Figurenspiel:Hausmeister des Universums

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Mit seinen (über)lebensgroßen, absurd wirkenden Schaumstoffpuppen tritt Josef Pretterer nur selten in Zwiesprache - er spielt seine archaischen Wesen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Josef Pretterer feiert 20 Bühnenjahre und seinen 70. Geburtstag im Fraunhofer-Theater mit den besten Szenen aus seinen acht Programmen.

Von Oliver Hochkeppel

Puppenspieler sind derzeit en vogue im Kabarett. Ein René Marik oder ein Sascha Grammel füllen Hallen. Das wird Josef Pretterer wohl nie mehr schaffen, sind seine Programm doch weit entfernt von den klassischen Bauchredner-Nummern. Seit 20 Jahren stellt er zumeist (über)lebensgroße, oft absurd wirkende Schaumstoffpuppen auf die Bühne, mehr als 60 verschiedene hat er im Lauf der Jahre geschaffen. Nur mit wenigen tritt er in Zwiesprache, er spielt seine archaischen Wesen. Ein so starkes Eigenleben entwickeln die an speziellen Haltekonstruktionen durch den Raum bewegten Figuren nicht zuletzt dank Pretterers reichlich mit Dialekten arbeitender Stimme, so dass man ihn gar nicht mehr wahrnimmt.

Auch thematisch serviert Pretterer alles andere als leichte Kost, selbst wenn es zwischendurch frivol, derb oder auch albern werden kann. Denn am Ende geht es um die großen Themen, um Liebe, Mitmenschlichkeit und den Tod. Das war schon im ersten seiner bislang acht Programme so. "Herztod" hieß das stark von seiner Arbeit als Altenpfleger inspirierte Stück: "Die Heimbewohner erzählten mir immer, was sie in ihrem Leben alles nicht gemacht hatten", erinnert er sich.

Was einem wie ihm ebenso traurig wie komisch vorkommen muss: Ging doch der 1948 im Rheinland Geborene nach der Lehre als technischer Zeichner und dem Kunst- und Design-Studium in Köln kurz entschlossen und ohne Sprachkenntnisse nach Kolumbien. Nach vielen Abenteuern - bis hin zur Ermordung eines Mitbewohners - landete er in München. Hier zeichnete er Cartoons für Stern oder Bunte und bekam bald Aufträge vom Fernsehen und vom Theater. Einige Geschöpfe aus der "Sendung mit der Maus" stammen von ihm, und für eine Inszenierung von Becketts "Endspiel" sollte er Nell und Nagg als lebensgroße Puppen entwerfen - die Geburtsstunde seines einzigartigen "Puppentheaters", mit dem der Spätstarter vom 50. Lebensjahr an einen eigenen Kabarettstil kreiert hat.

20 Bühnenjahre und seinen 70. Geburtstag feiert Pretterer nun im Fraunhofer mit einem speziellen Programm. Da spielt Pretterer nicht nur die besten Szenen aus seinen acht Programmen ( vom "Hausmeister des Universums" bis zur an Hieronymus Bosch erinnernden "Gier"), er plaudert auch aus dem Nähkästchen: Wie er zum Figurenspielen kam, welche skurrilen Situationen er dabei erlebt hat und wie er seine Begleiter improvisatorisch lebendig werden lässt.

Josef Pretterer, Freitag, 16. Februar (Premiere), bis Samstag, 24. Februar, 20.30 Uhr, Theater im Fraunhofer, Fraunhoferstr. 9, t 26 78 50, mehr steht hier

© SZ EXTRA vom 15.02.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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