Flughafenausbau:Neue Debatte um dritte Startbahn

Flughafen München

Ein Flugzeug startet vom Flughafen in München.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Lieber eine halbe Piste als keine Piste? Der frühere CSU-Verkehrsminister Otto Wiesheu macht einen neuen Vorschlag für eine dritte Startbahn. Ministerpräsident Horst Seehofer lobt den Plan.

Lieber eine halbe Piste als keine Piste - so in etwa will ausgerechnet Otto Wiesheu den Plan einer dritten Startbahn am Flughafen retten. Wobei er die Piste nicht räumlich verkürzen, sondern nur eingeschränkt nutzen möchte. Er hat Ministerpräsident Horst Seehofer vorgeschlagen, die Bahn zu bauen, aber nur zu Spitzenzeiten in Betrieb zu nehmen, also etwa nicht nachts oder abends.

Die Ausbaugegner weisen darauf hin, dass die Zahl der Flugbewegung seit Jahren weit hinter den Prognosen des Airports zurückbleibt. Der wiederum argumentiert, in den Spitzenzeiten seien die bestehenden zwei Bahnen bereits ausgelastet. Die Wirtschaft versucht, Seehofer doch noch von der Notwendigkeit der dritten Bahn zu überzeugen; Wiesheu sitzt der CSU-nahen Unternehmervereinigung Wirtschaftsbeirat Bayern vor. Pikant daran: Er vertrat im Landtag lange Zeit den Landkreis Freising, der sich massiv gegen den Ausbau des Flughafens wehrt.

Grüne und Freie Wähler kanzelten Wiesheus Vorschlag als "Schnapsidee" oder "Scherz zum Faschingsbeginn" ab. Seehofer hingegen, der dem Flughafen zuletzt vorgeworfen hatte, ihm immer noch nicht hinreichende Argumente für den Ausbau geliefert zu haben, lobte den Plan: "Das ist bisher von den Anhängern der Startbahn der einzige konkrete Vorschlag, der von den üblichen Allgemeinplätzen abweicht", also von Aussagen wie, die Startbahn sei notwendig, sie sei Zukunft, sie sei Fortschritt. "Deshalb wird das in der ganzen Abwägung mit diskutiert werden."

Da der Ausbau bislang am Veto der Stadt München scheitert, beinhaltet Wiesheus Plan einen weiteren entscheidenden Punkt: Die Stadt solle ihre Anteile am Flughafen verkaufen. Auch Finanzminister Markus Söder, zugleich Aufsichtsratschef des Flughafens, würde dies befürworten, wie er der SZ sagte. Dass sich die Finanzlage der Landeshauptstadt zuletzt deutlich verschlechtert hat, nannte er "eine völlig andere Situation".

Darauf setzen viele Startbahn-Befürworter inzwischen große Hoffnung, auch wenn die Rathausspitze einen Verkauf bislang klar ablehnt. Zugleich setzte sich Söder vom Ministerpräsidenten ab, der den Sinn der Startbahn deutlich infrage gestellt hatte. "Ich bleibe dabei: Ich halte die Erweiterung für zwingend erforderlich", sagte er der SZ. Wiesheus Vorschlag könne in der Debatte helfen: "Jeder Vorschlag einer Verbesserung der Situation am Flughafen ist überlegenswert."

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