Meisterfeier am Marienplatz:So feiert der FC Bayern auf dem Rathausbalkon

15 000 Fans kommen zum Saisonabschluss auf den Marienplatz. Die Stimmung war schon mal besser, zu präsent ist noch die Niederlage im Pokalfinale.

Von Bernhard Hiergeist

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Zum sechsten Mal in Folge feiert der FC Bayern die Meisterschaft - allerdings auch nur die. Spieler und Stab (im Bild von links: Sportdirektor Hasan Salihamidžić, Mittelfeldspieler Thiago, dem das Spiel gegen Frankfurt wohl noch sauer aufstößt, ein kritischer Corentin Tolisso, Außenverteidiger David Alaba mit einem tröstlichen Rafinha im Nacken, daneben Jérôme Boateng) scheinen sich auf dem Balkon etwas fehl am Platz zu fühlen. Auch sie muss man vielleicht einmal in den Arm nehmen und ihnen sagen: Der FC Bayern kann halt nicht immer gewinnen. Erst gegen Ende lassen auch die Spieler sich von der Stimmung anstecken.

Fußball: Balkonbesuch des FC Bayern München

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Die Bayern haben ja gestern nicht ein, sondern zwei Finals verloren: Auch die Damenmannschaft unterlag im DFB-Pokal, nämlich gegen den Vfl Wolfsburg. Was ist so ein Meistertitel also wert, wenn man ihn zuvor schon 27 Mal gewonnen hat und zudem am Vorabend gleich zwei Endspiele verloren hat? Etwa 15 000 Fans auf dem Marienplatz finden: ziemlich viel. Darum skandieren und grölen sie während der etwa 30 Minuten langen Feier fast ohne Unterlass, fordern ihre Lieblinge ans Mikrofon.

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Einer steht trotzdem klar im Mittelpunkt, wie es auch schon bei noch leerem Balkon die prominente Platzierung des JuppJuppJupp-Banners suggeriert hatte. Denn besagter Jupp ist mit sofortiger Wirkung zum vierten Mal Ex-Bayern-Trainer. Kein Trainer hat einen Verein öfter trainiert, kein Trainer hat sich öfter von Uli Hoeneß zum Weitermachen überreden lassen, kein Trainer wurde öfter auf seinen Hund Cando oder seine Koi-Karpfen angesprochen als Triple-Trainer Josef Heynckes, genannt "Jupp".

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Wie schön wäre es also gewesen, hätte man diesem Jupp Heynckes zum Ruhestand noch so eine kleine Trophäe schenken können? Dem Mann, der "Menschlichkeit und Empathie" in den Verein zurückgebracht hat (Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge). Dem Mann für leise Töne, der selbst bei Meisterfeiern die Contenance wahrt und Sätze spricht wie: "Jetzt möchte ich ein paar Worte über meine Mannschaft artikulieren."

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Man hatte einfach das Gefühl, die Bayern wollen schon den DFB-Pokal gewinnen, aber halt nicht, um zu gewinnen, sondern um ein passendes Abschiedsgeschenk für ihren Jupp zu haben. Vielleicht sollte es auch deshalb einfach nicht sein. Anstatt einer Trophäe bekam er dann einen Song: Ein Gitarrenduo artikulierte dem großen Pink-Floyd-Fan Heynckes noch eine Version von "Wish You Were Here". Und da sang er dann sogar mit und wippte im Takt.

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Meisterfeiern mit Heynckes waren nie groß ekstatisch (man denke dagegen zum Beispiel an die legendäre Ansprache von Louis van Gaal), aber die Fans wussten trotzdem immer, was sie an ihm hatten. Um ihm das noch einmal abschließend zu sagen, stimmten sie am Sonntag immer wieder "Jupp Jupp Jupp Jupp"-Sprechchöre an. Heynckes hatte vor dem Rathausempfang gesagt: "Das werden wir auch noch überstehen." Er überstand es gut und bedankte sich bei den Fans für die Unterstützung im vergangenen Halbjahr.

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Dass es am Vorabend noch hochumstrittene Entscheidungen gegeben hatte, war am Sonntag weder auf noch vor dem Balkon ein großes Thema. Martínez war in der 95. Minute klar im Strafraum getroffen worden, der Schiedsrichter entschied aber nicht auf Elfmeter. Schuld war am Ende dann der Videobeweis. Den könne man "noch deutlicher überdenken, als man es vielleicht eh schon tut", sagte etwa Mats Hummels nach dem Spiel.

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Kritik hatte es auch am FC Bayern gegeben: Die Spieler hatten sich relativ zügig in die Kabine verzogen, ohne die Siegerehrung für die Frankfurter abzuwarten. Schlechte Verlierer, sagen die einen. Ungeübte Verlierer, sagen die anderen. "Da muss ich ehrlich zugeben, dass in dem Moment die Spieler und ich sicher nicht dran gedacht haben", sagte etwa Sportsmann Jupp Heynckes. Selbst am Sonntag schienen die geknickten Spieler noch so, als hätten sie anderes im Kopf.

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Aber ein "Stern des Südens" später lagen sich dann alle in den Armen. Dabei sang Trainer Heynckes besonders inbrünstig mit, auch wenn es auf dem Bild gerade nicht so aussieht. Neben ihm stand dabei Außenverteidiger Joshua Kimmich, dem er zudem wahrscheinlich wortreich erklärt hat, warum "Wish You Were Here" ein besserer Song ist als "FC Bayern Forever Number One". Im kommenden Jahr wolle man wieder auf dem Balkon stehen, sagten manche, vielleicht sogar mit mehr Titeln als nur einem. Ab August haben sie eine neue Chance, da geht die Saison wieder los. Außer für Heynckes. Der sagte schon vor der Feier: "Mit 73 Jahren weiß man nicht, wie lange man noch zu leben hat. Ich möchte ab nächster Woche wieder mein Leben genießen."

© SZ.de/bhi
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