Flughafen-Mitarbeiter:Wenn Kontrollen krank machen

Rucksacktourist am Flughafen München, 2014

Ein Absperrband mit dem Flughafenlogo im Check-in Bereich des Münchenr Flughafens.

(Foto: Florian Peljak)
  • Am Münchner Flughafen sind seit Einführung neuer Sprengstoffsuchgeräte mindestens 93 Mitarbeiter erkrankt - mehr als bislang bekannt.
  • Die Geräte stoßen gefährliche Gase aus, unter anderem Formaldehyd, das krebserregend wirken kann.
  • Die Gewerkschaft Verdi wirft den Verantwortlichen nun vor, Probleme zu lange heruntergespielt zu haben.

Von Elisa Britzelmeier

Seit Einführung der neuen Sprengstoffsuchgeräte am Flughafen München sind deutlich mehr Mitarbeiter erkrankt als bisher bekannt. Mindestens 93 Beschäftigte der Sicherheitsfirma SGM hätten sich krankgemeldet, räumt die Regierung von Oberbayern ein, der die SGM untersteht. Die Gewerkschaft Verdi berichtet sogar von 150 arbeitsunfähigen Beschäftigten. Bislang war von 33 Geschädigten die Rede.

Die neuen Kontrollgeräte, sogenannte Sniffer, sind seit 24. August im Einsatz. Sie sollen Spuren von Sprengstoff bei Handgepäck und Passagieren aufspüren. Doch Mitarbeiter klagten schon kurz nach Inbetriebnahme über Übelkeit und Kopfschmerzen. Eine Überprüfung des Kraftfahrt-Überwachungsvereins Dekra ergab, dass die Geräte Formaldehyd und andere gefährliche Gase ausstoßen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Nach Informationen von Verdi gibt es aber noch weitere gesundheitliche Beschwerden: Mitarbeiter klagten über heftige Nierenschmerzen, teils befänden sie sich "noch in stationärer Behandlung". Ob alle Erkrankungen auf die Sniffer zurückzuführen sind, ist allerdings nicht nachprüfbar. Formaldehyd kann krebserregend wirken, wenn es über einen längeren Zeitraum eingeatmet wird. Die Gewerkschaft forderte, dass die SGM die Ergebnisse der Dekra-Überprüfung an die behandelnden Ärzte weitergibt. Daraufhin teilte die Regierung von Oberbayern mit: Das Gutachten sei dem Betriebsrat der Sicherheitsfirma bekannt, die Ärzte bekämen somit alle nötigen Informationen.

Verdi wirft den Verantwortlichen vor, die Probleme zu lange heruntergespielt zu haben. Die ersten Beschwerden gab es am 30. August. Erst eine Woche später, als das Ergebnis der Dekra-Überprüfung vorlag, wurden die Geräte abgeschaltet. Vor der Untersuchung durch die Dekra sollen die Sniffer zunächst von der deutschen Vertriebsfirma und einem Mitarbeiter des amerikanischen Herstellers überprüft worden sein, dann von der Flughafenfeuerwehr.

Der Regierung von Oberbayern zufolge konnte sie "nichts Außergewöhnliches feststellen". Laut Gewerkschaftssekretär Ulrich Feder verfügt jedoch die Flughafenfeuerwehr gar nicht über die entsprechenden Messgeräte - weshalb Verdi davon ausgeht, dass es keine Überprüfung gab. Ob auch Passagiere erkrankten, ist bisher nicht bekannt.

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