Flughafenklinik:Zur Knie-Operation ins Terminal 1

Am Flughafen München: Absperrung, Absperrband beim Einchecken

Stolze 550 Millionen Euro, fast die Hälfte seines Umsatzes, macht der Münchner Flughafen nicht mit seinem Kerngeschäft.

(Foto: Florian Peljak)

Selbstgebrautes Bier, Surfwelle, Klinik: Fast die Hälfte seines Umsatzes macht der Flughafen München nicht mit Starts und Landungen. Nun möchte er seine Privatklinik vergrößern. Doch der Expansionsdrang stößt auf Widerstand in der Region.

Von Mathias Weber, Erding

Stolze 550 Millionen Euro, fast die Hälfte seines Umsatzes, macht der Münchner Flughafen nicht mit seinem Kerngeschäft - dem Starten und Landen von Flugzeugen. Sehr viel Geld bringt alles um das Fluggeschäft herum, der sogenannte Non-Aviation-Bereich. Vom selbst gebrauten Bier in der flughafeneigenen Gaststätte AirBräu über die Flughafenklinik bis zum Immobilienmanagement: Die hohen Einnahmen in diesem Bereich finanzieren den defizitären Flugbetrieb, und das soll wohl auch so sein. Ansonsten, heißt es vom Flughafen, müsse ihm mit Steuergeld geholfen werden.

Manch einem Politiker in der Region um den Flughafen gehen die Aktivitäten der Gesellschaft aber mittlerweile zu weit. Zum Beispiel bei der Flughafenklinik. Der Flughafen würde gerne seine Privatklinik, die im Terminal 1 eingerichtet ist, vergrößern. Von jetzt neun möchte man auf bald 17 Betten aufstocken. Ärzte aus dem ganzen Münchner Raum - von Freising bis Starnberg - mieten Betten in der AirportClinic an und lassen dort Patienten operieren. Meist sind das kleine OPs, hauptsächlich orthopädische Eingriffe, am Knie oder der Schulter etwa, welche die Ärzte in ihrer Praxis nicht machen können.

Gegen diese Erweiterung der Klinik aber wehrt sich der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) vehement. Er befürchtet Nachteile für die Kliniken in Erding und Freising und hat vergangenes Jahr sogar einen Brandbrief an die Gesellschafter geschrieben. Die Privatklinik sei nach einer Erweiterung eine "betriebsfremde Nutzung einer Flughafenanlage". Die Gesellschafter - also Bund, Freistaat und Landeshauptstadt - sollten kommunale Kliniken besser stärken statt Parallelstrukturen zu schaffen.

Die befürchtet auch der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU). Er glaubt, dass die vielen Geschäfte und die geplante Erweiterung der Gewerbeflächen am Flughafen eine Gefahr für den Einzelhandel in den Innenstädten der Region sein könnten. Er will deshalb eine Koalition schmieden: Erding, Freising, Dachau und sogar Landshut sollen sich zusammentun, und - "natürlich mit guten Argumenten" - gegen diese Entwicklung vorgehen. Aus Freising hat Gotz schon Zustimmung für seine Pläne erhalten.

Expansion wird weitergehen

Am Flughafen sieht man die ganze Sache anders: "Eine Konkurrenzsituation gibt es definitiv nicht", sagt der Geschäftsführer für Finanzen und Infrastruktur, Thomas Weyer, weder beim Gewerbe noch bei der Klinik. Kein Arzt würde seinen Patienten statt zur Flughafenklinik nach Erding bringen. Dann würde eher eine andere Privatklinik gesucht. Und auch von einer Kannibalisierung könne keine Rede sein: Unternehmen, die an den Flughafen ziehen, kämen gerade wegen des Flughafens hierher - was würden sie in Erding oder Freising wollen?

"Wir haben einfach keine überlappenden Märkte", sagt Weyer. Und was die vielen Aktionen des Flughafens angeht - Weihnachtsmarkt, Surfwelle, bayerischer Abend im AirBräu: das seien Angebote an Passagiere und die 32 000 Mitarbeiter. Der Flughafen mache, was rechtlich möglich sei, sagt Weyer. Der Region etwas wegnehmen wolle er nicht.

Die Expansion des Flughafens wird weitergehen, Flächen gibt es genug. Die Frage ist, ob die Politik in Zukunft mitspielen wird. Die Baugenehmigung für die größere Flughafenklinik liegt derzeit im Erdinger Landratsamt. Man darf davon ausgehen, dass sie sehr genau geprüft wird.

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