Fasanerie:"Schwerer ökologischer Sündenfall"

Bei einem Nachverdichtungsprojekt in der Fasanerie darf ein als "allgemeine Grünfläche" festgelegtes Areal bebaut werden. Die Grünen im Stadtrat kritisieren das scharf, indes Tausende für ein Bürgerbegehren unterschrieben haben

Von Simon Schramm, Fasanerie

Es ist ein eher kleineres Nachverdichtungsprojekt, gegen das die Initiative "Grünflächen erhalten" in der Fasanerie seit knapp einem Jahr Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammelt. Doch der Planungsausschuss des Stadtrates hat nun den Weg für eine Bebauung frei gemacht. Auf gemeinsamen Antrag von SPD und FDP hin hat das Gremium entschieden, auf einem schmalen Grüngelände am Schnepfenweg nachzuverdichten, zwischen dem Bestand in der Sonnentau- und Kohlröschenstraße.

Etwa 15 Wohneinheiten verspricht sich die Stadt davon, etwa die Hälfte soll gefördert sein. Allerdings verschwindet eine Grünfläche - die Bürgerinitiative befürchtet, dass die Entscheidung am Mittwoch den Auftakt zu einer bedrohlichen Entwicklung gar für ganz München markiert.

Der Hintergrund: Die Wiesen in der Fasanerie sind im Flächennutzungsplan als allgemeine Grünfläche ausgewiesen und werden nun zum Wohngebiet umgewidmet. "Es passiert in letzter Zeit immer häufiger, dass überlegt wird, allgemeine Grünflächen zu bebauen", sagt Initiativen-Sprecher Stefan Hofmeir. Er hat da zum Beispiel den Kustermannpark in Ramersdorf vor Augen: Den im Mai bekannt gewordenen Überlegungen eines Unternehmens, den Park zum Teil zu bebauen, hatte die Stadtverwaltung im Sommer eine Absage erteilt. Hofmeir und die Initiative sorgen sich dennoch, ob in Anbetracht des aktuellen Beschlusses die Stadt in Zukunft noch öfter "die Hemmungen verliert", bei der Suche nach Platz für den Wohnungsbau auf ausgewiesene Grünflächen zu verzichten.

Um die Stadt und andere Bauwillige bei solchen Manövern in die Schranken zu weisen, will die Bürgerinitiative ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen, das sich dafür einsetzt, alle im Flächennutzungsplan als allgemeine Grünfläche ausgewiesenen Areale zu erhalten. Derzeit haben sich der Initiative zufolge knapp 24 000 Bürger in Unterschriftenlisten eingetragen; nötig seien rund 33 000 Unterstützer, damit die Münchner Bürger über das Begehren abstimmen dürfen. "Wir brauchen die Grünflächen nicht nur für die Naherholung der bisherigen und neu zu erwartenden Bürger, sondern auch für ein funktionierendes Stadtklima. Ohne Grünanlagen und Frischluftschneisen droht eine Überhitzung des Stadtklimas", sagt Initiativen-Sprecher Stefan Hofmeir.

Im Stadtrat haben die Grünen gegen die Bebauung gestimmt, ebenso die Fraktion Die Linke und die Partei der Liberal-konservativen Reformer. Grünen-Stadtrat Herbert Danner kritisierte den Beschluss scharf: Das Bauprojekt leiste keinen "nennenswerten Beitrag zur Behebung der Wohnungsnot" und sei ein "schwerer ökologischer Sündenfall". Nach Danners Worten hatte die Stadtspitze zum Beginn der Unterschriftensammlung zugesagt, von der Bebauung von allgemeinen Grünflächen sowieso abzusehen. Mit dem Entschluss zur Bebauung in der Fasanerie sei nun erstmals der gegenteilige Fall eingetreten. "Oberbürgermeister Reiter und seine Stadtratsmehrheit sind offenbar dabei, alle guten städtebaulichen Vorsätze über Bord zu werfen", sagte Danner. Als Senatsbeschluss muss die Entscheidung des Planungsausschusses nicht mehr dem vollversammelten Stadtrat vorgelegt werden.

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