Flüchtlinge:Mobiles Krankenhaus am Hauptbahnhof

Flüchtlinge vor den Medizinzelten am Hauptbahnhof, Starnberger Flügelbahnhof

Das medizinische Erstscreening ist nur eine kurze Untersuchung - bei Problemen werden die Patienten in Krankenhäuser überwiesen.

(Foto: Florian Peljak)
  • In einer neuen mobilen Klinik sollen Flüchtlinge direkt nach ihrer Ankunft am Münchner Hauptbahnhof untersucht werden können.
  • Die meisten Flüchtlinge sind bei ihrer Ankunft zwar geschwächt, aber in einem gesundheitlich guten Zustand.
  • Dennoch müssen einige behandelt werden.

Von Thomas Anlauf

Der weiße Truck könnte im Himalaja im Einsatz sein: Fette Stollenreifen machen ihn geländegängig, mit dem Luftfilterschnorchel könnte der Fahrer auch Flüsse durchqueren. Doch der Lkw und seine Besatzung sind am Bahnhofsvorplatz im Einsatz. München verfügt nun über eine mobile Klinik, um kranke Flüchtlinge direkt nach der Ankunft zu behandeln, für Schwangere steht sogar ein Ultraschallgerät zur Verfügung, um zu untersuchen, ob die Entbindung unmittelbar bevorsteht.

"Anstehende Entbindungen, Herzinfarkte, offene Beine, das haben wir alles schon gehabt", sagt Peter Aicher, Chef des gleichnamigen Ambulanz-Unternehmens. Die Münchner Firma ist seit fast drei Wochen am Hauptbahnhof im Dauereinsatz. Die Organisation wurde von der Stadt mit dem medizinischen Erstscreening der Flüchtlinge beauftragt.

Seither haben insgesamt 250 Sanitäter und 137 Ärzte die Flüchtlinge untersucht und falls nötig auch in Münchner Krankenhäuser gebracht. Das Schwabinger Klinikum hat eigens zwei stillgelegte Bettenhäuser für Flüchtlinge aktiviert, in denen Patienten behandelt werden, die unter anderem wegen Läusen oder Krätze zunächst isoliert werden müssen. Aicher ist beeindruckt, "dass wir so viele Ärzte über einen so langen Zeitraum gewinnen können".

Wie es den Flüchtlingen bei ihrer Ankunft geht

Die meisten Flüchtlinge, die den medizinischen Kurzcheck in einem der vier Zelte am Hauptbahnhof und den anderen Notaufnahmezentren der Stadt durchlaufen haben, seien zwar von den Strapazen "geschwächt, aber in einem guten gesundheitlichen Zustand". Es gebe allerdings auch viele Menschen, die wegen akutem Unterzucker oder anderen Krankheiten behandelt werden müssen. "Chronisch Kranken fehlte es auf der Flucht manchmal an ihren Medikamenten - bei Diabetikern beispielsweise an Insulin", sagt Aicher.

Nach der Erstuntersuchung, für die das Münchner Gesundheitsreferat verantwortlich ist, bieten in der Bayernkaserne die Ärzte des Vereins "Refudocs" medizinische Hilfe an und impfen die Flüchtlinge bei Bedarf. "Die Refudocs leisten in der Bayernkaserne eine essenzielle Arbeit vor Ort", sagt Münchens neue Umwelt- und Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs.

Angesichts der sinkenden Temperaturen richtet das Referat im Starnberger Flügelbahnhof die ehemaligen Schalterräume als Behandlungszimmer ein. Dort können stündlich 150 Ankommende untersucht werden.

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