Familie und Job:Zurück in eine zweite Zukunft

Seit sechs Jahren hilft das Projekt "power m" Frauen, nach einer Elternzeit wieder ins Berufsleben einzusteigen. Daniela Feyrsinger hat davon sehr profitiert

Von Katharina Hamel

Etwa 50 Bewerbungen hat Daniela Feyrsinger aus Germering geschrieben, bis es endlich geklappt hat. Nach einem dreimonatigen Bewerbungsmarathon und zehn Jahre nach ihrer letzten Festanstellung hat die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation wieder einen Vollzeit-Job. "Man darf sich den Mut nicht nehmen lassen", das rät Feyrsinger den etwa 40 Frauen, die ihr gespannt entgegenblicken und sich eifrig Notizen machen. Bei dem Vortrag informieren sie sich über das Projekt "power m", es soll Männern und Frauen aus dem Großraum München helfen, nach einer Eltern- oder Pflegezeit wieder ins Berufsleben einzusteigen. In dem sechsmonatigen, kostenlosen Programm können sie Computerkenntnisse auffrischen, sich auf dem Arbeitsmarkt orientieren, neue Berufsperspektiven entwickeln, an Bewerbungstrainings teilnehmen und Selbstvertrauen tanken.

Für dieses Angebot arbeiten sechs Münchner Beratungs- und Weiterbildungseinrichtungen zusammen, darunter das Wirtschaftsreferat der Stadt, die Münchner Volkshochschule und die Frauenakademie München. Das Projekt bekommt Zuschüsse vom Bundesfamilienministerium und dem Europäischen Sozialfonds. Erst vergangenes Jahr wurde es bis 2018 verlängert. Mehr als 3300 Frauen habe die Initiative seit ihrer Gründung vor sechs Jahren auf dem Weg zurück in den Beruf betreut und begleitet, sagt Alexandra Eichner von der Münchner Volkshochschule. Etwa 65 Prozent der Absolventinnen von "power m" hätten zeitnah einen beruflichen Wiedereinstieg erreicht. Die durchschnittliche Teilnehmerin ist etwa 43 Jahre alt und hat zwei Kinder. Sie hat eine Ausbildung oder einen Hochschulabschluss im kaufmännischen oder technischen Bereich und neun Jahre nicht mehr in ihrem Beruf gearbeitet. Nur ein Prozent der Teilnehmer sei männlich.

Daniela Feyrsinger ist ein typisches Beispiel für eine "power m"-Teilnehmerin. Nach der Geburt ihres Sohnes vor zwölf Jahren ging die heute 40-Jährige in Elternzeit. Als ihr Kind in den Kindergarten kam, begann sie, auf 450-Euro-Basis in einem Minijob zu arbeiten. Die Trennung von ihrem Mann Anfang 2015 war schließlich der Auslöser dafür, sich um eine neue Festanstellung zu kümmern. Den Wunsch, einer anspruchsvolleren Tätigkeit nachzugehen, habe sie schon länger gehegt, erzählt Feyrsinger. "Aber ich wusste nicht, wie." In der Zeitung fand sie schließlich eine Anzeige von "power m".

Das Erfolgsrezept des Projekts ist für Andrea Janik von der Volkshochschule klar: "Es gibt bei uns nicht einen Kurs, den jeder Teilnehmer von Anfang bis Ende absolviert." Jeder Lebenslauf sei anders und jede Frau habe Schwierigkeiten in anderen Bereichen. Kurse und Fortbildungen würden von den Beratern deshalb individuell auf jede Person abgestimmt. Im Juni vergangenen Jahres fing auch Feyrsinger an, ein solches Programm zu absolvieren. Sie besuchte Computerkurse, um sich auf den aktuellsten Stand zu bringen. "Das lief ganz gut", wie sie sagt. Beim Bewerbungstraining lernte sie, sich gut zu präsentieren und aktualisierte ihre Bewerbungsmappe. Ende September verschickte sie schließlich ihre erste Bewerbung.

Auch der programmeigene Stellenservice trägt laut Eichner zum Erfolg des Projekts bei. Die Initiative kooperiert mit mehr als 500 Arbeitgebern in der Region München. Die Jobbörse habe sich über die Jahre vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen einen guten Ruf erarbeitet. "Es ist eine Win-Win-Situation", sagt Eichner: Die Frauen kämen in Arbeit und die Betriebe sparten sich viel Geld auf der Suche nach geeigneten Kandidaten. Sie wüssten inzwischen, welche Vorteile jemand mitbringe, der eine Familie plus Haushalt gemanaget habe. "Einige Unternehmen veröffentlichen ihre Ausschreibungen sogar zuerst oder ausschließlich bei uns."

So hat auch Feyrsinger ihre neue Stelle gefunden: Seit Ende Februar arbeitet sie in ihrem gelernten Beruf in einem Schmerztherapiezentrum in München. Am wichtigsten sei ihr bei der Teilnahme an dem Programm jedoch gewesen, andere Frauen zu treffen, die den Wiedereinstieg wagen, und "zu merken, dass ich nicht die Einzige bin".

Die nächste Informationsveranstaltung findet am 21. März um 16.30 Uhr in der Münchner Volkshochschule (Landwehrstraße 32a) statt.

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