Faschingszug:Karnevalistische Überlebenshilfe

Der Münchner Faschingszug bemüht sich redlich um Stimmung - doch nur 6000 Zuschauer kommen.

Monika Maier-Albang

6 Bilder

-

Quelle: SZ

1 / 6

Der Münchner Faschingszug bemüht sich redlich um Stimmung - doch nur 6000 Zuschauer kommen.

Es bräuchte wohl mehr Menschen wie Stephanie Ewelt. Menschen, die andere begeistern können für den Faschingszug, Menschen, die mobilisieren. Mit 20 Schülern nimmt die Lehrerin der Guardini-Hauptschule am Umzug teil, und obwohl der Wind den "Sonnen"-Kindern die goldenen Folien in Stücke gerissen hat, sind alle gut drauf. Die Bonbons, die die Schüler werfen, hat zum Teil die Schule spendiert, zum Teil hat sie die Klassenleiterin selbst bezahlt. Münsteranerin ist Ewelt, hat in Köln studiert. Man hätte es sich denken können.

Fotos: Alessandra Schellnegger

Text: Monika Maier-Albang

-

Quelle: SZ

2 / 6

Er wäre sicher längst wieder tot, der vor vier Jahren wiederbelebte Münchner Faschingszug, ohne all die tapferen Exil-Kölner, die Iren, die slowenischen Perchten im Lammfell, die gutwilligen Menschen aus dem Umland. Aus Olching, Puchheim, Pullach, Unterpfaffenhofen, Unterschleißheim sind sie gekommen, um das Münchner Volk zu erfreuen. Doch das dankt durch Abwesenheit. In Dreierreihen steht man am Sonntagmittag, als der Zug sich in Bewegung setzt, nur an ein paar neuralgischen Punkten: am Anfang beim Hofgarten, am Ende beim Stiglmaierplatz. Hinter dem Königsplatz reihen sie sich zwar bis zur Richard-Wagner-Straße. Doch dies ist die Warteschlange für die Kandinsky-Ausstellung.

-

Quelle: SZ

3 / 6

6000 Zuschauer, die "fröhlich und ausgelassen" Fasching feiern, zählt die Polizei am Ende. Gekommen sind vor allem Eltern mit kleinen Kindern und ältere Menschen, die nun mit Bonbons und Krapfen überhäuft werden. Wo aber sind all die anderen? Beim Skifahren? Vor dem Fernseher? In München ist Fasching und in der U-Bahn sitzen mehr geschminkte 60er-Fans als Karnevalisten!

-

Quelle: SZ

4 / 6

Aus Köln ist Stephanie Ewelt da anderes gewohnt. Dort wäre es undenkbar, dass nur ein Bruchteil derer, die am Fahrbahnrand stehen und sich ein Lächeln abringen lassen, ohne Maskierung erscheinen. Spätestens bei den Türkenfelder Samba-Trommlern wippen die Zuschauer zwar mit. Doch Ausgelassenheit sieht anders aus.

-

Quelle: SZ

5 / 6

Dabei bemühen sich all die Tänzer und Spielmänner so sehr um gute Stimmung. Aus dem "Roten Rathaus", dem SPD-Wagen, fliegen Gummibärchen. Von der CSU haben Fraktionschef Josef Schmid und der Landtagsabgeordnete Otmar Bernhard Piratenhut und Ringelshirt hervorgekramt und den Wagen mit einem Rüttelreim schmücken lassen: "Die CSU will am Isarrand für die Münchner einen Badestrand." Ansonsten ist der Zug der wohl unpolitischste, den die Nation zu bieten hat. Immerhin: Die Puchheimer und die Unterhachinger sind mit einem "Moneymobil" und "Angies Firmen-Rettungswagen" dabei. Das Umland also wiedermal.

-

Quelle: SZ

6 / 6

Ausbaufähig ist dieser Fasching, keine Frage. Ewelt wird weiter werben. Ein paar Lehrerkollegen haben immerhin versprochen, im nächsten Jahr mitzukommen. Und die Iren vertrauen auf ihr schönes Motto: "Es gibt keine Fremden, nur Freunde, die wir noch nicht getroffen haben."

Fotos: Alessandra Schellnegger

Text: Monika Maier-Albang

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: