Feldmoching:Politischer Streit um Gymnasiums-Engpass

Kultusminister Spaenle wirft der Stadt Versäumnisse beim Bau vor, will aber mit dem Bildungsreferat Lösungen suchen.

Von Melanie Staudinger

Der Gymnasiums-Engpass im Münchner Norden beschäftigt nun das Kultusministerium. Kultusminister Ludwig Spaenle, gleichzeitig CSU-Chef in München, hat angekündigt, mit dem städtischen Bildungsreferat nach kurzfristigen Lösungen zu suchen. "Auf die hinter dem Bedarf zurückbleibende gymnasiale Versorgung wurde die Landeshauptstadt München seit Jahren immer wieder hingewiesen", erklärt Spaenle in einem Brief an die Initiative Gym24, die ein eigenes Gymnasium für den Stadtbezirk 24, Feldmoching-Hasenbergl, fordert. Im Bildungsreferat laufen derweil eben diese Planungen. Spätestens Ende kommenden Jahres soll der Stadtrat über eine neue weiterführende Schule in der Bergwachtsiedlung beschließen. Auch in Freimann will Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) ein zusätzliches Gymnasium bauen. Übergangslösungen wie die von Eltern geforderte Containerschule lehnt sie hingegen ab.

In jedem Stadtbezirk Münchens gibt es ein Gymnasium, außer in Feldmoching und dem Hasenbergl. Dort haben sich engagierte Eltern zusammengefunden, die genug haben von der schwierigen Schulsuche. In der Stadt selbst haben viele gar keinen Platz gefunden, das Carl-Orff-Gymnasium in Unterschleißheim musste im neuen Schuljahr eine fünfte Klasse für Münchner Kinder einrichten. Auf Stadtgebiet war eigentlich das neue Gymnasium München Nord zur Entlastung gedacht, doch das ist schon im zweiten Jahr seines Bestehens zu voll und muss Dutzende Kinder ablehnen. Bis 2018 sind auch die Kapazitäten im Gymnasium München-Moosach eingeschränkt, weil dieses saniert wird. Neue Gymnasien hat der Stadtrat auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne und in Karlsfeld im Landkreis Dachau beschlossen. Diese Schulen werden aber erst in fünf bis sechs Jahren fertig sein.

Kultusminister Spaenle wirft der Stadt in seinem Schreiben an die Eltern Versäumnisse beim Schulbau vor. Die Anmeldesituation sei angespannt und verschärfe sich weiter, da die Zahl der Schüler stark anwachse "und der erforderliche Bau neuer Schulen oder die Erweiterung bestehender Schulen damit nicht Schritt hält". Bis alle geplanten Projekte umgesetzt seien, werde sich "die Diskrepanz zwischen verfügbaren und nachgefragten gymnasialen Schulplätzen in diesem Stadtteil noch erhöhen, zumal gleichzeitig große Wohnungsbaumaßnahmen durchgeführt werden", so Spaenle. In seiner Rolle als Münchner CSU-Chef fügt er hinzu: "Der Schulbau hatte bei der alten Stadtregierung aus Rot-Grün keine Priorität." Er sei froh, dass die tragende Mehrheit aus CSU und SPD das Schulbauprogramm beschlossen habe und vorantreibe. Denn nicht nur im Norden, sondern auch im Osten und Süden der Stadt gebe es Engpässe, die es zu beheben gelte.

Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) weist die Vorwürfe zurück. Die Stadt sehe den Bedarf sehr wohl, sagt sie. Momentan laufe eine Machbarkeitsstudie für ein neues Gymnasium in der Bergwachtsiedlung und in Freimann an der Bauerfeindstraße, Ende 2018 könnte der Stadtrat darüber im Zuge der dritten Schulbauoffensive beschließen. Das bringe den Eltern, die in naher Zukunft einen Schulplatz suchen, nur wenig. Zurek warnt vor schnellen Übergangslösungen, etwa vor einer Pavillonschule in Feldmoching. "Wenn wir eine Containerschule auf das Gelände stellen, auf dem das Gymnasium stehen soll, haben wir keinen Platz, um das Gymnasium zu bauen", sagt sie. Dennoch versucht sie, die Eltern zu beruhigen. "Kein Kind wird ohne Schulplatz bleiben", erklärt sie. Notfalls müssten einige Schüler ein bisschen weiter fahren, eventuell auch über die Stadtgrenzen hinweg. "Wir haben den Münchner Norden im Blick", sagt Zurek.

München verzeichnet seit Jahren einen Geburtenrekord nach dem anderen. Auch der Zuzug vor allem von Familien mit Kindern ist ungebrochen. Prognosen zufolge wird die Stadt in den kommenden Jahren im Schnitt um 20 000 Einwohner pro Jahr wachsen. Diese Bevölkerungszunahme stellt die Stadtverwaltung vor große Herausforderungen, nicht nur beim Wohnungsbau, sondern auch im Kita- und Schulbereich.

So versucht das Rathaus, über die Schulbedarfsplanung den Bedarf zu prognostizieren. Für die öffentlichen Realschulen und Gymnasien geschah dies letztmalig vor einem Jahr. Weil die Schülerprognosen des Planungsreferats aber zwischenzeitlich erneut gestiegen seien, arbeite man an einer Fortschreibung, erklärt ein Sprecher des Bildungsreferats. 2016 seien die Stadtbereiche erstmals detaillierter in Nord, Süd, West, Ost und Mitte betrachtet worden. "Dadurch sind zielgerichtetere Planungen möglich, auch für den Münchner Norden", sagt der Sprecher.

Um die Probleme in Feldmoching zu besprechen, ist noch im September ein Gespräch von Kultusministerium und Bildungsreferat angesetzt. Man sei auf die kurzfristigen Lösungen gespannt, sagt Alicia Stadler von der Initiative Gym24: "Wir wollen auch wissen, was mit den Kindern aus diesem Schuljahr passiert. Haben sie einfach Pech gehabt, weil man das Problem jetzt zu spät erkannt hat?"

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