Feinkost-Partnerschaft:Hungriger Investor

Feinkost-Partnerschaft: Zum Jahresende will Eataly sein Lebensmittelangebot auch in der Schrannenhalle präsentieren.

Zum Jahresende will Eataly sein Lebensmittelangebot auch in der Schrannenhalle präsentieren.

(Foto: AFP/Pizzoli)

René Benko könnte zusammen mit Eataly weiter expandieren

Von Katja Riedel

Für René Benko muss es ein besonderer Spaß sein, ein kleines Schurkenstück. Schon lange mutmaßen all jene, die in dem Immobilien- und inzwischen auch Handelsinvestor eine Bedrohung wittern, der österreichische Selfmade-Millionär wolle sich Filetstück für Filetstück in der Münchner Innenstadt sichern. Erst Karstadt, dann die Alte Akademie, um ein Haar wären auch die Kaufhof-Warenhäuser an Benko gegangen. "Benko, der Eroberer" hat ihn die Zeitschrift Bunte einmal genannt. "Eine Streitmacht", das österreichische Magazin Format. Jetzt ist ihm, wie nebenbei, ein kleiner Coup gelungen. Einer, der für den gesamten deutschsprachigen Handel interessant ist, besonders aber in München eine spezielle Überraschung mit sich bringt. Denn wenn Ende des Jahres die italienische Feinkostkette Eataly ihren ersten deutschen, als Flaggschiff geplanten Laden in der Schrannenhalle eröffnen wird, zieht Benkos Unternehmen Signa Retail gleich mit ein. Signa Retail, die auch die Karstadt-Warenhäuser führt, wird sich nämlich mit Eataly zusammenschließen.

Schon vor einigen Wochen hatte die SZ berichtet, dass Eataly in München etwa 200 Mitarbeiter suchte - gemeinsam mit der Karstadt-Tochter Le Buffet. Doch was sich hinter der Partnerschaft verbarg, dazu wollte sich das stark wachsende italienische Unternehmen damals noch genauso wenig äußern wie Signa. Nun spricht Signa, in Person von Stephan Fanderl, dem Karstadt- und Signa-Gechäftsführer: Das neue gemeinsame Unternehmen könnte nicht nur in der Schrannenhalle und weiteren größeren Häusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz italienisches Essen anbieten. Denkbar sei dies auch auf kleineren Flächen - in Feinkost-Abteilungen der Warenhäuser. Bei Karstadts Le Buffet scheint dieser Plan bereits ausgemachte Sache zu sein. Ein Umbau der bisherigen Flächen zu Eataly-Stores sei in der Prüfung. Gleich mehrere Eatalys für München? "Ich glaube nicht, dass es außer der Schrannenhalle einen zweiten in München geben wird", sagt Joachim Stumph, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung.

Generell verfolge Benko aber eine kluge Strategie. "Der Außer-Haus-Verzehr wächst deutlich stärker als der Handel". Zudem spiele der Wohlfühl-Faktor in Handelsimmobilien eine immer größere Rolle. Mit Eataly könnte Benko Leben in seine Handelsimmobilien bringen - und Eataly mit Benko expandieren. Manche Branchenkenner vermuten hinter der neuen Allianz zudem einen Angriff Benkos auf den Konkurrenten Kaufhof und dessen Feinkostabteilungen Galeria Gourmet. Ein Konter - schließlich hatte Benko selbst Kaufhof von Metro kaufen wollen. Stattdessen übernahm Hudson's Bay. Die neuen Hausherren sollen überprüft haben, ob sich die Lebensmittelabteilungen noch in allen Häusern rechneten. Dies sei aber Standard, aktuell seien keine Einschnitte geplant, ist aus unternehmensnahen Kreisen zu hören.

Was Investor René Benko in München plant, macht oder unterlässt, beschäftigt die Geschäftsleute der Stadt seit Jahren. Die größte Frage bleibt, was Benko mit der Alten Akademie vorhat, die Signa bereits vor mehr als zwei Jahren im Erbbaurecht übernommen hat. Sie soll zu einem Geschäfts-, Büro- und Wohnquartier umgebaut werden. Doch wann die Umbauten losgehen, ist ungewiss. Es heißt, die Planungen liefen, doch benachbarte Geschäftsleute wundern sich, dass sie bisher noch nicht über Details informiert wurden. Dahinter scheint ein Streit mit Stadt und dem Landesamt für Denkmalpflege zu stecken, wie stark das äußere Erscheinungsbild verändert werden darf. Für Experten wie Joachim Stumpf ist jedoch klar: "Die Alte Akademie ist anspruchsvoll. Aber sie ist weltweit einzigartig."

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