Filmprojekt:Diese Münchner haben einen Star-Wars-Fanfilm gedreht

Star Wars Fanfilm, Vater und Sohn Doege

Andreas Doege im Kampf mit einem Stormtrooper.

(Foto: privat)

Andreas Doege und sein 14-jähriger Sohn Miguel erzählen in ihrem 30-minütigen Film "Die Suche" die Geschichte von Han Solos Bruder auf dem Planeten Erderan.

Von Luisa Schumann

Das Sprichwort "Wie der Vater, so der Sohn" - bei Andreas und Miguel Doege trifft es den Nagel auf den Kopf. Beide sind große Star-Wars-Fans, sie beschäftigen sich leidenschaftlich gern mit Kamera-Equipment und mit Videoprogrammen. Und sie haben dieses Jahr zusammen einen Fanfilm aus dem "Krieg der Sterne"-Universum produziert.

Ein kleines Urlaubsvideo haben viele schon einmal gedreht, deutlich weniger schneiden und vertonen es auch. Doch die Geschichte eines 30-minütigen Fanfilms selbst zu ersinnen, den Film zu drehen, zu schneiden, die Spezialeffekte zu erstellen und ihn nachzubearbeiten, das ist doch eine ganz andere Kategorie. Im Doege-Film "Die Suche" spielt Vater Andreas Han Solos Bruder "Randy", der auf dem Planeten "Erderan" einen Mini-Droiden trifft, woraus sich eine abenteuerliche Suche ergibt.

Rund ein Jahr lang haben Vater und Sohn sich mit der Technik befasst, der Vater am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer und der Sohn an dem in seinem Zimmer. "Ich habe viel geschnitten und bearbeitet. Miguel hat sich dafür mehr mit Anwendungen beschäftigt, die uns helfen könnten. So liefen wir oft zwischen den Schreibtischen hin und her", schildert Vater Andreas die vergangenen Monate.

Alles beginnt damit, dass Vater Andreas in einem Laden einen ferngesteuerten Star-Wars-Roboter entdeckt. "Der war damals viel zu teuer. 200 Euro für eine Spielerei wollte ich nicht ausgeben", berichtet der 48-Jährige. Als er jedoch einige Monate später eine preiswertere Version findet, ersteht er diese sofort. Irgendwie ist Andreas Doege ja auch vom Fach, er arbeitet bei "Arri Cinetechnik".

Der neue Roboter als Protagonist vor der Kamera ist der Ausgangspunkt zunächst für Experimente im Heizungskeller des eigenen Hauses in Laim, mit Kamera und diversen Requisiten. Aus anfangs einzelnen Szenen setzt sich bald eine Geschichte zusammen. Das Budget von 1000 Euro gibt nicht wirklich viel her, aber immerhin 15 Drehorte in Bayern werden aufgesucht, die meisten im Großraum München. Sohn Miguel hinter, Vater Andreas vor der Kamera, entstehen weitere Szenen, auf dem Schleißheimer Flugplatz, in Wallgau, an der Erdfunkstelle in Raisting. Von Kollegen bekommt Andreas Doege Vorschläge für weitere Drehorte. Sie sind anfangs der größte Anreiz für die Dreharbeiten, wie er erklärt: "Am Anfang haben wir das Drehbuch nach den Drehorten geschrieben. Später dann haben wir die Orte nach der Geschichte ausgewählt."

Für Sohn Miguel ist es zu Beginn nicht einfach hinter der Kamera. Theoretisch weiß er zwar, wie man das Gerät bedient, jedoch schielt er nach einer schweren Grippe stark und sieht die Bilder auf dem Kamerabildschirm doppelt. Er muss sogar operiert werden, um das Problem zu beheben. "Als wir nach meiner Operation im Januar das erste Mal wieder filmten, war alles viel einfacher", erzählt er. Der 14-Jährige ist es auch, der auf die Idee kommt, seinen verstorbenen Onkel Horst in dem Film mitspielen zu lassen. Horst habe ihm früher immer Star-Wars-Figuren geschenkt, erzählt er, durch ihn sei er erst zum großen Fan der Filmreihe um die dunkle und die helle Seite der Macht geworden.

Mit der virtuellen Rolle von Horst Doege kommt dann die Idee, das Film-Projekt für einen guten Zweck zu nutzen. Andreas Doege wendet sich an seinen Arbeitgeber Arri und an die frühere Firma seines verstorbenen Bruders, das Möbelunternehmen "Who's Perfect". Beide Unternehmen stellen bis zu 4000 Euro zur Verfügung, die dem Verein "Sternstunden", einer Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, gespendet werden sollen. Sobald das Video der Doeges auf Youtube 4000 Klicks erreicht, wird diese Summe von den Sponsoren direkt an "Sternstunden" überwiesen.

Keiner der Doeges hat eine Ausbildung zum Schauspieler genossen, das sieht man den Szenen natürlich an, vor allem den sogenannten Outtakes mit den Pannenszenen, die am Ende des Films gezeigt werden. Vater und Sohn haben dennoch ihr Hobby ernst genommen, die Szenen sind voller Hingabe gespielt, und sowohl Andreas wie auch Miguel haben sich wohl gefühlt in ihren Rollen. Die Spezialeffekte reichen allerdings nicht im Ansatz an die der großen Hollywood-Trickstudios wie Industrial Light & Magic heran, auch wenn mit Kampfrobotern und Sturmtruppen durchaus bekannte "Krieg der Sterne"-Akteure auftreten.

"Andreas setzt immer kleine Sachen an, und dann wird eine große Sache daraus"

Die Szene, in der ein Sternenzerstörer plötzlich über einer Felslandschaft auftaucht, zeigt indes den Hobbyfilmern auch klar ihre Grenzen auf: Da stimmen weder Winkel noch Maßstäblichkeit. Wen das nicht stört, der hat durchaus Spaß daran, "Randy" eine halbe Stunde lang auf seinem Ausflug über den Planeten "Erderan" zu begleiten.

Mama Belinda hat inzwischen in ihrem Freundeskreis einige Fans, denn alle Familienmitglieder, sei es sie selbst, Schwester Annabelle oder Hund Roque, treten irgendwann im Film auf. Trotzdem merkt man ihr an, dass sie manchmal am Wochenende auch gern etwas anderes unternommen hätte. "Andreas setzt immer kleine Sachen an, und dann wird eine große Sache daraus. Als er sagte, er wolle einen fünf-minütigen Trailer drehen, wusste ich schon, was auf mich zukommt", sagt sie lachend. Die Leidenschaft für Videos liegt trotz der Beteiligung von Mutter und Schwester ganz klar auf der männlichen Seite der Familie. Denn Sohn Miguel, den sein Vater früher oft beim Torwarttraining gefilmt hat, hat inzwischen einen eigenen Youtube-Kanal. Für sein Ziel, eines Tages 100 000 Followers auf Youtube zu haben, muss er noch eine Menge Videos hochladen.

Die Idee für einen neuen Film kommt diesmal von Miguel: Gemeinsam mit seinem Vater möchte er einen "Indiana Jones"-Fanfilm drehen, mit seinem Vater als Hauptdarsteller. Der Sohn grinst verlegen, als er das erklären soll: "Keiner meiner Freunde kann das so gut wie Papa."

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