Finanzen:Wie Whatsapp, nur mit Überweisung

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  • Das Start-up Lendstar will es den Leuten leichter machen, Freunden Geld zu leihen oder Geld für Geburtstagsgeschenke zu sammeln.
  • Früher warben die Gründer mit dem Spruch "trust your friends, not banks". Nun haben sie sich mit vier Genossenschaftsbanken aus München und Umgebung zusammengetan.

Von Pia Ratzesberger, München

Es war ein Abend im vergangenen September, Heinz Schneider saß gerade vor dem Fernseher und sah zu, wie sich ein junger Typ in "Die Höhle der Löwen" begab. In dieser Show versuchen Erfinder und Unternehmer, mögliche Geldgeber von ihren Ideen zu überzeugen, den "Löwen" eben.

An jenem Abend warb einer für eine App namens Lendstar, die es einfacher machen soll, sich unter Freunden Geld zu leihen oder für gemeinsame Präsente zu sammeln. Einer der Löwen im Studio, der Unternehmer Jochen Schweizer, war so angetan, dass er spontan 250 000 Euro investierte. Und Heinz Schneider, Vorstand der Raiffeisenbank München-Süd, war es auch.

Seine Bank sowie drei andere Genossenschaftsbanken aus München und Umgebung haben sich nun mit dem Start-up aus Starnberg zusammengetan und eine eigene Version der App aufgelegt, die sich "BAY Lendstar" nennt. Dabei warb Lendstar früher noch mit dem Spruch: "Trust your friends, not banks", also "vertraue deinen Freunden, nicht Banken". Jetzt aber vertrauen die Aufwiegler den Banken selbst. Es sieht ja auch nach einem guten Deal aus: Ein Start-up wie Lendstar nimmt durch solche Kooperationen Geld ein, und eine Bank wie die Raiffeisenbank München-Süd verleiht sich ein hippes Image. Oder versucht das zumindest.

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Niemand muss Mitglied bei einer der vier Banken sein

Das Prinzip ist das gleiche wie bei der gewöhnlichen Lendstar-App, beide sind kostenlos. Man kann eine Gruppe gründen, um sich gegenseitig Geld zu leihen, den Freunden direkt Geld schicken oder die Ausgaben für die WG untereinander aufteilen, alles kombiniert mit einem Chat. Letztendlich also ähnlich wie Whatsapp, nur mit Überweisungen. Niemand muss Mitglied bei einer der vier Genossenschaftsbanken sein, um mitzumachen, die Zahlungen laufen über jedes Girokonto.

Man verdiene an der App nichts, sagt Heinz Schneider, letztendlich gehe es alleine darum, jüngere Kunden anzusprechen, Leute zwischen 17 und 27 Jahren. An die nämlich kommen die klassischen Filialbanken immer schwerer ran, Beratung am Schalter interessiert die Jungen nicht mehr, deshalb wählen sie im Zweifelsfall oft lieber eine Direktbank.

Mittlerweile bieten zudem Dutzende Apps Hilfe bei der Verwaltung des eigenen Geldes an. Da will man mithalten. "Wenn wir über die App unsere digitale Kompetenz beweisen, haben wir viel gewonnen", sagt Anton Lautenbacher von der VR Bank München Land. Die anderen beiden Partner sind die Raiffeisenbank Zorneding und die Raiffeisenbank im Oberland, die Sparkassen will man auch noch für das Projekt gewinnen. "Da werde ich nicht lockerlassen", sagt Schneider.

Der Gründer von Lendstar, Christopher Kampshoff, sieht ohnehin noch einiges an Potenzial in München, er kann sich auch Kooperationen mit lokalen Geschäften vorstellen, die über die App Rabatte anbieten. Oder eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, an die dann jeder direkt seine Abgaben überweisen könnte. Seine Firma verdient an diesen regionalisierten Versionen der Apps, die sie an Banken lizensiert, in Berlin arbeitet man zum Beispiel schon länger mit der Spardabank zusammen.

Gewinn mache Lendstar bisher zwar noch keinen, sagt Kampshoff, Ende kommenden Jahres aber solle sich das ändern. Bis dahin hat Heinz Schneider vielleicht auch die Sparkassen überzeugt.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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