets im Auftrag von Eurowings, im kommenden Jahr soll ein siebtes Flugzeug folgen und am Flughafen Köln/Bonn stationiert werden.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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