Fastenzeit:So schmecken die Münchner Starkbiere

Für alle, die dieses Jahr noch keines hatten: Wir haben mit einem Experten die Starkbiere der Münchner Brauereien getestet.

Von Franziska Schwarz

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(Foto: Martin Moser)

Starkbiere haben mindestens 18 Prozent Stammwürze und einen Alkoholgehalt von mindestens sieben Prozent, deutlich mehr als ein gewöhnliches Bier. Das hat dem fastenden Mönch im Mittelalter geholfen, auch ohne feste Nahrung auf seine Kalorien zu kommen. Inzwischen gibt es während der Fastenzeit in München unter anderem den Salvator, den Triumphator und den Maximator. Wer dieses Jahr noch kein Starkbier probiert hat, hat noch ein bisschen Zeit. Das Starkbierfest auf dem Nockherberg läuft noch bis Sonntag, im Löwenbräukeller endet es erst am 8. April. Oder man trinkt das Bockbier einfach an der Isar. Nur welches? Biersommelier Tibor Kantor, 39, von der "Red Hot"-Bar in der Amalienstraße hilft bei der Auswahl. Er hat für uns die Starkbiere verkostet, die die großen Münchner Brauereien im Frühjahr anbieten - mit dabei ist auch ein heller Maibock, der noch über Ostern hinaus getrunken wird. Aber vorab noch zwei Fragen: Warum enden die Namen immer auf "-ator"? Paulaner bot in Bayern zuerst den "Salvator" an. Andere Brauereien übernahmen das, doch Paulaner setzte den Schutz seiner Marke durch. Die Konkurrenz überlegte sich Alternativen mit dem Ziel, dem Kunden klarzumachen, was ihn erwartet: ein meist untergäriges, dunkles Bier, das malzbetont ist und im Abgang brotig schmeckt. Und warum heißen Starkbiere auch Bockbiere? Das erste Starkbier kam aus Einbeck in Niedersachsen. Und aus Einbeck wurde mundartlich "Bock".

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(Foto: Martin Moser)

Salvator (Paulaner) "Ein hellbraunes Starkbier mit leicht oranger Färbung, der Schaum ist ein wenig großporig und verflüchtigt sich schnell. Ich rieche Kastanie und ein bisschen Haselnuss - ein wenig geht es schon Richtung Hanuta. Die Süße des Malzes finde ich hier sehr ausgewogen. Nach hinten hinaus leicht alkoholisch, nicht unangenehm, aber der Salvator hat doch eine spürbare Bittere, die mir am Gaumen kleben bleibt. Meiner Meinung nach könnte er etwas vollmundiger sein. Doch dieser Bock hat eine high drinkability, damit ist in etwa gemeint, dass man nach dem ersten Schluck nicht gleich satt ist. Der Begriff 'süffig' ist ja eher negativ besetzt. Das ist ein vorbildlicher, klassischer Bock, den ich zu Kaiserschmarrn oder Schweinsbraten empfehlen würde."

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(Foto: Martin Moser)

Maibock (Hofbräu) "Dieses Starkbier ist zwar in der Nase nussig - aber nicht, wenn man es trinkt. Der Geschmack ist frisch und geradeheraus, die Süße ist schön eingebunden. Das Mundgefühl ist cremig, aber nicht 'fettig'. Ein sehr schönes Bier, auch wenn es nicht ganz in die Reihe passt: Die anderen haben viel mehr Röstaroma - was auch daran liegt, dass der Maibock das einzige helle Starkbier hier ist. Es ist tiefgolden, und in Sachen Schaum das Zweitbeste; Hopfen sorgt für Schaum. Es gilt: Schaum bindet Sauerstoff, und der wiederum transportiert Aromen. Schaumränder im Glas sind deshalb ein gutes Zeichen. Die Gläser sollte man immer gut spülen: Seifenreste beeinflussen die Schaumstabilität."

