Flughafen München:Was ein Airport so alles nötig hat

Flughafen München: Für Flugbewegungen, so lernt man dieser Tage, gibt es manchmal auch ganz besondere Anschubhilfen von der FMG.

Für Flugbewegungen, so lernt man dieser Tage, gibt es manchmal auch ganz besondere Anschubhilfen von der FMG.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Umstrittene Starthilfe" vom 8. Februar sowie Kommentar "Stinknormales Geschäft" vom 9. Februar:

Erkaufte Argumente

Es ist ein Skandal erster Güte, dass die FMG (Flughafen München GmbH) jährlich 17 Millionen Euro Subventionen an Airlines bezahlt, damit "das Geschäft angeschoben" wird. Und der Finanzminister findet das ganz in Ordnung. Die FMG hat nämlich öffentliche Eigentümer (Bund, Bayern, Stadt). Das ist schließlich unser Geld, das dafür verwendet wird, um die Argumente zu liefern, den "Ersatzflughafen MUC" zum Drehkreuz auszubauen! Wir Umlandbewohner bekommen dafür noch mehr Lärm und Feinstaub. Das "goldene Kalb", um das die Wirtschaft tanzt, heißt heute: Wachstum. Führt endlich eine Kerosinsteuer ein, damit der Flugverkehr auch nur annähernd an den Kosten der Umweltzerstörung beteiligt wird. Erst, wenn wir unsere Natur vernichtet haben, werden wir merken, dass man Geld nicht essen kann. Otto Schneider, Neufahrn

Affront für die Lufthansa

Natürlich ist es richtig, wenn die SZ bei der umstrittenen Starthilfe für neue Airlines (SZ vom 8. Februar) an Flughäfen auch von einem "Stinknormalen Geschäft" (SZ vom 9. Februar) schreibt. Die Billigheimer in den "Landrats-Flughäfchen" (wie Memmingen oder Kassel-Kalden) oder Provinz-Flughäfen (wie Nürnberg oder Dresden) praktizieren dies ja überdeutlich, um ihre staatlich subventionierten Flugplätze noch ein bisschen besser auslasten zu können.

In der Champions-League der größten europäischen Flughäfen (London-Heathrow, Paris-Charles de Gaulle, Frankfurt, Amsterdam und Madrid), zu der MUC-Chef Dr. Kerkloh mit seinem sechstgrößten Flughafen München ja auch unbedingt dazugehören möchte, hat solche trickreiche Akquise - wie bei den Mobilfunkanbietern - aber mehr als ein Geschmäckle, denn in dieser Airport-Liga gibt's sonst keine Rabatte, sondern die Gebühren werden sogar noch kontinuierlich erhöht.

Anstatt sich aber am europäischen Marktführer London-Heathrow (LHR) - mit auch nur zwei Startbahnen - ein Beispiel zu nehmen, wie dort mit 30 Millionen Passagieren mehr als in München (LHR 73 408 489 Passagiere 2014, neueste Zahlen für MUC: 40 981 522 Passagiere 2015) technisch-planerisch intelligent umgegangen wird, werden für MUC Billigfluggesellsaften en masse akquiriert: wie zum Beispiel British-Airways/OneWorld "Vueling", Air France/SkyTeam "Transavia", "Easy-Jet", "Norwegian" et cetera. Die Folge: Sie verstopfen die Start- und Landebahnen mit kleineren Flugzeugen, bauen aber keine neuen weiteren Linien auf ("Übliche Millionenanreize", SZ vom 10. Februar), sondern spreizen sich nur in längst etablierte Linien ein - wie Barcelona, Rom, Oslo, Stockholm und andere.

Hier soll für Dr. Kerkloh die Masse der neuen Billigfluglinien wohl schnell die erhoffte dritte Münchner Startbahn herbeiführen?

Diese Billigfluggesellschaften sind aber alle Widersacher der Lufthansa, mit der Dr. Kerkloh andererseits das gemeinsame Baby "Terminal 2" und den "Nachkömmling" neues Satellitenterminal gezeugt hat. Diese Partnerschaft wird jetzt jedoch leichtfertig unterwandert, denn nur in dieser Partnerschaft werden die für MUC lebenswichtigen Hub-Umsteigepassagiere der Star-Alliance-Airlines produziert, für die anderen Airlines hat MUC keine Hub-Funktion, es sind fast nur Einweg-Paxe.

Wann stoppt der MUC-Aufsichtsrat dieses hasadeurhafte Treiben, wenn Dr. Kerkloh - für ein biblisches "schnelles Linsengericht" - die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Lufthansa langfristig gefährdet? Heinbert Janze, München

Erkaufter Bedarf

Mit circa 1900 Euro pro Flugbewegung hat die Münchner Flughafengesellschaft (FMG) in den Jahren 2013 und 2014 18 000 Flugbewegungen für insgesamt 34 Millionen Euro subventioniert. Was immer schon bekannt war, legt jetzt ein Schreiben des Finanzministeriums schonungslos offen: Die FMG will mit allen Mitteln eine dritte Startbahn durchsetzen, um auf Basis einer Angebotsplanung die eigenen Umsätze zu maximieren. Es geht und ging wohl nie darum, in erster Linie einen Bedarf zum Wohle Bayerns abdecken zu wollen.

Das Geschäftsmodell der FMG scheint allein der Gewinnmaximierung geschuldet zu sein - die Verschwendung von Steuergeldern, die Zerstörung der Umwelt und die Belastung der Betroffenen spielen im Handeln der FMG anscheinend keine Rolle. Geduldet wurde dies seit Jahren andauernde Treiben vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates Markus Söder, der noch vor wenigen Tagen im Landtag argumentierte, dass es heute schon an fünf Stunden am Tag zu Kapazitätsengpässen komme; der Bau einer dritten Bahn sei damit gerechtfertigt. Auch wenn seriöse Daten belegen, dass es keinerlei Kapazitätsengpässe gibt und geben wird, verwundert es, wenn das nach Worten Söders doch so knappe Gut "Kapazität" zu Sonderkonditionen verschleudert wird.

Es wird Zeit, dass dem skandalösen Treiben der FMG ein Ende gesetzt wird - schonungslose Aufklärung ist angebracht. Die Bürger in Bayern haben ein Recht darauf zu erfahren, an wen und wie viel Geld an Subventionen in den letzten zehn Jahren geflossen sind. Wolfgang Herrmann, Freising

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