Flughafen:Auf festem Boden

Die Feuerwehr am Airport bekommt endlich ihren neuen Einsatzbus

Von Marco Völklein

Nein, sagt Hauptbrandmeister Manfred Schreiber und klopft auf den Besprechungstisch direkt vor ihm, "von der Stange" bekomme man ein solches Fahrzeug sicher nicht. "Das kann man nirgendwo so kaufen." Fast sechs Jahre Entwicklungszeit haben Schreiber und seine Kollegen von der Flughafenfeuerwehr in den roten Bus gesteckt. Immer wieder wurde geprüft, ob die Anforderungen der Retter erfüllt werden. Ob der Bus wirklich so ausgestattet ist, dass die Feuerwehrleute bei einem schweren Unglück am Flughafen optimal helfen können. 1,2 Millionen Euro sind in den neuen Einsatzleitwagen geflossen.

Als der Flughafen Anfang der Neunzigerjahre von Riem ins Erdinger Moos umzog, da ging das alles noch eine Nummer kleiner - und billiger. Aus dem Fahrzeugpark des Flughafens wurde ein Mercedes-Passagierbus an die Kollegen von der Feuerwehr überstellt. Mehrere Monate bauten die Feuerwehrler den Bus dann in Eigenarbeit zum Einsatzleitwagen um: ein halbes Dutzend Funkgeräte wurden installiert, dazu ein Fax. Im Heck zimmerten die Feuerwehrler einen alten Tisch zwischen die Stuhlreihen des Mercedes-Busses, einige Jahre später kam noch eine Klimaanlage dazu. Fertig war der Einsatzleitwagen, der mittlerweile auch schon wieder mehr als 20 Jahre auf dem Fahrgestell hat. Einen PC sucht man dort bislang vergebens. Und auch sonst wirkt das Fahrzeug doch schon in die Jahre gekommen.

Flughafen: Im neuen Einsatzleitwagen koordinieren die Helfer die Rettungsmaßnahmen.

Im neuen Einsatzleitwagen koordinieren die Helfer die Rettungsmaßnahmen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für die Flughafenfeuerwehr stand daher bereits vor einigen Jahren fest, dass sie einen neuen Einsatzleitwagen, abgekürzt: ELW, benötigt. Das Fahrzeug kommt immer dann zum Einsatz, wenn bei einem Großereignis eine ganze Menge an Einsatzkräften koordiniert werden müssen. Bei einem Großbrand sitzen dann zum Beispiel Vertreter der diversen Feuerwehren, von Polizei und Rettungskräften, gegebenenfalls auch noch der Flughafensicherheit und der Airport-Technik, mit im Bus des Herstellers Setra. Während die Chefs vorne am Besprechungstisch die Maßnahmen koordinieren, können in einem zweiten Raum im Heck des Fahrzeugs bis zu drei Feuerwehrler per Funk Anweisungen nach draußen geben. Auf Monitoren sind digitale Karten für sämtliche Bereiche des Flughafenareals abrufbar - diese können auch per Videobeamer vorne im Besprechungsraum an die Wand projiziert werden. Sollten sich die Chefs dort lieber über Papierkarten beugen wollen - auch kein Problem. Sämtliche Flughafenkarten stehen den Helfern auch weiterhin in Papierform zur Verfügung. "Das dient auch als Rückfallebene", sagt Hauptbrandmeister Schreiber. Falls die Technik doch mal streikt.

Am Heck gibt es zudem einen Kameramast, der sich bis auf eine Höhe von sechs Metern ausfahren lässt. Das Bild der dort installierten Kamera lässt sich ebenfalls an die Wand und auf die Monitore im Inneren des Busses projizieren. Die Kamera ist zudem mit zwei Objektiven ausgestattet: So lässt sich zum einen eine Weitwinkel-Ansicht des Unglücksgeschehens darstellen, parallel dazu kann mit dem zweiten Objektiv ein bestimmtes Detail herangezoomt werden. Und ein Generator im Bus stellt die Stromversorgung sicher.

Flughafen: Kein feuerrotes Spielmobil, sondern wichtig bei Großeinsätzen.

Kein feuerrotes Spielmobil, sondern wichtig bei Großeinsätzen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Etwa gut 100 Mal im Jahr, sagt Feuerwehrmann Schreiber, rückt so ein ELW der Flughafenfeuerwehr aus - meistens allerdings nur vorsorglich. Oft stellt sich dann ein Ereignis dann doch nicht als so schwerwiegend dar wie zunächst angenommen. Aber dennoch wird der Leitwagen benötigt - nicht nur, weil er gesetzlich vorgeschrieben ist. Sondern weil insbesondere bei größeren Unglücksfällen am Flughafen eben doch rasch Vertreter von 20 oder gar 30 verschiedenen Organisationen, Behörden und Abteilungen zu koordinieren sind. Auch die Münchner Berufsfeuerwehr hat einen ELW - der ist allerdings nicht in einem Bus untergebracht, sondern in einem Sattelauflieger eines Lkw. Am Flughafen indes, sagt Feuerwehrmann Schreiber, habe man sich für den Bus entschieden, weil der leichter und rascher "umzusetzen" sei, wie es in der Fachsprache der Feuerwehrler heißt. Eine hohe Mobilität sowie rasche Reaktionsmöglichkeiten "sind für uns extrem wichtig", sagt Schreiber.

Meldet zum Beispiel ein Pilot, der sich mit seinem Flugzeug im Anflug auf München befindet, einen Notfall - dann sammeln sich die Kräfte der Flughafenfeuerwehr sowie gegebenenfalls weitere Helfer der umliegenden Feuerwehren an vorher genau festgelegten Punkten auf dem Airport-Areal, in den sogenannten Bereitstellungsbereichen. Setzt der Pilot dann zur Landung an und rast beispielsweise über die Landebahn hinaus, eilen die Flugfeldlöschfahrzeuge zur Unglücksstelle, ebenso weitere Rettungsfahrzeuge - und natürlich der ELW.

Am Sonntag, 29. Mai, ist der ELW der Flughafenfeuerwehr bei der "Fireparade" auf der Ludwigstraße zu sehen, der großen Fahrzeugschau von Münchner Feuerwehr und weiteren Hilfsorganisationen.

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