Flüchtlinge:München kämpft mit "großen Unwägbarkeiten"

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Ein kleiner Junge mit verbundenen Füßen wartet mit seiner Familieauf seinen Weitertransport in eine Erstaufnahmeeinrichtungen. (Foto: dpa)
  • Seit vergangenem Samstag sind fast 40 000 Flüchtlinge in München angekommen.
  • Wie viele noch kommen, kann die Regierung von Oberbayern jedoch nicht sagen. Denn keiner weiß, wie viele Menschen sich auf den Weg nach Deutschland machen.

Von Thomas Anlauf

Warum die Behörden nur schwer planen können

Die Lage am Münchner Hauptbahnhof droht allmählich unübersichtlich zu werden. Statt der erwarteten 6000 Flüchtlinge kamen am Donnerstag 7000 in München an. Seit vergangenem Samstag sind fast 40 000 Flüchtlinge am Hauptbahnhof der Landeshautpstadt angekommen. Es gebe derzeit eine "große Unwägbarkeit", wie viele Menschen sich über Ungarn und Österreich auf dem Weg nach Deutschland machen, sagte Simone Hilgers von der Regierung von Oberbayern am Freitag.

Da die Österreichischen Bundesbahnen den Zugverkehr von und nach Ungarn eingestellt haben, um den Betrieb an den Wiener Bahnhöfen zu stabilisieren, sei der Einsatz der Behörden, der Polizei und der Helfer nicht mehr so planbar.

Wie die Lage in München ist

Trotz der weiterhin großen Zahl an Flüchtlingen, die in München ankommen, sei die Lage in der Landeshauptstadt "nach wie vor stabil", so Hilgers. In der Nacht zum Freitag wurden 1650 Menschen in der Messe in Riem untergebracht. Am Freitag standen 25 Busse bereit, um die Neuankömmlinge in andere Regierungsbezirke in Bayern oder andere Bundesländer zu bringen.

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Die Regierung von Oberbayern fordert seit Tagen, dass in Deutschland neben München weitere Verteilzentren eingerichtet werden. Derzeit erhalte Oberbayern vor allem Unterstützung aus Nordrhein-Westfalen, das nun täglich zwei Sonderzüge aus München übernimmt. Das sei "ganz großartig", sagte Regierungssprecherin Hilgers.

Sorgen bereitet den Behörden, dass die Zahl der Flüchtlinge, die aus Südosteuropa unterwegs sind, weiterhin zunimmt. "Die Balkanroute ist so frequentiert wie nie zuvor", so Hilgers. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte am Freitag, dass die Lage am Hauptbahnhof weiterhin "zu stemmen" sei, "wenn die Flüchtlingszahlen nicht explodieren".

Immer wieder übernachteten in den vergangenen Tagen Menschen auf dem Boden. Das seien vor allem Menschen, die auf eigene Faust mit dem Zuf ihren Zielort erreichen wollen, sagt ein Sprecher der freiwilligen Helfer am Bahnhof.

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Auch Passau reagiert inzwischen auf die steigende Zahl an Flüchtlingen. "Die Stadt hat einen Krisenstab eingerichtet, der sich um die Versorgung der Menschen am Hauptbahnhof kümmert", sagte Stadtsprecherin Karin Schmeller am Freitag.

Hunderte Flüchtlinge erreichen derzeit täglich per Zug die Drei-Flüsse-Stadt, weil ihre Züge aus Österreich nach Passau umgeleitet werden. "Die Menschen halten sich in Passau bis zu einer Stunde auf, bis sie in andere Züge umsteigen oder mit Bussen in die Erstaufnahmeeinrichtungen weitergeleitet werden." Zudem erreichen täglich Hunderte Menschen Passau, die mit Hilfe von illegalen Schleppern über die Balkanroute nach Deutschland gekommen sind.

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