Feldkirchen:Wachstumsschmerzen

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Eine S-Bahn-Anbindung der Messe München stößt in Feldkirchen auf Widerstand

Von Martin Mühlfenzl, Feldkirchen

Für Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) entsteht mit dem neuen Bahnsteig in seiner Gemeinde nicht weniger als ein "Jahrhundertbauwerk". Generationen von Feldkirchnern , sagt van der Weck, hätten darauf gewartet, dass der barrierefreie Ausbau endlich kommt. "Eine Frau mit Kinderwagen konnte die S-Bahn ja nicht nutzen", sagt der Rathauschef. "Die musste mit dem Bus nach Riem und dann mit der U-Bahn weiter in die Stadt fahren." Der etwa acht Millionen teure Um- und Ausbau des Bahnsteigs samt Rampe und Aufzug ist im Vergleich zu Münchner Stationen wie Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen an der S 8 zwar ein großer Fortschritt. Die Trasse der S 2 aber wird auf Jahre hinaus ein Problemfall bleiben.

Der barrierefreie Ausbau der Stationen in Feldkirchen, Heimstetten, Grub und wahrscheinlich auch in Poing ist letztlich so etwas wie ein verkehrstechnisches Plazebo. Denn was dort nicht kommen wird, ist der immer wieder geforderte viergleisige Ausbau der Bahntrasse, wie er von der Stadt aus bis Riem und weiter im Osten von Markt Schwaben in Richtung Mühldorf bereits beschlossen ist. Schon heute steht fest: Dort wird der Verkehr deutlich zunehmen - der Güterverkehr und die Frequenz im öffentlichen Nahverkehr.

Das hat gleich mehrere Gründe. Mit dem Bau der zweiten Stammstrecke, sagt Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU), werde die S-Bahn künftig im 15-Minuten-Takt fahren. Und das weiterhin nur auf zwei Gleisen. Hinzu komme die Realisierung des sogenannten Erdinger Ringschlusses - die Anbindung der S 2 im Norden an den Flughafen München. Und ähnlich wie auf dem Autobahnring der A 99, der auf acht Spuren ausgebaut wird und dadurch natürlich noch mehr Verkehr anziehen wird, sagt Böltl, werde auch der Ausbau auf vier Gleise in Richtung Mühldorf und weiter nach Rosenheim und Burghausen eine massive Zunahme des Güterverkehrs mit sich bringen.

Werner van der Weck sagt indes, der viergleisige Ausbau sei "definitiv nicht zu realisieren" . Allerdings nicht, weil der politische Wille seitens des Bundes und auch des Freistaates fehle. "Ich bin zwar kein Ingenieur, aber ich bin mir sehr sicher, dass schlichtweg der Platz fehlt, um noch einmal zwei Gleise draufzupacken", sagt van der Weck. Aus seiner Sicht müssten andere Lösungen gefunden werden, um dem drohenden Verkehrsinfarkt auf der Bahnstrecke Herr zu werden: wie eine bessere Takteinstellung bei der S-Bahn oder ein Ausweichgleis für den Güterverkehr. "Das bestehende System muss optimiert werden. Heute reicht es ja schon, dass nur ein Körndl aufs Gleis fällt - und alles bricht zusammen", sagt van der Weck.

Eine Idee, die bereits im Dezember im Kreisausschuss für Mobilität diskutiert worden ist, lehnt Feldkirchens Bürgermeister indes vehement ab: eine Verschwenkung der S-Bahn über die Messe Riem samt Anbindung entweder im Westen der Gemeinde Feldkirchen oder im Osten der Ortschaft an die S 2. "Es darf alles gedacht werden", sagt van der Weck. Dennoch hält er diese Trassenführung für "vollkommen ausgeschlossen". Erstens würde eine Anbindung der S-Bahn von Riem aus im Westen die Gemeinde aller Entwicklungsoptionen berauben. "Würden wir dort die S-Bahn fahren lassen, hätten wir überhaupt keine Möglichkeit mehr zu wachsen", sagt van der Weck. Und zweitens sei die Verschwenkung aus baulicher Sicht viel zu aufwendig: "Die Trasse würde zwei Mal über die Autobahn führen. Das ist nicht zu machen."

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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