Ferientouren durch München:Metropölchen an der Isar

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Die Highlight-Towers am Mittleren Ring machen München wenigstens an dieser Stelle zur Großstadt. (Foto: Florian Peljak)

Wer in München nach der Großstadt sucht, muss sich mit Superlativen wie dem höchsten Bürogebäude Süddeutschlands begnügen. Etwas wilder wird es dafür an anderen Stellen im Süden der Stadt.

Von Frank Müller

Mit dem Großstädtischen ist es bei München so eine Sache: Wenn man, nur so als Beispiel, viele Jahre in einem Zeitungshaus in der Sendlinger Straße tätig war, mitten in der Innenstadt also, und dann sein altes Haus als sehr modernen und recht hohen Glaspalast irgendwann am östlichen Stadtrand wiederfindet, wo ist dann die Großstadt? Früher wäre das eine klare Sache gewesen: Metropole ist, wo die Stadtmitte ist. Ein paar Jahre später verschiebt sich die Perspektive: Man fährt aus einem Turm, der immerhin noch nicht in Niederbayern steht, in die City, und manches vom dortigen kleinen Großstadtleben kommt einem doch etwas pittoresk vor und die berühmte Altstadtkulisse etwas zuckerbäckerhaft. Pardon.

Starten wir also eine Tour auf der Suche nach der wahren Großstadt in der Stadt. Wir lassen dabei die Altstadt rechts liegen. Und natürlich nehmen wir das Auto, wir sind ja nicht auf dem Dorf. Gleich hinter den gewachsenen Stadtteilen Thalkirchen und Harlaching wird der Süden etwas wilder und unübersichtlicher. Und er schießt in die Höhe. Es ist spannend zu sehen, was beim alten Siemensareal in Obersendling gerade entsteht. Südseite heißt das Quartier, das München seit dem Ausbaustart vor vier Jahren gut 1000 neue Wohnungen gebracht hat, die sich um die alte S-Bahn-Haltestelle Siemenswerke gruppieren. Schon beim Vorbeifahren sehen die Wohntürme aufregend aus: Verschachtelt, geschwungen, für Münchner Verhältnisse relativ hoch. Das hätte auch in Riem gut ausgesehen, denkt sich der Großstädter, wobei die Riemer immerhin freien Blick auf ein noch höheres Hochhaus in Berg am Laim haben.

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Spannendes Leben in alten Mauern

Zurück zum Münchner Süden. Wir schlagen uns durch Richtung Drygalski-Allee. An der Ecke zur Kistlerhofstraße hat das alte Heizkraftwerk ein spannendes zweites Leben begonnen. Es ist jetzt Heimat des Möbelhauses Kare. Das Kraftwerksambiente zumindest ist spektakulär. Viel von der alten Industriearchitektur mitsamt alter Kraftwerkseinbauten wurde erhalten. Und das Restaurant inklusive Dachterrasse, die auch sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist, bietet weit und breit eigentlich die einzige Möglichkeit, etwas stilvoller Kaffeetrinken zu gehen.

Zeit für eine Runde Stadtautobahn: Die Drygalski-Allee nordwärts, dann links in die Boschetsrieder, auf die Garmischer Autobahn Richtung Stadt und rein in den Luise-Kiesselbach-Tunnel. Autofahren auf der mehrspurigen, mit viel Grün umrahmten Strecke kann Spaß machen, sofern die Verkehrsplaner einen an der Tunneleinfahrt nicht auf das Tempo eines Pferdefuhrwerks herunterbremsen.

Wir halten erst wieder an der Donnersbergerbrücke. Unter der Nordseite gibt es beim Aufzug zum S-Bahn-Geschoss einen Parkplatz, der einen Euro pro Stunde lohnt. Es ist kühl hier, weitläufig, die großen Betonpfeiler sind durchgängig mit Graffiti besprüht. Wer hier umherwandert, hat immer neue Perspektiven, die bunten Farben knallen auf das Grau des Beton. Man stellt sich Münchner Tatortkommissare, vielleicht der nachfolgenden Generation, vor, die in diesem Labyrinth umher hasten.

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Überhaupt, die Donnersbergerbrücke: Manche finden, dass dies der großstädtischste Ort ist, den München zu bieten hat. Hochgehen, auf die 23 nebeneinander liegenden Gleisspuren gucken, deren Ende im nur schemenhaft erkennbaren Hauptbahnhof verschwimmt: Hier hat München Weite. Wir aber wollen jetzt Höhe und fahren zum O2-Tower "Uptown München". Als "Vierkantbolzen" hat ihn Alt-Oberbürgermeister Georg Kronawitter einst geschmäht und ein Bürgerbegehren gegen Hochhäuser angestoßen. Wer dann vor dem Hochhaus steht, der wünscht sich eher einen ganzen Schwung davon auf engem Raum. Denn so ein Hochhaus ganz allein lässt auch die Menschen in ihm recht verloren wirken, wenn sie unten durch die Tür ins Freie stolpern und im Nichts stehen. Am meisten Spaß hat hier der achtjährige Sohn hinter dem Gebäude. Dort sorgt eine Armada von unterirdischen Entlüftungsturbinen für Wind nach oben. Man kann dort seinen Sonnenhut wunderbar im Luftstrom tanzen lassen.

"146 Meter hoch" sei das Haus, sagt die Empfangsdame stolz, "das höchste Bürogebäude Süddeutschlands". Nun ja, das ist ein Ehrentitel, der einen nicht ganz nach vorne bringt im Wettstreit der Metropolen. München hat es nicht so richtig mit der Höhe, das zeigt sich zum Beispiel auch an den Highlight Towers am Mittleren Ring. Schön und stolz blinken sie in der Höhe, es ist aufregend, hoch zu gucken. Unten gibt es ein Café, es liegt direkt hinter der verglasten Lärmschutzwand, das ist keine schlechte Ecke. Aber wer gerne hoch möchte in die Zwillingstürme, der darf weder hier noch beim Uptown München. Besucherterrassen, eine Bar ganz oben gar - das gibt es dann doch nur in richtigen Großstädten.

Grafik: SZ (Foto: N/A)
© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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