Feministisches Parfüm:Emanzipation per Pumpstoß

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"Feminista" will mit "falsch verstandenem Feminismus aufräumen". Viel Glück damit. (Foto: Bernhard Hiergeist)

In München wird das angeblich erste politisch motivierte Parfum der Welt präsentiert. Ach, was das nicht alles verbessern wird im ewig schwierigen Verhältnis von Mann und Frau!

Kolumne von Christiane Lutz

Darauf hat ganz München gewartet: "Feminista - das erste politisch motivierte Parfum der Welt". Ein Parfum, das "mit falsch verstandenem Feminismus aufräumen" und "für die Gleichberechtigung wirklich aller Menschen" eintreten will. An diesem Mittwoch stellt "Duftrevolutionär" Geza Schön, der das Parfum erfunden hat, seine neue Kreation in München vor. OMG! Oh my God!

Wo ein Duftrevolutionär im Spiel ist, muss die Wirkung ja garantiert sein. Und die ist wie folgt: Morgens ein paar Spritzer "Feminista" hinter die Ohren und man begegnet Menschen nur noch mit aufrichtigem Respekt. "Feminista", das angeblich nach "Veilchen und Leder" riecht, wirkt außerdem gegen Alltagssexismus. Eine Frau, die nicht lüstern angeschaut werden will, trägt "Feminista" - und wird nicht lüstern angeschaut. Wer die "Feminista"-Trägerin im Büro "Schnecke" oder "Süße" nennen will, wird stattdessen von seiner "Spitzenkollegin" sprechen.

Zur Not kann "Feminista" auch zwangsverabreicht werden, indem man das Gegenüber pfeffersprayartig damit einnebelt (Handtaschengröße vorrätig). Das Parfum stellt sogar den ewig stenzenden Mittfünfziger ruhig, dessen Blicke immer wieder in fremde Ausschnitte plumpsen. War doch als Kompliment gemeint! Nee, is klar.

Debatten darüber, was okay und was nicht okay ist, werden mit "Feminista" hinfällig, die sind ja sowieso viel zu anstrengend und die Frauen aber auch immer so empfindlich. Und der Flirt, um den sich zurzeit so viele Männer große Sorgen machen, der wäre auch gerettet. "Feminista" sei Dank wüsste man ja sofort, wer flirtbereit ist und wer - auch das soll es geben - trotz kurzen Kleids in Ruhe gelassen werden will. Emanzipation per Pumpstoß also.

Ach, wenn's denn so einfach wär, lieber Duftrevolutionär Geza Schön. Da kannst du noch so dick "Feminista" auf den Flakon schreiben - mit Rumsprühen allein wird das nix mit einem neuen Feminismus. Da musst du mindestens noch eine feministische Handtasche drauflegen. Und ein feministisches Motto-Shirt. Oder halt doch reden.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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