Flughafenerweiterung:Dritte Startbahn: 40 Häuser müssen weichen

Zahl der Zwangsumsiedlungen ist weit geringer als angenommen - die Grünen halten den Ausbau für unnötig.

Dominik Hutter

Der Flughafen hat Spekulationen zurückgewiesen, für den Bau der dritten Startbahn müssten allein im Freisinger Ortsteil Attaching 500 Menschen umgesiedelt werden. Eine solche Aussage sei "völlig verfrüht" und die genannte Zahl "bei weitem überhöht". Die Landtags-Grünen planen derweil einen weiteren Vorstoß gegen den Airport-Ausbau - weil sich das Wachstum im Moos deutlich abgeschwächt habe.

Flughafenerweiterung: Wird wieder erweitert: Der Franz-Josef-Strauß-Flughafen.

Wird wieder erweitert: Der Franz-Josef-Strauß-Flughafen.

(Foto: Foto: dpa)

Die Schätzung stammt von Freisings Oberbürgermeister Dieter Thalhammer: Nahezu die Hälfte der 1048 Attachinger werde wohl Haus und Grundstück aufgeben müssen, wenn der Airport wie geplant Richtung Nordosten erweitert wird (SZ berichtete). Eine dramatische Entwicklung - zählen doch "Absiedelungen" zu den traurigsten Folgen flächenfressender Großprojekte. Und ein dramatischer Wert, den der Flughafen unmöglich auf sich sitzen lassen will. Diese Größenordnung, versichert Sprecher Hans-Joachim Bues, werde nach ersten Schätzungen "nicht annähernd erreicht".

Attaching direkt in der künftigen Einflugscheise

Genaue Zahlen, wie viele Menschen tatsächlich der dritten Startbahn weichen müssen, wollen weder der Flughafen noch sein Mehrheitsgesellschafter, das bayerische Finanzministerium, nennen - dies werde en detail erst in den Planungsverfahren ermittelt. Nach SZ-Informationen gehen die Behörden jedoch von etwa 40 Gebäuden aus: zehn mit einem direkten "Raumkonflikt" - sie stehen in Schwaigermoos an der Stelle des künftigen Flughafenzauns - und circa 30, bei denen der zu erwartende Fluglärm die von Gerichten festgelegten Limits übersteigt.

Letztere Häuser dürften vor allem in Attaching zu finden sein, der Ort liegt direkt in der künftigen Einflugschneise. Zwangsumgesiedelt werden aber nach Auskunft des Finanzministeriums lediglich die Bewohner von Häusern, die direkt der Flughafen-Erweiterung im Wege stehen. Alle anderen haben - theoretisch - die Wahl, ob sie Haus und Grundstück an den Flughafen verkaufen oder aber mit verbessertem Lärmschutz vorlieb nehmen. Diese Frage dürfte sich jedoch für die meisten Betroffenen nicht wirklich stellen, geht es doch um Dauerschallpegel jenseits der 70 dB(A).

Auf dem Areal der Startbahn und der Rollwege selbst stehen keine Wohnhäuser. Lediglich ein unübersehbares Bauwerk muss weichen: die Staatsstraße 2084, die auf Kosten des Flughafens verlegt wird. Wohin, steht bislang nicht fest, allerdings dürfte auch diese Frage die Bewohner des Erdinger Mooses noch intensiv beschäftigen.

Grüne fordern sofortigen Stopp

Die Grünen im Landtag fordern weiterhin den sofortigen Stopp des Flughafen-Ausbaus. Ein entsprechender Antrag soll heute Nachmittag im Plenum diskutiert werden. Christian Magerl, verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, plädiert auf Unnötigkeit - weil es bei den Starts und Landungen, dem entscheidenden Gradmesser in Sachen Bahn-Kapazität, nicht so steil aufwärts gehe wie eigentlich geplant. Statt um 5,5 Prozent wie noch 2005 sei die Zahl der Flugbewegungen im ersten Halbjahr 2006 nur um 2,5 Prozent gestiegen. Im Juni sei man gar nur 0,7 Prozent im Plus gewesen.

Bues zufolge sind "saisonale Schwankungen" jedoch völlig normal - so sei etwa entgegen gängigen Vorstellungen der Flugverkehr in den Pfingstferien schwächer als an normalen Werktagen. Betrachte man die Wachstumskurve über einen längeren Zeitraum, weise sie weiter konstant nach oben. In den ersten beiden Juli-Wochen beispielsweise habe das Wachstum 5,7 Prozent erreicht.

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