Finanzskandal :Armutszeugnis für eine reiche Kirche

SZ-Leser äußern sich zum Finanzskandal in der Diözese Eichstätt

Ausgabe 19.02.2018 Karikatur Forum

SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch

"Vertrauen ersetzte Kontrolle" vom 7. Februar, "Untreu und Glauben" nebst Kommentar "Reichtum verpflichtet" vom 6. Februar und der Finanzskandal des Bistums Eichstätt:

Ausreden und Überforderung

Die katholische Kirche ist um Ausreden nie verlegen, wie man inzwischen hinlänglich weiß. "Besonders dreist" seien die schlimmen Finger vorgegangen, heißt es, und der damalige kirchliche Finanzdirektor konnte die "wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen nicht begreifen". Man habe zu lange "an kirchenüblichen Strukturen festgehalten". Wo war denn da der so kompetente Kardinal Marx (vgl. SZ vom 3./4. Februar, "Der kapitale Bischof")? Das Bodenpersonal des Herrn scheint in der Tat nicht nur schwach im Fleische, sondern auch im Geiste, mit Verlaub, Hochwürden!

Ihr müsst es den Laien, von denen ihr sonst nicht viel haltet, nicht nachmachen mit der Posten-Zuschanzerei und den anderen machtmäßigen Schlaumeiereien. Es wird eben nichts, wenn man einen frommen Gottesmann aus einem Kloster zum Bischof macht, wenn sich der Edle vorher weniger mit dem bösen Kapital, sondern mit dem Stundengebet der orthodoxen Mönche beschäftigte. Es ist eben nicht jeder ein Anselm Grün aus dem Kloster Münsterschwarzach, der vor dem Kloster Betriebswirtschaftslehre studierte, und auch kein Anselm Bilgri aus dem Kloster Andechs, der den frömmeren dort zu wirtschaftlich dachte, aber Schwung in die Bude brachte. Gerhard Faßrainer, München

Kirche soll sich schämen

Da hat ein früherer Mitarbeiter der Diözese Eichstätt bis zu 60 Millionen Dollar in den Sand gesetzt, frei nach dem Motto: Geld spielt keine Rolle, wir haben sowieso zuviel. 60 Millionen Dollar, da muss Oma lange stricken, was könnte man mit diesem Geld alles machen - vielleicht die Not auf dieser Welt etwas lindern. Wie kann das überhaupt angehen, da macht ein Mitarbeiter der Erzdiözese dubiose Immobilien-Geschäfte in den USA, und keiner merkt was davon. Das ist schon ein Armutszeugnis für die Kirche. Was hat es da nicht schon alles gegeben, einen Protz-Bischof zum Beispiel, und sonst alles mögliche, was nie aufgekommen ist. Die Kirche sollte sich was schämen. Georg Bankl, Trostberg

Wehleidig - und schuldig

Gesetzt den Fall, zwei Ganoven beschließen den ganz großen Coup, dann müssen zuerst zwei Kernfragen geklärt werden: Wo liegt die große Kohle? Und: Wie gut oder schlecht ist diese bewacht? Fast zwangsläufig gerät dann die katholische Kirche und deren Finanzverwaltung in die engste Auswahl. Wenn es dann einem davon, am besten natürlich dem theologisch ausgewieseneren, gelingt, in den inneren Zirkel einzudringen, dann ist die Sache quasi schon gelaufen. Denn weder droht von einem in Wirtschaftsdingen völlig ignoranten geistlichen Leiter noch von einem funktionsunfähigen und -unwilligen Kontrollgremium Gefahr.

Bis vor kurzem wäre das Modell ein Selbstläufer gewesen. Ob es jetzt "verbrannt" ist, bleibt abzuwarten. Der neuberufene junge Mann auf dieser Position hat als Absolvent der Katholischen Universität Eichstätt zwar den passenden Stallgeruch, ob aber auch die nötige hohe Kompetenz, lässt sich seiner Vita nicht zweifelsfrei entnehmen. Die Opferrolle, in der sich die Kirche einrichtet, ist wehleidig, ja schäbig. Man wird auch durch Unterlassen schuldig, und dies ist hier in hohem Maße der Fall. Dr. Rainer Schmidt, Eichstätt

Es stinkt zum Himmel

Aus purer Profitgier (aus welchem Grund denn sonst, Herr Drobinski?) zockt die Kirche und geizt bei einem ihrer Haupterwerbszweige, bei der Anstellung fähiger Finanzmanager (manch unbelehrbare Romantiker glauben immer noch, das seit Jahrtausenden betriebene Geschäftsmodell habe in erster Linie etwas mit Religion zu tun). Das ist offenbar gründlich in die Hose gegangen, und tragisch ist daran gar nichts, es stinkt nur zum Himmel. Mein Bedauern über den herben Verlust hält sich in ganz engen Grenzen. Gott befohlen! Robert Tomaske, Bochum

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