Feierbanane:Anständig feiern

Feierbanane: Friedlich feiernde junge Spanierinnen posieren lächelnd für ein Selfie auf Münchens Feiermeile.

Friedlich feiernde junge Spanierinnen posieren lächelnd für ein Selfie auf Münchens Feiermeile.

(Foto: Robert Haas)

Vorbei die Zeiten, als Polizisten in Disco-Nähe noch eindeutig ein Feindbild gewesen sind. Entlang der Partymeile hat sich die Zusammenarbeit der Clubs mit Polizei und Streetworkern bewährt. Sorgen bereiten aber gefährliche Flaschenwürfe.

Von Tom Soyer

Während die beiden DJs vom Partybus herunter den Maximiliansplatz mit deftigen Elektro-Beats beschallen, steht Münchens Polizei-Vizepräsident Robert Kopp mit "Harry-Klein"-Club-Betreiber David Süß lässig an der Freiluftbar. Er ist begeistert, wie inzwischen alle an der Innenstadt-Partymeile für mehr Sicherheit zusammenarbeiten: die Clubs nebst Türstehern, die Polizei, das Sozialreferat, das Kreisverwaltungsreferat (KVR) und die Streetworker von Condrobs.

"Cool bleiben - friedlich feiern", das sei heute möglich, obwohl an Spitzentagen 10 000 Menschen an der "Feierbanane" von Maximiliansplatz bis Sendlinger Tor unterwegs seien. Und wie untermauert man so eine Kooperation? Mit einer Open-Air-Party am Maximiliansplatz, mit DJs und Livemusik.

In den Achtzigerjahren noch ein Feindbild

Von 15 bis 22 Uhr, also eher ungewöhnlich früh fürs Partyvolk, kommen an diesem Samstag deshalb nicht nur tanzende junge Menschen, sondern auch zahlreiche Club-Betreiber und die Helfer und Aufpasser zusammen, um die bisherigen Anstrengungen einmal Revue passieren zu lassen. Am meisten begeistert sich der Polizei-Vizepräsident mit seinem Pressesprecher, denn Robert Kopp und Wolfgang Wenger waren in den Achtzigerjahren selbst als junge Jugendbeamte unterwegs. Da seien die Polizisten in Disco-Nähe noch eindeutig ein Feindbild gewesen, auch für die Türsteher.

Und heute? "Da sind wir alle beieinander, wir leben das Miteinander" - und im Resultat mit mehr Sicherheit: Die Kriminalität im ersten Halbjahr 2015, so erzählt Robert Kopp der Münchner Sozialreferentin Brigitte Meier bei kerniger Techno-Untermalung aus den Lautsprechern, seien die Straftaten entlang der Feiermeile von 742 auf 678 gesunken gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allem einfache Körperverletzungen hätten abgenommen, von 160 auf 142 Delikte. Kopp nennt dies "erfreulich".

Bereits 86 gefährliche Körperverletzungen im laufenden Jahr

Sorgen bereiten aber derzeit gefährliche Körperverletzungen, wo aus 80 Taten im ersten Halbjahr 2014 nun bereits 86 im laufenden Jahr wurden. Das liege vor allem an einem ärgerlichen Trend, gegen den nun verstärkt etwa auch mit Videoüberwachung und konsequentester Anzeige vorgegangen werde, erläutert David Süß für seine Wirte-Kollegen: 33-mal seien Flaschen oder Gläser geworfen worden - und das ist gerade nicht, was alle mit ihrer Kampagne "Cool bleiben - friedlich feiern" anstreben.

Immerhin sei die Aufklärungsquote sehr hoch bei allen Straftaten. Und auch das habe mit einer neuen Kultur der Zusammenarbeit zu tun: Türsteher halten engen Kontakt mit der Polizei oder schalten schon präventiv die vom Sozialreferat seit September 2012 eingesetzten Streetworker der Condrobs-Unternehmung "Conaction" ein. Diese Vorbeugungsspezialisten sprechen dann aggressive Gruppen an oder helfen Partybesuchern, die augenscheinlich ohne Betreuung nicht mehr heil nach Hause kommen würden.

Überall viel Jugendschutz

Zudem gehen die beiden Jugendbeamten der Innenstadt-Polizeiinspektion 11 vor allem am Freitag- und Samstagabend dort Streife, zeigen viel Präsenz und erfahren dann auch schon von den Türstehern frühzeitig, wo sich Probleme abzeichnen. "Alles sehr im Rahmen", lautet daher auch das Urteil eines der Jugendbeamten. Und überall viel Jugendschutz.

Bewährt habe sich auch, dass Polizei und KVR inzwischen für die gesamte Partymeile Betretungsverbote aussprechen - in 27 Fällen bisher, drei in diesem Jahr. Wer wegen "Rohheitsdelikten" auffällt, darf ein Jahr lang keinen der Clubs entlang der Sonnenstraße mehr betreten, muss allein für diesen Bescheid etwa 140 Euro bezahlen - und weitere 500 Euro, wenn er in der Tabuzone erwischt wird. Bisher, so Robert Kopp, sei keiner der Ausgesperrten mit einer erneuten Straftat aufgefallen. Friedlicheres Feiern eben.

Feierbanane: Wer wegen "Rohheitsdelikten" auffällt, darf ein Jahr lang keinen der Clubs entlang der Sonnenstraße mehr betreten.

Wer wegen "Rohheitsdelikten" auffällt, darf ein Jahr lang keinen der Clubs entlang der Sonnenstraße mehr betreten.

(Foto: Robert Haas)
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