FC Bayern München:Fußballfans gründen Kurt-Landauer-Stiftung

FC Bayern München: Charlotte Knobloch kam genauso wie Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zur Gründungsversammlung.

Charlotte Knobloch kam genauso wie Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zur Gründungsversammlung.

(Foto: Kurt-Landauer-Stiftung)
  • Fans des FC Bayern haben eine Kurt-Landauer-Stiftung gegründet.
  • Die Stiftung soll an Menschen erinnern, die sich um den FC Bayern verdient gemacht haben und unter den Nazis gelitten haben.
  • Zu der Feier kamen unter anderem Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge sowie Charlotte Knobloch.

Von Christoph Leischwitz

Von der Idee bis zur Umsetzung des neuen Stiftungsvereins hat es eine Weile gedauert, doch pünktlich zum Ende des Fußballjahres klappte es - zumal es auch einen aktuellen Anlass gibt: Am 21. Dezember jährt sich der Todestag des ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer zum 55. Mal.

Und so wurde am Mittwoch die Gründung der "Kurt-Landauer-Stiftung" gefeiert. Gekommen waren neben den Bayern-Chefs Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Jan-Christian Dreesen auch Vertreter zahlreicher Organisationen, mit denen künftig kooperiert werden soll, darunter Charlotte Knobloch von der Israelitischen Kultusgemeinde.

Eine reine Stiftung zu gründen war nicht möglich, die Ausarbeitung der Satzung habe deshalb viel Zeit in Anspruch genommen, erklärt Sprecher Michael Linninger. Nun hat man zunächst zu siebt einen Stiftungsverein gegründet, der "institutionalisiert, nachhaltig" für Erinnerungsarbeit sorgen will, nachdem erst Anfang des Jahrhunderts die Aufarbeitung des Wirkens von Kurt Landauer begonnen hatte. Der ehemalige Präsident des FC Bayern sei dabei auch ein "Vehikel".

Denn es gehe nicht allein um die historische Person, sondern auch um andere Menschen, die sich für den Verein verdient gemacht oder unter der Nazi-Herrschaft gelitten haben, sowie um die von ihm vermittelten Werte, die sich auf Weltoffenheit und Antirassismus gründen. Landauer musste als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie während der NS-Herrschaft München verlassen, er war auch für einige Wochen im Konzentrationslager Dachau gefangen gewesen.

Das erste große, gut sichtbare Ziel des Vereins ist eine Statue jenes Mannes, unter dem der Verein im Jahr 1932 seine erste deutsche Meisterschaft feierte. Sie soll schon bald an der Geschäftsstelle des FC Bayern an der Säbener Straße aufgestellt werden. "Er schaut dann auf sein Lebenswerk", sagt Gründungsmitglied Simon Müller. Es sei allein Landauers Einsatz nach dem Krieg zu verdanken, dass der Verein dort ansässig wurde.

Nachdem es in München schon einen Kurt-Landauer-Weg sowie eine Gedenktafel neben der Arena in Fröttmaning gibt, gäbe es dann erstmals einen zentralen Ort, der an den ehemaligen Präsidenten erinnert. An welcher Stelle die Statue aufgestellt wird, steht noch nicht fest, ebenso wenig der Zeitpunkt. Beim Stiftungsverein hofft man aber auf den Sommer 2018, und auf ausreichend Spenden bis dahin. Ziel dürfte der 28. Juli sein, der Geburtstag des Mannes, der in Planegg zur Welt kam.

Einiges hat der Stiftungsverein schon verwirklicht, ohne dass die Öffentlichkeit viel davon mitbekam: So unterstützt der Verein etwa "Erinnerung vereint" des Münchner Fanprojekts und des NS-Dokumentationszentrums, das unter anderem eine Studienfahrt für Bayern-Fans nach Auschwitz organisiert. Im Oktober fand im Olympiastadion ein Fußballspiel gegen eine Auswahl der interkulturellen Straßenfußball-Liga "Bunt kickt gut" statt, bei dem eine Spende von 1900 Euro übergeben wurde - 1900 ist das Gründungsjahr des FC Bayern.

Landauers Grab wird schon seit einiger Zeit von Vereinsmitgliedern gepflegt. Nicht nur diesbezüglich kooperiert der Verein eng mit dem Landauer-Neffen Uri Siegel, der maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass die lange verschütteten Erinnerungen an Landauer wieder an die Öffentlichkeit gelangten.

Die finanzielle Basis für die Stiftung stammt von jenem Geld, das die FC Bayern-Ultras von der Schickeria 2014 im Zuge der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises des DFB erhalten haben. Die Schickeria hatte zum 125. Geburtstag von Landauer im Jahr 2009 eine aufwendige Stadion-Choreografie präsentiert.

Sprecher Linninger und Simon Müller legen aber Wert darauf, dass es sich bei dem neuen Verein um keine reine Südkurven-Veranstaltung handelt, sondern um eine Initiative von Menschen "aus allen Altersklassen und von allen Tribünen des Stadions". Aber wie im Stadion wäre ohne die regelmäßigen Südkurven-Besucher auch bezüglich der Stiftung kaum etwas los.

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