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(Foto: Martin Moser)

Innovator (Giesinger Bräu) "Dieses Starkbier hat einen hervorragenden, feinporigen Schaum. Schaumstabilität gilt als Zeichen für die Malzqualität - dass man so einen Wert auf Schaum legt, ist aber sehr deutsch: In den englischen Pubs etwa gibt es sogar Schaumabstreifer, weil die Gäste ihre - recht teure - Pint bis obenhin gefüllt haben wollen. Der Innovator riecht angenehm nussig und nach frischer Brotkruste. Auch hier ist die drinkability hoch: nicht zu schwer oder pappig. Dieses Starkbier hat einen geringeren Alkoholgehalt als die anderen im Test, das macht es frischer und sommerlicher. Es ist definitiv das hopfenbetonteste Bier hier, was ja dem Zeitgeist entspricht. Für mich eine moderne Interpretation des klassischen Bocks. Der Innovator kommt hier als Einziger in der 0,3-Liter-Flasche. Wegen der Frische, sagt der Hersteller. Grundsätzlich maskiert Kälte den Geschmack aber immer etwas - ein bisschen Temperatur öffnet die Aromen."

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(Foto: Martin Moser)

Triumphator (Löwenbräu) "Der dunkelste Bock hier in der Reihe, für mich schon fast zu dunkel. Die Bittere, die als Ausgleich nötig ist, geht hier leicht ins Lakritzige oder Kaffeeartige. In der Nase hat man direkt das Röstmalz, ein bisschen sogar auch Umami (eine Geschmacksrichtung, die als "fleischig", "würzig" oder "wohlschmeckend" beschrieben wird, d.Red.). Auf der Zunge macht sich der Triumphator leicht metallisch - das hat aber nie etwas mit einem Bier selbst zu tun. Das Metallische ist immer eine enzymatische Reaktion auf der Zunge. Die passiert meist, wenn ein Bier zu kurz gelagert wurde. Meine Empfehlung deshalb: Kauft den Kasten Bier, aber stellt ihn zwei Wochen lang weg. Das Mindesthaltbarkeitsdatum kann man bei Starkbieren meiner Meinung nach ignorieren: ab 7 Prozent Alkoholgehalt sind Biere lagerfähig. Wichtig ist nur, dass die Temperatur relativ gleichbleibend ist und der Verschluss dicht ist. Der Hopfen baut sich dann allmählich ab, der Geschmack verändert sich - und das Metallische verschwindet."

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(Foto: Martin Moser)

Maximator (Augustiner) "Bei diesem Starkbier hat man viel Haselnuss in der Nase, frische Brotkruste - und sogar ein bisschen Milchschokolade. Dabei hat dieser Bock ein bisschen mehr Säure, auch etwas Orange ist dabei - dadurch ist er spritziger. Säure ist wichtig als Gegenpart zur Süße, hier ist sie aber für mich ein bisschen stark. Auch die Bittere schmecke ich stark heraus. Der Nachhall ist knackig und ein bisschen alkoholischer als bei vielen anderen. Den Maximator hatte ich eigentlich als ein bisschen metallisch in Erinnerung, das schmecke ich jetzt aber nicht. Vor vielen Jahren habe ich aus Versehen einen Maximator mal ganze drei Jahre im Kühlschrank stehen gehabt. Als ich ihn dann endlich öffnete, schmeckte er wie pure Schokolade."

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(Foto: Martin Moser)

Animator (Hacker-Pschorr) "Die Farbe ist sehr schön, mit einem Ticken Mahagoni, fast bernsteinig. Neben dem Nussigen rieche ich ein bisschen Marzipan - und auch etwas Kräuterhaftes. Das kommt durch den Hopfen hinein. Das Mundgefühl ist recht vollmundig. Was den Akoholgehalt betrifft, ist das hier das stärkste Bier aus der Reihe, es hat 8,1 Prozent. Auch dieser Bock ist säurebetont, mir fehlt dabei aber ein bisschen die Süße, die Brotkruste. Man hat auch gleich ein bisschen Schwefel in der Nase. Das ist ein Nebenprodukt der Gärung und sagt nichts über die Qualität eines Bieres aus. Das Wiesn-Bier von Augustiner ist für viele gerade wegen des Schwefels eine Offenbarung - es ist für den Maßkrug konzipiert."

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