FKK-Fahrradtour an der Isar:Nackt bis Lenggries

"Den Fahrtwind am ganzen Körper spüren": FKK-Anhänger organisieren sich und fahren im Adamskostüm die Isar entlang. Nicht alle Spaziergänger halten das für eine wünschenswerte Befreiung.

Lisa Sonnabend

Die Sonne brennt bereits am frühen Samstagmorgen an der Isar erbarmungslos herunter. Alex, Ralf und Rebecca steigen auf dem Flauchersteg von ihren Fahrrädern. Ihre Kleidung ist verschwitzt. Doch das macht nichts. Ruckzuck ziehen alle ihre T-Shirts aus, dann ihre Hosen - und schließlich die Unterwäsche. Nur die Sportschuhe und die Kopfbedeckung bleiben an.

FKK-Fahrradtour an der Isar

Nacktradeln an der Isar: "Es reibt am Hintern weniger als mit Kleidung."

(Foto: Foto: sonn)

Zwanzig Münchner haben sich hier versammelt, um zwei Tage lang im Adamskostüm entlang der Isar bis nach Lenggries zu fahren. Seit 2005 organisiert Alex Nacktradltouren, auf seiner Homepage www.isar-nacktradeln.de kann man sich zu den Fahrten anmelden. "Nacktradeln gibt einem das Gefühl von Freiheit", sagt der 53-Jährige, der schon oft FKK-Urlaub gemacht hat.

"Den Fahrtwind am ganzen Körper zu spüren, ist einfach toll", sagt ein anderer. Das sei noch einmal etwas ganz anderes, als fast regungslos nackt in der Sonne zu liegen. "Es reibt am Hintern sogar weniger als mit Kleidung", findet einer, der zwei Aufkleber an seinem Fahrrad angebracht hat: "Ich bin nacktaktiv" und "Dare to be bare".

Dann geht es los - über den Flauchersteg, am Streichelgehege vom Tierpark Hellabrunn vorbei. Die Radfahrer unterhalten sich und lachen, das Tempo ist nicht allzu hoch. Zu Füßen der Waldwirtschaft wird die erste kleine Pause eingelegt.

"Papa, warum sind die alle nackt?"

Jogger, Spaziergänger und bekleidete Radfahrer schauen verwirrt, wenn die Nudisten in Reih und Glied vorbeikommen. Manche schütteln den Kopf, andere können den Blick gar nicht mehr von den Nacktradlern lassen. Ein kleines Kind fragt seinen Vater: "Papa, warum sind die alle nackt?"

Abfällige Kommentare bekommen die Nudisten nicht zu hören. Vielleicht haben sich die Münchner an die FKK-Anhänger schon gewöhnt. Im Englischen Garten oder an der Isar werden sie schließlich inzwischen gar nicht mehr beachtet und nur die japanischen Touristen machen gelegentlich Fotos. Auch mit der Münchner Polizei habe es noch nie Probleme gegeben. "Erst wenn wir uns weiter aus München entfernen und in die kleinen bayerischen Dörfer kommen, fallen schon mal böse Worte", sagt Alex.

70 Kilometer sind es bis Lenggries, übernachtet wird auf halber Strecke in Schlafsäcken in der freien Natur. Alex hat extra eine Strecke über verschlungene Pfade durch die Isarauen ausgekundschaftet, um zu vermeiden, Hauptstraßen, Wohnsiedlungen oder Kirchen zu passieren. "Nur in Bad Tölz müssen wir an der Uferpromenade entlang", sagt Alex und grinst.

Manche Nacktradler fahren jedes Jahr mit, andere sind zum ersten Mal dabei. Jürgen lebt seinen Hang zum FKK schon lange aus. Er war dabei, als der Aktionskünstler Spencer Tunick vor ein paar Wochen im Wiener EM-Stadion 2000 Nackte fotografierte. Der 34-jährige Ralf ist vor der Tour außerhalb von München kurz zur Probe nackt geradelt. Es hat ihm gefallen. Die junge US-Amerikanerin Rebecca hat im Internet von den Nacktradlern gelesen und wollte es unbedingt ausprobieren. Sie ist begeistert: "You can't do this in America."

Am kommenden Wochenende ist für Münchens FKK-Freunde schon wieder etwas geboten. Diesmal gehen Alex und Freunde zum Nacktrudern.

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