Fischerstüberl in Seehausen:Liebenswert und rundum ehrlich

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Das Fischerstüberl am Staffelsee ist bei Ausflüglern wie Einheimischen beliebt. Hier geht der Wirt schon mal von Tisch zu Tisch und erzählt Witze. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Name ist Programm: Das Fischerstüberl in Seehausen am Staffelsee überzeugt vor allem mit fein zubereiteten Fischen. Schnickschnack sucht man vergeblich.

Von Karl-Heinz Peffekoven

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Mit Geheimtipps ist das so eine Sache. Der Tester, der seine Leser via Geheimtipp an seiner Freude teilhaben lässt, muss in Kauf nehmen, dass der Geheimtipp anschließend keiner mehr ist. Peffekoven hat sich daher zu einem Kompromiss entschlossen. Er verrät in dieser Ausgabe aller Welt ein wunderbares Lokal, lauschiger Garten am See, rauschende Bäume, bunte Lichterkette, ein Tanzboden davor. Er tut dies aber nur, weil andere sagen, es sei ein Geheimtipp, aber eben dort hocken an schönen Sommerabenden so viele Münchner, Starnberger, Feriengäste und sogar Einheimische beieinander, dass der Tipp so geheim gar nicht sein kann.

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Die Rede ist vom Fischerstüberl am herrlichen Staffelsee, gleich oberhalb des Seehauser Schiffsanlegers. Viele Wege führen ins Gartenglück (oder in die gemütliche alte Stube, in der ein Hechtkopf drohend die Zähne zeigt). Von Murnau ist es eine halbe Stunde zu Fuß. Peffekoven kam bei einem seiner Besuche mit dem Stand-up-Paddelbrett, wie es heute Mode ist. Unglückliche Umstände, deren Erörterung an dieser Stelle entschieden zu weit führen würden, hatten ihn dazu genötigt. Es war seine erste Fahrt, er machte zur eigenen Überraschung, wie er bescheiden anmerken darf, eine gar nicht so üble Figur. Dann wusste er das Gefährt nicht zu bremsen, knallte in das Ruderboot seines Freundes Cord und stürzte ins Hafenbecken. Viele Menschen warteten gerade auf die Überfahrt zu den Inseln und waren außerordentlich dankbar für diese Unterhaltung.

Der Wirt erzählt Witze

Peffekoven fand rasch Trost im Fischerstüberl. Der Wirt eilte von Tisch zu Tisch und erzählte seinen Gästen Witze. Wer die Witze mochte, amüsierte sich sehr. Wer, wie Peffekoven, schnell zwei Helle nahm, amüsierte sich ebenfalls. Dabei ließ er es bewenden, es ging ja noch ans Testen.

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Bei aller Liebe ist von bayerischen Gartenlokalen oft nicht dasselbe zu erwarten wie von fränkischen, badischen oder schwäbischen. Bayerns Küche kann so grob sein wie ihr Servicepersonal. Der Fischerwirt ist erfreulich anders. Er bietet eine große Auswahl an Fischen aus dem See und anderen Gewässern der Region, frisch zubereitet in der Küche. So rustikal das Ambiente ist, so fein und wohlschmeckend waren die Renken, Saiblinge und Forellen. Es gibt sie in wenigen Standardrezepten, blau oder gebacken, zum Beispiel mit Mandelblättchen und Salzkartoffeln in Buttersauce, die Fische waren immer genau auf den Punkt zubereitet, von genau der richtigen festen, aber nicht zu festen Konsistenz.

Wer eine Auswahl mag, dem sei der Fischteller empfohlen, gereicht mit Blattspinat, gebackener Petersilie und Salzkartoffel. Sehr würzig schmeckte auch der Hecht vom Grill. Zu den Spezialitäten gehören hier die Fischpflanzerl, nach einem Privatrezept des Küchenchefs gewürzt, leicht pikant und mit ausschließlich frischen Zutaten zubereitet. Es gibt natürlich auch Fleisch, etwa den Schweinsbraten, nicht zu fett und schön mürbe zubereitet, Gulasch und die üblichen Standards sowie ausgezeichnete selbst gemachte Kuchen. Begleiter Cord fand, die Portionen könnten größer sein. Aber das sagt er immer und überall.

Eine gut sortierte Weinkarte

Das Fischerstüberl ist seit Jahrzehnten ein einfaches, aber liebenswertes und rundum ehrliches Gasthaus, das von außen weniger verspricht, als es dann hält. (Foto: Manfred Neubauer)

Aber eigentlich kommt man wegen der Fische her. Plötzlich am Nachbartisch großes Hallo: Der Wirt brachte einen ganzen Zander, ein erhabener Anblick. Er zerteilte ihn mit Geschick. Zu solchen Genüssen passt ein kräftiger trockener Silvaner aus Mainfranken; es gibt eine überraschend nette, wenn auch kleine Weinkarte, wo sich eben dieser fand. Er kam in einem kleinen Bocksbeutel, was bei einer unkundigen Begleiterin Peffekovens sofort die Assoziation "nassgezuckerte Plörre" weckte. Der Wein war aber ausgezeichnet.

Wie Peffekoven gern betont, erweist sich das wahre Wesen eines Hauses am Umgang mit Kindern. Kinder haben Extrawünsche, der eine will Pommes statt Spätzle, der nächste Spätzle statt Pommes und keiner mit Grün. So mancher "Was kann ich für Sie tun"-Gastronom lässt in diesem Moment die Maske fallen und blafft vorwurfsvoll herum. Im Fischerstüberl war das alles nicht das geringste Problem. Die freundliche Bedienung notierte das alles lässig, gab den Jungs sogar Tipps, was noch leckerer wäre, und brachte schon bald präzis das Erwünschte. Aufpreis bei Beilagenänderung - diese Seuche des Fremdenverkehrs ist anderswo.

Das ist seit Jahrzehnten ein einfaches, aber liebenswertes und rundum ehrliches Gasthaus, das von außen weniger verspricht, als es dann hält. So herum geht es also auch. Die Preise sind eher günstig, Hauptgerichte meist schon um zehn bis 15 Euro. Peffekoven war schon einige Male hier und wird wiederkommen. Das heißt, beim Gehen hörte er am Nebentisch Leute raunen, große Veränderungen stünden vielleicht bevor. Da warf er eine Münze ins Wasser, als Opfer für alle guten Seegeister, damit sie ihren Fischerwirt beschützen mögen vor jedweder Neuerung und Not.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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